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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vorne.
    »Was?«, stieß sie mühsam hervor.
    »Eine Straße.«
    Wie George gesagt hatte, schlingerten sie jetzt auf einem fast überwucherten Weg entlang, der kaum die Bezeichnung Straße verdiente. Mitch riss den Jeep nach links. Der Pfad schlängelte sich etwa vierhundert Meter durch Unterholz, bis er schließlich auf die Hauptverkehrsstraße stieß. Auf diese Weise konnten sie die Straßensperren umgehen, die wegen der Quarantäne an den Bezirksgrenzen zu erwarten waren.
    Mitchs Intuition hatte sich während der letzten zehn Jahre stark verfeinert und er hatte scharfe kriminelle Instinkte entwickelt. Er konnte die Straßensperren, angeordnet vom Gesundheitsministerium oder Bundeskrisenstab, beinahe vor sich sehen, genauso wie die Sicherheitsleute des Bundes oder Nationalgardisten aus Philadelphia, die jedes Fahrzeug auf der Hauptverkehrsstraße kontrollierten, während die von den CDC
    beauftragten Beamten in einem Transporter des Krisenstabs auf der Lauer lagen…
    All das hatte er schon früher erlebt, vor sieben Jahren, als er unterwegs gewesen war, um einen neuen Unterschlupf für seine Familie zu suchen. Es war während der Panik gewesen, mit der die Öffentlichkeit auf den Fall Mrs. Rhine reagiert hatte.
    Kaye summte Stella etwas vor, wie damals, als Stella noch ein Baby gewesen war. Stellas Lippen waren aufgesprungen, ihre Stirn glühte. Ihr Kopf rollte hin und her, bis Kaye ihn in ihren Ellbogen bettete. Sie strich ihr das üppige, kurz geschnittene Haar zurück, beobachtete, wie die Wangen ihrer Tochter abwechselnd rot und wieder blass wurden, als könne sich ein rotes Ampellicht nicht für AN oder AUS entscheiden.
    Stella roch auf eigentümliche, unangenehme Weise scharf, wie eine faule Frucht, und das beunruhigte Kaye zutiefst.
    Kaye hatte den verfeinerten Geruchssinn, den sie als Mutter eines SHEVA-Babys entwickelt hatte, noch nicht gänzlich verloren, auch wenn sie selbst nicht mehr eigene Pheromone zur Kommunikation erzeugen konnte. Die Poren hinter den Ohren hatten sich nach zwei Jahren geschlossen, Mitchs sogar noch früher. Auch die Flecken auf ihren Wangen, die vielfarbigen Melanophoren, waren inzwischen verblasst, allerdings hatten sie bei Kaye kleine, in sich geschlossene Ansammlungen von Sommersprossen hinterlassen.
    Stellas Lippen bewegten sich. Sie begann zu sprechen oder eher vor sich hin zu brabbeln, wobei sich zwei Wortströme mischten. Kaye strich ihr über Lippen und Kinn, bis die ruhelosen Bewegungen aufhörten und von Stella nur noch ein Flüstern zu hören war.
    »Ich möchte die Wälder sehen./
    Die Zeit ist so knapp./
    Lasst mich in den Wäldern bleiben./
    Bitte./
    Bitte. Bitte.«
    »Wir sind in den Wäldern, Liebes«, sagte Kaye. »Wir sind doch im Wald.«
    Stella machte die Augen auf und schwang, vom Licht geblendet, den Arm hoch, sodass sie Kaye beinahe die Nase blutig geschlagen hätte. Kaye drückte den Arm nach unten und legte ihre Hand schützend vor Stellas Augen.
    »Wie lange dauert’s noch?«, fragte sie Mitch.
    »Ich weiß nicht genau. Eine Stunde vielleicht.«
    »Kann sein, dass sie nicht so lange durchhält.«
    »Sie wird nicht sterben. Es geht ihr schon besser.«
    »Sie will nicht trinken.«
    »Du hast ihr vor unserer Abfahrt doch Wasser gegeben.«
    »Sie hat auf den Sitz gepinkelt und ist ganz heiß. Sie will nicht trinken. Wie willst du das beurteilen können? Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns nicht wegstirbt.«
    »Sonst bin ich doch immer derjenige, der gleich schwarz sieht, erinnerst du dich?«
    »Das ist nicht komisch, Mitch«, schnappte Kaye.
    »Kannst du ihren Geruch denn nicht wahrnehmen?«

    »Besser als du.«
    »Sie stirbt nicht. Ich wüsste es.«
    »Bitte hört mit dem Streiten auf«, murmelte Stella, wälzte sich herum und trat schwach gegen die Tür. Ihre bloßen Füße machten kaum ein Geräusch. »Mein Kopf tut weh. Lasst mich raus. Ich will raus!«
    Kaye hielt ihre Tochter trotz der kurzen Gegenwehr fest. Mit einem enttäuschten Seufzen gab sie schließlich nach, ihr Körper wurde wieder schlaff. Kaye betrachtete Mitchs Hinterkopf, den unregelmäßigen Haarschnitt an der Nackenlinie. Das Haar war schlecht geschnitten. Du hast gespart, wo du nur konntest. Mitch hatte sich sowieso nie gern die Haare schneiden lassen. Einen Augenblick lang hasste sie ihren Mann. Sie hätte ihn am liebsten gebissen, gekratzt und geschlagen.
    Niemand wusste mehr über ihre Tochter als sie selbst.
    Keiner. Falls Mitch noch ein einziges Wort sagte, dachte Kaye, dann

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