Die Darwin-Kinder
und die Dinge nahmen, wie sie kamen. Sicher stammten sie aus Arbeiterfamilien und kamen aus dem Ort.
»Scheiße noch mal«, versuchte die Schwester, die sie zuerst angesprochen hatte, zu brüllen, aber es kam nur als schwaches Krächzen heraus. »Wo sind denn alle geblieben? Wo sind die Ärzte?«
Tapfere Frauen aus dem Ort, es lag ihnen etwas an den Kindern. Sie hätten sich aus dem Staub machen können, waren jedoch geblieben.
Dicken trat in den Hof. Die Betonfläche, die fünfzehn auf fünfzehn Meter messen mochte und von hellbraunen, stuckverzierten Mauern umgeben war, war mit einer Segeltuchbahn überdacht. Die Beleuchtung ließ zu wünschen übrig; es waren nur Lampen eingeschaltet, die in die Mauern eingelassen waren und die Wege rund um den offenen Hof anstrahlten. Das Zentrum lag stockdunkel da. Das Pflegepersonal hatte auf dem Beton – anfangs sicher mit System – Feldbetten aufgestellt und Matratzen ausgebreitet, doch später dem Chaos offenbar nichts mehr entgegensetzen können.
Unter dem Zeltdach befanden sich mindestens hundert Kinder, die meisten lagen auf dem Boden. Vier Frauen, zwei Männer und ein Kind gingen mit Eimern und Schöpfkellen zwischen den Feldbetten hin und her und versorgten die Kranken mit Wasser, sofern sie die Kraft hatten, sich aufzusetzen. Durch Spalten und Lüftungsklappen im Segeltuch waren der Sternenhimmel und das Mondlicht zu sehen. In diesem Innenhof war es immer noch unerträglich heiß. Das Personal hatte alle Behälter zum Kühlen von Wasser aus dem Gebäude geholt und hier aufgebaut; aus Plastikfässern, in deren Umgebung verschüttetes Wasser graue, bereits verblassende Ringe gebildet hatte, hingen ein paar Schläuche heraus.
Einige der robusteren Kinder, es waren nur wenige, saßen unter den Lampen des Gehwegs, die Rücken an die Stuckmauern gelehnt, ließen die Schultern hängen und starrten ins Leere.
Eine Frau in weißer Tracht ging auf DeWitt zu. Sie war kleiner als die anderen Schwestern, fast schon winzig, hatte walnussfarbene Haut, dunkle mandelförmige Augen und kurzes schwarzes Haar, das sie unter eine Baseballkappe geschoben hatte. »Sind Sie die Beraterin, Miss DeWitt?«, fragte sie. Ihre Stimme verriet einen ausländischen Akzent –
Dicken nahm an, dass sie von den Philippinen stammte.
»Ja.«
»Kommen die Ärzte zurück? Gibt es inzwischen wieder Medikamente?«
»Wir stehen unter absoluter Quarantäne«, erklärte DeWitt.
Als die Frau Dicken ansah, verzerrte sich ihr Gesicht vor ohnmächtiger Wut. Endlich kam einer von draußen, aber er kam mit leeren Händen, hatte nichts mitgebracht, das helfen konnte. Sie alle fühlten sich von ihm im Stich gelassen. »Der heutige Tag und die letzte Nacht waren der reinste Horror. Alle Kinder, die ich betreut habe, sind gestorben. Ich arbeite in der Spezialtherapie. Die Kinder hatten nur eine einzige Schwäche: eine verminderte Auffassungsgabe, sie lernten langsamer als andere. Sie waren meine ganze Freude.«
»Das tut mir Leid«, sagte Dicken und streckte seine Tasche mit den Utensilien zur Probenentnahme hoch. »Ich bin Seuchenspezialist und brauche Proben vom gesamten Pflegepersonal, das hier arbeitet.«
»Warum? Haben die Angst, dass es sich nach draußen verbreitet?« Sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Keiner von uns ist krank geworden, nur die Kinder.«
»Wenn wir den Kindern, die noch am Leben sind, helfen wollen, müssen wir herausfinden, was hier passiert ist. Und wie es geschehen konnte.«
»Wollen Sie das hier etwa entschuldigen, Mister Soundso –
wer, zum Teufel, Sie auch sein mögen?«, zischte sie.
»Mir ist klar«, sagte Dicken, »dass Sie Ihr Möglichstes getan haben. Aber wir dürfen nicht locker lassen, müssen uns weiter damit befassen.« Er schluckte. Das hier entwickelte sich bereits zur schlimmsten, schrecklichsten Nacht, die er je erlebt hatte. Zu einem furchtbaren Albtraum.
Die Arme der Frau zitterten. Sie wandte sich ab. Als sie sich ihm schließlich wieder zuwandte, wirkten ihre Augen so dunkel und leer wie die Fenster am Eingang des Zentrums.
»Lebensmittel würden schon helfen«, sagte sie so bedächtig, als habe sie es mit einem ihrer weniger intelligenten Schützlinge zu tun. Einem Schützling mit verminderter Auffassungsgabe. »Wir müssen denen, die noch am Leben sind, was zu essen geben.«
»Ich glaube, es sind genügend Lebensmittel da«, erwiderte DeWitt.
»Wie viele sind es noch, da draußen?«, fragte die Frau mit hilfloser Geste. Ihre Hände wirbelten
Weitere Kostenlose Bücher