Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Licht. Weiter hinten, in der Diele, bewegte sich etwas.
    Sie hämmerte so lange gegen die Tür, bis eine junge Frau in blauer Dienstkleidung kam und die Tür mit verwirrter Miene einen Spalt breit öffnete.
    »Wir fangen gerade erst an«, erklärte die Frau. »Ist es ein Notfall?« Sie war Mitte zwanzig, füllig, aber nicht unförmig, hatte starke Arme, blond gefärbte Haare und nette braune Augen.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie störe, aber wir haben Probleme mit unserer Katze.« Kaye lächelte so gewinnend wie möglich und setzte gleichzeitig eine Leidensmiene auf. Gleich darauf machte die Frau ihr die Tür auf und ließ sie in den kleinen Vorraum der Tierklinik. Kaye drehte sich nervös um und musterte den Empfangstisch und die Regale mit speziellem Tierfutter und anderen Produkten zur Tierpflege. Die Frau trat hinter den Empfangstisch, reckte den Kopf und lächelte. »Na dann, herzlich willkommen. Was kann ich für Sie tun?« An der Brusttasche trug sie ein Schild, das ein grinsendes Hündchen zeigte. Darunter stand ihr Name: Betsy.
    Die guten Frauen dieser Erde, die sich allem und jedem annehmen, dachte Kaye. Sie sehen fast nie besonders gut aus –
    und dennoch sind sie die Allerschönsten. Sie hatte keine Ahnung, warum ihr das plötzlich einfiel und schob es beiseite, nutzte das Gefühl jedoch, um einen Funken Verständnis in ihr Lächeln zu legen.
    »Wir sind auf Reisen«, begann sie. »Und Shamus, das arme Ding, begleitet uns. Shamus ist unser Kater.«
    »Was fehlt ihm denn?«, fragte Betsy mit echter Anteilnahme.
    »Er ist einfach alt. Die Nieren versagen allmählich. Ich dachte, ich hätte unsere Medikamente mitgenommen, aber…
    wir haben sie in Brattleboro vergessen.«
    »Haben Sie die Adresse Ihres Tierarztes dabei? Eine Telefonnummer? Gibt es einen Ansprechpartner, mit dem wir uns kurzschließen können?«
    »Shamus war seit Monaten nicht mehr beim Tierarzt. Wir sind vor kurzem umgezogen und haben uns selbst um ihn gekümmert. Auf dem Weg hierher sind wir schon in einer Tierklinik gewesen… Aber die haben sauer reagiert. Es ist ja noch so früh, aber wir sind die ganze Nacht durchgefahren. Die haben mich einfach abgewimmelt. Ich hab so gehofft, dass Sie mir helfen könnten«, schloss sie händeringend.
    In Betsys Augen blitzte ein leichter Verdacht auf. »Wir können Narkotika oder Schmerztabletten nicht einfach so herausgeben.«
    »Darum geht es auch nicht«, erwiderte Kaye mit klopfendem Herzen. Sie lächelte und holte tief Luft. »Oh, verzeihen Sie mir, aber ich mache mir solche Sorgen um das arme Ding. Wir brauchen die Ringer-Lösung mit Zusätzen von Milchzucker, Natrium, Kalium und Calcium, vier oder fünf Liter, außerdem eine Klemme und entsprechend viele Kanülen und Nadeln, 25er-Nadeln.«
    »Die sind ein bisschen zu dünn für eine Katze. Wird ewig dauern, die Flüssigkeit in sie hineinzubringen.«
    »Die Katze ist ein Er«, berichtigte Kaye. »Gegen dickere Nadeln wehrt er sich.«
    »Na gut«, sagte Betsy skeptisch.
    »Und Methyl-Prednison. Als Beruhigungsmittel für unterwegs.«
    »Wir haben Depo-Medrol da.«
    »Wunderbar. Haben Sie auch Vidarabin?«
    »Das ist nichts für Katzen.« Die junge Frau runzelte die Stirn.
    »Ich werde das alles mit dem Doktor absprechen müssen.«
    »Er ist jetzt in der Hütte – unser Kater, meine ich. Es geht ihm nicht gut, und das ist allein meine Schuld. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    »Sie haben schon Erfahrung mit der Behandlung…
    stimmt’s?«
    »Ich bin Expertin.« Kaye setzte ein tapferes, weinerliches Lächeln auf.
    Die junge Frau gab die Liste der Medikamente in einen Computer mit flachem Bildschirm ein. »Ich bin nicht einmal sicher, ob ich weiß, was Vidarabin ist.«
    Kaye kramte in ihrem Gedächtnis, versuchte sich an die endlosen Stunden zu erinnern, die sie vor Jahren damit zugebracht hatte, im Internet nach PediaServe, MediSHEVA und hundert anderen Web-Sites und Dateien zu suchen, um sich auf eine unbekannte Katastrophe einzustellen. »Es gibt ein neues Mittel, das wir auch schon verwendet haben.
    Picornaven, Enteroven oder etwas Ähnliches?«

    »Wir haben Picornaven für Pferde da. Ist bestimmt nicht das, was Sie suchen.«
    »Doch, kommt mir bekannt vor.«
    »Es wird nur in recht großen Mengen abgegeben.«
    »Gut. Famicyclovir?«
    »Nein.« Betsys Argwohn war jetzt endgültig geweckt.
    »Vielleicht gibt’s das in einer Drogerie. Was für ein Leben hat Ihre Katze denn hinter sich?«
    »Er war immer ein ganz Wilder.«
    »Wenn er so

Weitere Kostenlose Bücher