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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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es über die Jahre gelernt hatte, kniff er das gesunde Auge zusammen, damit er mit der beschlagenen Linse besser die Abdeckungen über den Lüftungsschlitzen und andere Einzelheiten ganz oben erkennen konnte. Ein paar Röhren ragten aus dem Gebäude hervor; eine dicke Starkstromleitung führte zu einem Mast und von dort aus zum Trafokasten neben der alten Scheune.
    Middleton zog die Tür auf. Drinnen war es so kühl, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. »Jedenfalls funktioniert hier die Klimaanlage.«
    »Sie ist nicht an die Hauptanlage angeschlossen, sondern arbeitet separat«, erklärte Middleton. »Dieser Bau ist jüngeren Datums als die anderen.«
    Dicken holte tief Luft. Er fühlte sich, als jage er irgendwelchen Schimären nach. Vielleicht gab es in diesem Gebäude Arzneimittel, aber er bezweifelte es. Eher würden sie hier wohl Laborausrüstungen finden – es sei denn, Trask hatte sich heimlich mit den Ärzten zusammengetan, um auch diese Dinge zu verscherbeln. Dennoch war es durchaus möglich, dass dieses Labor besser ausgestattet war als das kleine Behelfslabor neben der Krankenstation. Aber all diese Überlegungen hatte er nur als Vorwand benutzt, um hier einzudringen.
    Ihn hatte etwas anderes hierher getrieben, ein instinktiver Verdacht, der ihm im Zentrum für Spezialtherapie gekommen war, als er durch die Reihen von Feldbetten gegangen war. Wir sind neugierig wie Affen, dachte er bei sich. Wir lassen uns keine Gelegenheit entgehen.
    An der Wand hinter der Tür entdeckte er einen Schalter und machte Licht. Neonröhren überzogen das Innere mit ihrem kühlen, sterilen Gleißen. Kühlschränke aus rostfreiem Stahl –
    riesige Labormodelle mit winzigen blauen
    Temperaturanzeigern – nahmen die nördliche Wand ein. Teure Geräte, ganz anders als die kleinen verbeulten Dinger draußen vor der Krankenstation.
    »Wann sind Jurie und Pickman abgefahren?«, fragte er.
    »Das kann ich nicht genau sagen.«
    »Haben die beiden irgendetwas von hier mitgenommen?«
    Middleton zuckte die Achseln. »Ich hab sie nicht abfahren sehen. Ich kann die Augen ja nicht überall haben.«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Dicken, dessen Schutzmaske juckte. Er griff nach oben, um sich die Nase zu reiben, besann sich jedoch eines Besseren.
    »Wie lange wird das hier dauern?«, wollte Middleton wissen.
    Dicken ging nicht darauf ein. Die Kühlschränke waren verschlossen und mit Zifferntastaturen versehen. Er ließ die Finger über eines der Nummernschlösser gleiten und schüttelte den Kopf.
    Middleton fand am Bund einen Schlüssel, der zur gegenüberliegenden Tür passte. Sie führte zu einem kleinen Pathologielabor, in dem ein einzelner vor Reinlichkeit glänzender Autopsietisch aus Stahl stand. Alle Instrumente lagen säuberlich aufgereiht auf Tabletts oder in Schränken an der Wand gegenüber. Bis auf einige Instrumente, die sich noch in einem Sterilisierungsapparat befanden, wirkte das Labor wunderbar aufgeräumt, übersichtlich und gepflegt.
    »Wann wurde hier die letzte Autopsie durchgeführt?«, fragte Dicken.
    »Ich glaube nicht, dass hier jemals Autopsien stattgefunden haben«, erklärte Middleton. »Jedenfalls habe ich nie von einer gehört. Bräuchten wir dazu nicht die Genehmigung vom Bezirk?«
    »Wenn die sich für nicht zuständig erklären, wohl kaum.
    Vielleicht weiß es Mark.« Allerdings bezweifelte Dicken allmählich, dass Augustine überhaupt irgendetwas wusste. Es sah mehr und mehr so aus, als hätten die politischen Wölfe in Washington seinen alten Chef bei den CDC, der den Krisenstab doch angeblich leitete, abgesägt – vielleicht war kastriert das bessere Wort.
    Nachdem sie einen kurzen Gang durchquert hatten und nach rechts abgebogen waren, stießen sie unverhofft auf eine wahre Goldader: ein perfekt ausgestattetes Labor für Molekularbiologie und Genetik, das unter seiner hohen Decke sicher hundertachtzig Quadratmeter umfasste und voller Gerätschaften war. Es gab Zentrifugen für die Gewebetrennung, von denen Proben zu Analysegeräten befördert wurden – zu Matrix-Sequenzierern und zu Sequenzierern für unterschiedliche Nucleinsäureproben, speziell für Polynucleotide, RNA und DNA; Geräte zur Proteinanalyse, die ganze Proteinkomplexe aufschlüsseln konnten; Geräte zur Zucker- und Fettanalyse, die diese Moleküle und verwandte Verbindungen isolieren und identifizieren konnten. Weitere Apparate standen hinten an den breiten stählernen Experimentiertischen.
    Die Sortier- und

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