Die Datenfresser
eingehende Telefonate oder SMS muß das Netz dabei wissen, wo sich das Telefon ungefähr befindet. Die Betreiber der Mobilfunknetze speichern zu diesem Zweck im sogenannten Location Register den letzten bekannten Aufenthaltsbereich des Telefons.
Entsprechend ist dem Funknetz bei jedem empfangsbereiten Mobiltelefon jederzeit der ungefähre Standort des Telefons bekannt. Technisch sind dabei jeweils benachbarte Funkzellen in Gruppen zusammengefaßt. Wenn nun ein Anruf zum Telefon durchgestellt werden soll, werden all jene Funkzellen einer Gruppe alarmiert, zu der die letzte bekannte Funkzelle gehört, in der das Telefon gesichtet wurde. Das Netz muß also aus technischer Sicht nicht wissen, in welcher Funkzelle ein Telefon gerade genau ist, es genügt vielmehr die Funkzellengruppe, die einen viel größeren Bereich abdeckt.
Die Abdeckungsbereiche der Funkzellen schrumpfen nach und nach durch den technischen Fortschritt und den Ausbau der Netze.
Immer kleiner werdende Funkzellen kommen bereits in den sogenannten Next Generation Networks, auch LTE genannt, zum Einsatz. Während die Betreiber der Netze heute typischerweise Ausdehnungen von mehreren Quadratkilometern mit einem Funkzellenmast abdecken, nimmt die Dichte der Zellen durch die Modernisierung der Netzinfrastruktur mit jedem Monat zu. Dies gilt besonders für urbane Räume.
Geolokationsdaten über das Mobiltelefonnetz in Ballungszentren werden daher schon in wenigen Jahren auf etwa fünfzig Meter genau ermittelbar sein. Daß das Mobiltelefon eine potentielle Ortungswanze in der Tasche ist, bringt die Technik mit sich und ist bereits heute Realität. In Zukunft wird die Wanze noch genauer, denn aufgrund der sich verändernden, räumlich dichter werdenden Netztopologie zieht sich die Lokalisierungsschlinge um das Mobiltelefon immer weiter zu.
Ortung des Mobiltelefons
Kaum ein Taxi fährt noch ohne, manche Vielfahrer haben bereits eines am Fahrrad: Viele Menschen kommen täglich mit einem Ortungssystem in Kontakt, das im Alltag vor allem aus Navigationsgeräten in Autos bekannt ist. Es ist das Global Positioning System ( GPS ), das über Satelliten die Position eines Empfängers ermitteln kann. Auch Mobiltelefone verwenden die Ortungstechnik.
Satellitengestützte GPS -Daten sind deutlich aussagekräftiger als die geographischen Daten der Mobiltelefon-Funkzellen. Im Mobiltelefon befindet sich dazu ein winziger Empfänger, der das Signal der GPS -Satelliten auswertet und daraus die Position auf der Erdoberfläche bestimmt. Die Genauigkeit der Lokationsbestimmung liegt unter optimalen Bedingungen, also freier Sicht auf den Himmel zu den Satelliten, bei etwa fünf Metern. Praktischerweise können die Satellitendaten über das GSM -Protokoll der Mobiltelefone übermittelt werden.
Der Grund dafür, daß GPS -Empfänger heute in vielen modernen Mobiltelefonen bereits eingebaut sind, ist in den USA zu suchen. Dort gibt es eine gesetzliche Regelung, die eine Notruflokationsdatenübermittlung verpflichtend macht. Wählt ein Amerikaner den Notruf 911, wird dabei seine geographische Position festgestellt. Da die Mobiltelefonhersteller für globale Märkte produzieren, hat diese Regelung zur Folge, daß viele Neugeräte die GPS -Satellitenortung typischerweise gleich eingebaut haben.
Längst haben auch kommerzielle Anbieter Satellitenortung in ihre Dienstleistungen integriert. Google und Nokia bieten beispielsweise die geographische Lokalisierung des Mobiltelefons inklusive eines kompletten Navigationsprogramms an. Fast wie selbstverständlich zeichnen die Unternehmen die Position des Telefons dabei auf, parallel zum GPS -Signal auch die Mobilfunkzelle, in der sich der Nutzer befindet. Sie verfügen dadurch über eine stets aktuelle Karte der Abdeckungsgebiete aller Funkzellen, die früher nur der Netzanbieter besaß.
Das Telefon selbst hat ohnehin zu jeder Zeit recht präzise Informationen darüber, welche Funkzellen sich in seiner Umgebung befinden und in welcher Zelle es gerade eingebucht ist. Die Nummer einer Funkzelle kann mit Datenbanken, aus denen die Lage und Ausdehnung jeder einzelnen der Zellen hervorgeht, zu einer geographischen Positionsinformation verknüpft werden. Wenn die Funkzelle, in der sich ein Mobiltelefon gerade befindet, an ein installiertes Programm, beispielsweise an den Google-Maps-Server, übermittelt wird, kann so die auf dem Display dargestellte Landkarte gemäß dem ungefähren eigenen Standort zentriert werden. Die Genauigkeit der
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