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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schlimm krank ist…«
    »Er bedeutet uns so viel.«
    »Sie sollten auf den Tierarzt warten. Er ist in einer Stunde zurück.«
    »Ich weiß nicht, ob uns noch so viel Zeit bleibt.« Kaye blickte mit einer Miene der Verzweiflung, die sie nicht einmal vortäuschen musste, auf die Uhr.
    »Sind Sie sicher, dass Sie genügend Erfahrung damit haben und wissen, wie die Sache funktioniert?«
    »Wir haben ihn schon ein Jahr auf diese Weise durchgebracht. Ich hab ihn seit achtzehn Jahren, er ist ein tapferer alter Kater. Ich weiß gar nicht, was ich ohne ihn anfangen sollte.«
    Die Arzthelferin schüttelte skeptisch, aber voller Anteilnahme den Kopf. »Ich könnte Probleme bekommen.«
    Kaye hatte überhaupt keine Schuldgefühle. Hätte sie jetzt eine Waffe dabei gehabt, sie hätte nicht gezögert, die Frau mit Gewalt zur Herausgabe all dessen, was sie benötigte, zu zwingen. »Das möchte ich natürlich nicht«, erwiderte sie und sah der Frau direkt in die Augen.
    Die Arzthelferin wiegte den Kopf. »Ach, was solls. Alte Katzen können einem schon zu schaffen machen, was?«
    »Das können Sie laut sagen.«

    »Und wir sind hier ja nicht in der Großstadt. – Fünf Liter Ringer, zweihundert Milliliter Picornaven für Pferde – das ist die kleinste Menge, die wir da haben –, und Depo-Medrol.«
    Betsy griff nach der ausgedruckten Liste. »Kreditkarte oder Bankabbuchung?«
    »Ich zahle bar.«

    39
    Ohio

    Yolanda Middleton folgte Dicken über den Platz mit den Caravans der Schule zu den alten Landwirtschaftsgebäuden.
    Nachdem sie ihn mühelos eingeholt hatte, zog sie einen Schlüsselbund hervor. »Wir haben Trasks Büro geplündert«, erklärte sie. »Wir haben Generalschlüssel zu allen Gebäuden gefunden. Das Schild am Schlüsselbund stammt noch aus der Zeit, als das hier ein Gefängnis war. Einige Krankenschwestern sagen, es könnten hier noch Vorräte gelagert sein, aber das weiß niemand genau.«
    »Wunderbar. Ist Kelson je hier gewesen?«
    »Das glaube ich nicht, das hier war ja Dr. Juries Labor. Dr.
    Pickman war sein Assistent. Beide hatten
    Forschungsgenehmigungen. Sie hielten sich fern von uns Übrigen.«
    »Welche Art von Forschung haben sie betrieben?«
    Middleton schüttelte hilflos den Kopf.
    Nachdenklich blieb Dicken auf dem asphaltierten Gehweg stehen und klopfte mit der Schuhspitze leicht gegen den Randstein. Über die Schulter blickte er auf die umgebaute Scheune, die frühere Berufsschule und die drei nackten Betonwürfel, die dazwischen lagen. Als er sich wieder in Bewegung setzte, folgte ihm Middleton.
    Der Würfel, der ihnen am nächsten lag, wies an der Seite eine doppelte Stahltür auf. KEIN ZUTRITT stand mit weißer Schrift auf dem blauen Emailleschild.
    »Was ist da drin?«

    »Na ja, unter anderem sollte das Gebäude wohl zur vorübergehenden Aufbahrung von Leichen dienen, hat man mir erzählt. Ich weiß aber nicht, ob es je dazu benutzt wurde.«
    »Warum hier?«
    »Dr. Jurie hat uns gesagt, wir müssten die Leichname aller toten Kinder bei uns aufbahren. Die Beamtin, die im Bezirk für die Untersuchung von Todesfällen zuständig ist, wollte sie nicht abholen lassen, obwohl sie es eigentlich hätte tun müssen.«
    »Wurden die Eltern im Todesfall benachrichtigt?«
    »Wir haben’s versucht. Manchmal ziehen sie um, ohne uns die neue Adresse mitzuteilen. Sie lassen die Kinder einfach hier zurück.«
    »Hat die Schule einen eigenen Friedhof?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Ehrlich gesagt, hat sich Dr. Jurie um all diese Dinge gekümmert.« Middleton war deutlich anzumerken, dass ihr bei diesem Thema nicht wohl war. »Wir haben angenommen, dass sie auf einem öffentlichen Armenfriedhof außerhalb der Ortschaft beigesetzt würden. Es waren eigentlich auch nicht viele. Seit der Eröffnung der Schule vielleicht zwei oder drei, und nur ein Todesfall, seitdem ich hier arbeite. Trask hielt solche Dinge weitgehend unter Verschluss. Er bezeichnete Todesfälle als persönliche Angelegenheiten.«
    Dicken schnappte mit den Fingern. »Wo ist der Schlüssel?«
    Middleton suchte nach einem neueren Schlüssel am Bund und hielt ihn hoch, damit Dicken ihn inspizieren konnte. Auf dem Etikett stand: Fl-V.
    V stand vermutlich für Vordertür, aber was bedeutete F?
    Forschung. Mit einem einzigen Blick verständigten sie sich darüber, dass dieser Schlüssel wohl am ehesten infrage kam.
    Während Middleton ihn ausprobierte, ließ Dicken den Blick an der Betonfassade, die im Morgenlicht blassgrau wirkte, emporschweifen. Wie er

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