Die Datenfresser
die mit Hilfe entsprechender Objektive, hochauflösender Kameras und spezieller Software auch die Augen von Passanten aus bis zu einem Meter Entfernung so aufnehmen können, daß ein für die Identifizierung ausreichendes Irisbild entsteht.
Einem größerem Publikum wurde die Methode in dem Film »Minority Report«, damals noch als Fiktion, bekannt. Im Film sind derartige Iris-Scanner überall an öffentlichen Orten, in Verkehrsmitteln und in personalisierten Werbetafeln, aber auch in tragbaren Geräten von Polizisten eingebaut. Jeder Passant wird im Film erfaßt und überprüft, es werden ihm aber auch auf ihn zugeschnittene Werbebotschaften gezeigt. Noch sind wir von einem solchen flächendeckenden Einsatz eine Weile entfernt. Klar ist aber, daß sich der Preisverfall bei den zugrundeliegenden Technologien – Optik, Kameras, schnelle Computerchips – in den nächsten Jahren fortsetzen wird, die Technologien aber gleichzeitig verbessert werden. Ob es dann Zustände wie in »Minority Report« geben wird, hängt wahrscheinlich einzig von der öffentlichen Akzeptanz der Technologie und ihrer Anwendung ab.
Die gleichen Mechanismen gelten auch für die automatische Gesichtserkennung. Derzeit funktioniert das computerisierte Wiedererkennen von Gesichtern nur unter bestimmten Bedingungen, bei geeignetem Lichteinfall und wenn die Anzahl der gespeicherten Gesichter, mit denen die Bilder von Passanten verglichen werden, nicht zu groß ist. Darauf zu vertrauen, daß das für immer so bleibt, wäre jedoch kurzsichtig. Solange es keine grundlegenden physikalischen Hürden gibt, werden die meisten Biometriesysteme irgendwann flächendeckend benutzt.
Das gilt auch für ein bisher recht wenig beachtetes Gebiet der Biometrie, die Handvenenmuster-Erkennung. Die Venen in der Handfläche bilden bei jedem Menschen ein sehr individuelles Geflecht, das mit Hilfe einer Infrarotkamera sichtbar gemacht werden kann. Nachdem die Methode über Jahre hinweg perfektioniert wurde, hat sie heute Einsatzreife erlangt und wird in Zugangskontrollsystemen und bei Geldautomaten verwendet. Im Gegensatz zu Fingerabdrücken ist die Überlistung dieses Systems mit Hilfe eines nachgemachten biometrischen Merkmals zumindest bisher nicht ganz so einfach.
Interessanterweise wurden bereits in Filmen schon vor vielen Jahren ansatzweise realistische Methoden vorweggenommen, mit denen biometrische Systeme überwunden werden können. Der Bösewicht im James-Bond-Film läßt das Auge eines Offiziers in seinen Agenten transplantieren, um eine Retina-Erkennung zur Atombombenaktivierung zu überlisten. Der Universal-Held McGuyver schaffte es mit wenig mehr als Kreidestaub, etwas Wachs und einer Kerze, einen Fingerabdrucksensor auszutricksen, um durch die alles entscheidende Bunkertür zu kommen. Solche Methoden sind gar nicht so weit entfernt von der Realität.
Überlisten und Attrappenbau
Die fiktiven Szenen in Filmen weisen auf einen grundlegenden Schwachpunkt der Zugangskontrolle und Authentifizierung mit Biometrie hin. Die Systeme arbeiten zwangsläufig immer mit einem Abbild des körperlichen Merkmals, das sie zur Erkennung verwenden. Wenn ein Angreifer es schafft, dieses Abbild nachzumachen oder gar den Körperteil, der vermessen wird, funktionstüchtig in seinen Besitz zu bringen, kann das System überlistet werden.
Viele der Merkmale, die für die biometrischen Erkennungssysteme verwendet werden – wie etwa Fingerabdrücke –, hinterlassen wir jeden Tag überall. Andere, wie das Abbild des Gesichts, unsere Stimme oder das Bild der Iris des Auges, lassen sich ohne unser Mitwirken und zum Teil sogar aus großer Entfernung erfassen.
Wenn ein Angreifer erst einmal im Besitz von Abbildern der Körpermerkmale ist, kann er mit geeigneten Methoden Attrappen herstellen, die das biometrische Zugangssystem überlisten. Der eigentliche Besitzer hat dann ein gravierendes Problem. Während er ein Paßwort oder einen PIN -Code, der verlorengegangen ist, problemlos austauschen kann, läßt sich ein biometrisches Merkmal, wie etwa ein Fingerabdruck oder ein Gesicht, nicht wechseln. Einmal in der Hand eines Angreifers, ist es für immer unbrauchbar. Biometrie wird so zur Falle, deren Langzeitrisiken der normale Nutzer noch kaum versteht.
Das Opfer eines Biometriediebs hat dann zudem das Problem, daß der Gedanke an nachgemachte, simulierte körperliche Merkmale zu sehr nach Fiktion oder amerikanischen Krimiserien klingt. »Wie soll man denn einen individuellen
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