Die Dawson Brüder - Gefährliches Spiel
mit angehaltenem Atem auf ein Geräusch. Normalerweise fürchtete sie die Dunkelheit nicht, doch nun waren ihre Nerven zum Zerreißen angespannt. Sie hatte das ungute Gefühl, beobachtete zu werden. Als sie spürte, wie ihr jemand ins Gesicht atmete, stieß sie einen spitzen Schrei aus und stolperte zurück.
Jemand stand direkt vor ihr und starrte sie an. Sie sah ihn nicht, konnte aber seine Anwesenheit spüren. Als unmittelbar vor ihr auch noch der Dielenboden zu knarren begann, geriet sie in Panik. Mit klopfendem Herzen tastete sie sich die Wand entlang und sah, auch wenn sie nichts erkennen konnte, immer wieder zurück. Das Knarren der Dielen verfolgte sie und vor lauter Angst konnte sie kaum atmen. Der Kloß in ihrem Hals schien ihre Luftröhre abzudrücken. Sarah stieß gegen etwas Hartes und ging zu Boden. Der Gegenstand zerbrach direkt neben ihrem Gesicht und das Geräusch hallte im gesamten Schloss wieder. Sie erstarrte und lauschte in die darauffolgende Stille hinein. Ihr Körper kribbelte vor Adrenalin und ihr Atem ging unregelmäßig, doch das Knarren war verschwunden. Nach einer endlosen Minute stand Sarah auf und tastete sich weiter die Wand entlang – diesmal langsamer und vorsichtiger. Über ihr baumelte ein Kronleuchter, es musste also irgendwo einen Lichtschalter geben. Sie fand einen, genau neben der Eingangstür und atmete erleichtert auf, als der Raum erhellt wurde.
Zugegeben, die Umgebung wurde nur schwach beleuchtet, aber es genügte, um nicht erneut mit irgendwelchen Gegenständen zu kollidieren. Apropos. Sie ging zu der Stelle, an der sie gefallen war, sank in die Hocke und betrachtete ihr Missgeschick. Eine braune Tonvase lag in kleinen Scherben zu ihren Füßen. Sarah biss sich auf die Lippe, denn das gute Stück war sicher teuer gewesen. Jetzt würde sie nicht nur wegen Hausfriedensbruch, sondern auch gleich wegen Sachbeschädigung verklagt werden! Höchste Zeit zu verschwinden, bevor sie wirklich Schwierigkeiten bekam. Sie ging zur Tür und entdeckte einen Sicherheitsriegel, der auf dieser Seite angebracht war. Er musste sich automatisch eingehakt haben, als die Tür ins Schloss gefallen war.
Sie schob den Riegel beiseite, öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen, als zwei junge Männer vor ihr standen. Einer hatte die Hand ausgestreckt, offenbar, weil er gerade die Tür öffnen wollte. Das mussten die Dawsons sein! Ihr Gegenüber war groß und schlank und hatte ein sehr männliches Gesicht. Seine schwarzen Haare waren mittellang und in einer modernen Frisur nach hinten gestylt. Er erinnerte Sarah stark an den glitzernden Vampir-Schönling Edward. Er trug eine schwarze Designerhose, dazu glänzend polierte Schuhe und ein weinrotes Hemd. Das schwarze Jackett hatte er sich locker über die Schulter geworfen.
Der zweite Mann sah aus wie ein Model. Seine Haare waren goldbraun und nach oben frisiert, wie es bei männlichen Models üblich war. Seine Augen waren dunkel, der Dreitagebart offensichtlich gewollt und die Lippen voll. Auch er trug teure Designersachen. Beide sahen unverschämt gut aus und Sarah schätzte sie auf höchstens sechsundzwanzig Jahre. Sie sahen genauso überrascht aus wie sie.
»Was tun Sie hier?«, fragte der Erste und ließ seine Hand sinken.
»Ähm.« Sarah lachte nervös. »Also ich kann das erklären.«
»Wir sind gespannt«, antwortete der Hintere und Spott schwang in seiner Stimme.
Sarah sah ihn an. »Ich bin Sarah Jones und Urlauberin auf Ihrer Insel.«
Der Erste hob die Brauen und Sarah kam sich vor wie eine Verbrecherin, die auf frischer Tat ertappt wurde.
»Nun Sarah, das erklärt leider immer noch nicht, warum Sie in unserem Haus sind?«, sagte der Schwarzhaarige und ging an ihr vorbei.
Sarah blieb an der Tür stehen und hielt sie ihm auf, während er sein Heim betrat. Sie kam sich total lächerlich vor. Der zweite Mann rührte sich keinen Zentimeter, sondern beobachtete Sarah, als traue er ihr nicht über den Weg. Sein Blick war ihr unangenehm und sie wandte sich an den Schwarzhaarigen.
»Wollten Sie uns bestehlen?«, fragte dieser, als ihm die zerbrochene Vase ins Auge fiel. Sarah war sich nicht sicher, aber es sah aus, als unterdrücke er ein Lachen.
»Äh nein, ich hatte nach dem Ausgang gesucht und war dagegen gelaufen. Ich werde selbstverständlich für den Schaden aufkommen«, versprach sie.
Er drehte sich zu ihr um. »Das glaube ich kaum. Sie hat mich eine halbe Million Dollar gekostet.«
Sarah schluckte.
»Wie sind Sie
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