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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Analysegeräte waren durch automatische Förderbänder aus Stahl und weißem Kunststoff miteinander verbunden. Wie kleine Eisenbahngleise führten sie durch eine Landschaft, die mit Apparaten zur röntgenkristallographischen Moleküldarstellung, mit Inokulatoren, Inkubatoren und Videomikroskopen bestückt war – auch zwei hochmoderne Kohlenstoffmessgeräte gab es. Alles perfekt automatisiert. Ein Labor, das für die Arbeit einer einzelnen Person, höchstens für zwei, zugeschnitten war.
    Alle Gerätschaften auf und an den Experimentiertischen waren mit einem kleinen hellroten Cenomics Ideator verbunden, einem Hochgeschwindigkeitsrechner, der 3D-Bilder sowie Gen- und Proteinbeschreibungen und
    -identifzierungen in Echtzeit erzeugen konnte.

    Das Labor war mehr als üppig ausgestattet: Was Dicken bei seinem Rundgang entdeckte, summierte sich zu einem Luxus, den man schon als schamlos übertrieben bezeichnen musste, wenn man bedachte, dass es sich hier um die medizinische Einrichtung einer Schule handelte. Er hatte Laboratorien in reichen Biotech-Unternehmen besucht, die damit nicht hätten konkurrieren können.
    »Meine Güte«, sagte Dicken voller Ehrfurcht. »Hier haben wir die ganze Delta Queen vor uns, verdammt noch mal.«
    Middleton zog die Augenbraue hoch. »Wie bitte?«
    »Nichts.« Er ging zwischen den Experimentiertischen hin und her, blieb stehen, streckte die Hand aus, die immer noch im Schutzhandschuh steckte, und fuhr damit über den Ideator: Hier hatte er das Schiff gefunden, mit dem er den Fluss befahren konnte. Hier war alles, was er brauchte, um den Strom der Krankheit bis an die Quelle zurückzuverfolgen. Bis in die fernen, eisigen Zonen, dorthin, wo das Virus im Schlafzustand verharrt hatte.
    Falls ihn niemand unterstützte, würde er es auch ganz allein an Ort und Stelle schaffen, da war er sicher. Scheiß auf die blinde Welt da draußen. Er würde lediglich ein paar Handbücher brauchen. Einige dieser Geräte kannte er bislang nur aus Katalogen.
    Dicken beugte sich vor, um die Stahlplaketten, Etiketten und Versandadressen zu begutachten. »Wer hat all das bezahlt?«
    Middleton schüttelte den Kopf. Auch sie war verblüfft, konnte das Ausmaß dieser Entdeckung aber wohl nicht ganz einschätzen.
    Was er suchte, fand er schließlich auf der Rückseite eines Kohlenstoffmessgeräts. Dort stand auf einer Metallplakette EIGENTUM VON AMERICOL, INC. USA. AMTLICH
    REGISTRIERTE LEIHAUSRÜSTUNG.
    »Marge Cross«, bemerkte er, »die große Marge Cross.«

    »Was?«
    Dicken murmelte schnell eine Erklärung. Marge Cross war die Geschäftsführerin und Hauptaktionärin von AMERICOL
    und EUROCOL, zwei der weltgrößten Produzenten pharmazeutischen und medizinischen Bedarfs. Dass Kaye Lang zeitweise für Marge Cross gearbeitet hatte, erwähnte er nicht.
    »Wir müssen diese Gefrierschränke unbedingt öffnen. Und das da auch.« Er deutete auf die nicht gekennzeichnete Tür aus rostfreiem Stahl im hinteren Teil des Labors, die eigentlich eher einer Luke ähnelte.
    Middleton lief ein Schauer über den Rücken. »Ich weiß nicht, ob ich das tun möchte.«
    Dickens Miene verfinsterte sich. »Wir wollen doch jetzt nicht schlappmachen, oder?«
    Sofort riss sie sich wieder zusammen und reichte ihm den Schlüsselbund. »Ich suche nach den Codes.«

    40
    The Poconos, Pennsylvania

    Mitch schaltete auf Allrad-Antrieb und lenkte den Jeep durch eine Lücke in der Leitplanke, die irgendwann zerbrochen oder zerstört worden war – genau, wie George es beschrieben hatte.
    Der Jeep holperte den Damm hinunter.
    Kaye, die auf der Rückbank saß, bettete Stellas Kopf wieder in ihre Arme. Stella reagierte nicht auf das Holpern und Schlingern des Wagens. Durch die Windschutzscheibe starrte Kaye geradeaus, ohne irgendetwas wahrzunehmen, denn sie war tief in Gedanken versunken. Sie konnte ihr Gehirn nicht abschalten: Es schossen ihr Szenen und Pläne durch den Kopf, die sie in keiner Weise sinnvoll miteinander verbinden konnte.
    Sie war mit ihrer Weisheit am Ende und wusste, es würde ein böses Erwachen geben, ohne dass sie irgendetwas dagegen tun konnte.
    Sie war fast schon überzeugt davon, dass sie Stella verlieren würden. Sicher lag es auf der Hand, Pläne für eine Zeit nach Stella zu schmieden, aber dazu konnte sie sich einfach nicht durchringen. Ihre Gedanken sprangen hin und her, keinen dachte sie zu Ende, es tat zu weh.
    Sie spürte, wie ihr, wie in dem Albtraum, die Kehle eng wurde.
    »Da.« Mitch deutete nach

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