Die Datenfresser
Verortung hängt dabei direkt von der Größe der jeweiligen Funkzelle ab. In Großstädten erfolgt die Lokalisierung auf diese Weise auf einige hundert Meter genau, auf dem Land entstehen oft etliche Kilometer Fehlerradius.
Das gleiche Prinzip funktioniert auch mit WLAN -Hotspots, also den vielen kleinen lokalen Funknetzen, die privat oder kommerziell überall im Land betrieben werden. Viele Mobiltelefone können heute diese WLAN s im Vorbeigehen entdecken. Selbst wenn sich das Telefon mangels Paßwort gar nicht in ein solches lokales Funknetz einbuchen kann, so empfängt es doch die eindeutige Identifikationsnummer des WLAN -Senders. Diese Nummer wird dann über das Mobilfunknetz an einen Diensteanbieter weitergegeben.
Einer der großen Anbieter ist Skyhook Wireless, eine amerikanische Firma, die ihren Kunden eine Software für Mobiltelefone anbietet. Darüber kann der Benutzer seine Position präziser ermitteln. Das wesentliche Geschäft macht Skyhook Wireless aber schon seit Jahren mit der Zulieferung dieser Software für die Telefone seiner Vertragspartner, beispielsweise iPods und iPhones der Firma Apple, die zusätzlich zu WLAN und Funkzelleninformationen die GPS -Positionen abfragt und speichert. Die durch das Telefon empfangbaren Mobilfunkzellen wurden dann mit den Informationen zur
Lage von WLAN -Hotspots korreliert. Dadurch verfügt die Firma über einen Schatz: eine weltweite Datenbank mit sich stetig aktualisierenden Angaben, welche Funkzellen und WLAN s wo verortet sind.
Google hat auf seinen Street-View-Fahrzeugen aus genau diesem Grund einen WLAN -Empfänger installiert: Die WLAN -Netze in der Umgebung der über das Land fahrenden Autos werden permanent erfaßt und zusammen mit ihrer Feldstärke und der Geoposition gespeichert. Aus diesen Daten baut Google ebenfalls eine Datenbank auf, mit der sich ein Telefon auf wenige dutzend Meter genau verorten läßt, besonders dann, wenn es im Innenstadtbereich, wo viele WLAN s zu finden sind, unterwegs ist.
Auch ohne satellitengestützte GPS -Ortung kann so allein aus den Funkzellen und den in der Umgebung empfangbaren WLAN s der Ort des Telefons genau bestimmt werden, ganz ohne Kooperation des Mobilfunkanbieters. Während es zumindest in Deutschland für die Übermittlung der Funkzelleninformation durch den Anbieter an Dritte restriktive Regeln gibt – um Mißbrauch zu verhindern –, werden von der Software auf dem Telefon selbst ausgelöste Übertragungen zu Drittanbietern kaum reguliert. Der Nutzer wird meist nur durch einen kurzes Hinweisfenster um seine Zustimmung gebeten. Danach überträgt die nützliche Landkarten-Software oder das kleine Social-Network-Programm ohne weitere Nachfragen die Positionsdaten zum Server des Anbieters.
Doch nicht nur beim Anbieter der Mobilfunknetze und bei Vertragspartnern der Telefonhersteller fallen geographische Informationen an, auch bei der Internetbenutzung entstehen Ortsinformationen, die ein Webseiten-Betreiber auswerten kann. Es ist nur wenigen bekannt: Aus Internet-Protokoll-Adressen lassen sich ebenfalls Lokationsdaten erkennen. Zwar ist die Zuordnung nur grob möglich, etwa auf die Ebene eines Landkreises oder Stadtteils. Jeder Kenner der Adreßzuweisungsverfahren kann jedoch anhand der IP -Adresse und sogenannter Geo- IP -Datenbanken geographische Informationen über den Nutzer ableiten.
Zukunft der Funkzellen-Entwicklung
Die Genauigkeit der Ortsinformationen in den mobilen Telefonnetzen wird sich in Zukunft weiter verbessern. Ursache sind einerseits neue Netztechnologien, die mit kleiner werdenden Funkzellen arbeiten, andererseits werden die funktechnischen Vorgehensweisen verfeinert, die zwar ursprünglich zur Optimierung der Datenübertragung zwischen Mobiltelefon und Zelle entwickelt worden waren, die aber eben auch die Position des Telefons genauer bestimmen. Ein dritter Grund für die präziser werdenden Lokationsdaten liegt in der Netzstruktur: Die sogenannten Next Generation Networks – also die zukünftigen Mobiltelefonnetze – haben reduzierte Sendeleistungen, um den stark gestiegenen Bandbreitenbedürfnissen der Benutzer entgegenzukommen. Da alle Anbieter auf dem deutschen Mobilmarkt mit der knappen Ressource der Funkfrequenzen haushalten müssen, bleibt den Betreibern keine andere Wahl als die Verkleinerung der Maschen des Funknetzes.
Parallel zu diesen technischen Neuerungen werden neue Arten von Mobilfunkzellen stärkere Verbreitung finden: sogenannte Pico-, Nano- und
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