Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
worden.«
»Gebissen?« Schlagartig kehrte Marios Erinnerung zurück.
Skylla, das Seeungeheuer! Die Schlange, die ihm das Amulett rauben wollte!
Doch er spürte, dass er es noch trug, es glühte und pulsierte auf seiner Brust. Nun sah er vor sich auf dem Meeresboden auch die drei Steine, die Skylla gehortet und bewacht hatte. Sie leuchteten rot, indigo und violett – drei magische Flammen, ein Farbenspiel, so faszinierend wie das Polarlicht neulich am Himmel. Skylla musste durch Sheila abgelenkt worden sein, sonst hätte sie ihre Steine bestimmt nicht unbeaufsichtigt gelassen.
Besorgt folgte Mario dem Fisch. Der Kelpwald war an dieser Stelle besonders dicht. Nur wenige Meter entfernt trieb ein Delfin im Wasser.
»Sheila!«
Sie reagierte kaum auf Marios Ruf. Es schien ihr wirklich sehr schlecht zu gehen. An ihrer Rückenflosse hing eine Schlange, die sich dort festgebissen hatte. Sie war kaum größer als ein fetter Regenwurm und schillerte grüngolden.
Mario konnte es kaum glauben. War das alles, was von dem grässlichen Ungeheuer übrig geblieben war?
»Sheila hat die Schlange im letzten Moment winzig klein gezaubert«, haspelte Spy. »Aber ich fürchte, sie hat trotzdem genug Gift abbekommen …«
Mario überlegte nicht lange. Er schoss auf Sheila zu und riss ihr die Schlange vom Rücken. Die Schlange wand sich hilflos in seinem Schnabel. Dann gelang es ihr, mit einer schnellen Drehung zu entschlüpfen, und sie schwamm hastig durchs Wasser. Doch bevor sie sich im Dunkel des Kelpwaldes verstecken konnte, schnellte zwischen den Stängeln ein braunweiß gefleckter Fisch hervor und verschlang die kleine Schlange mit einem einzigen Biss.
Mario starrte einen Moment auf den Fisch mit den fedrigen Brustflossen. Würde sich der Fisch jetzt verwandeln oder verändern? Aber nichts geschah. Die Schlange war offenbar zu klein und schwach, um noch irgendeinen Schaden anrichten zu können, und der braune Fisch schwamm davon, um nach weiterer Nahrung Ausschau zu halten.
»Sheila, hörst du uns?« Spy schubste den treibenden Delfin immer wieder an.
Mario schlüpfte unter Sheila und brachte sie erst einmal an die Wasseroberfläche, um zu verhindern, dass sie erstickte. Dabei dachte er fieberhaft nach. Wie konnte er ihr nur helfen?
Sheila bewegte matt ihre Brustflossen.
»Sag doch was, Sheila, … bitte!«
»Ma-rio …«
»Halte durch, Sheila! Kämpf gegen das Gift an!« Marios Stimme klang immer verzweifelter.
Plötzlich erinnerte er sich an das, was die Schlange über dieSteine erzählt hatte. Hatte sie nicht gesagt, der dritte Stein sorge dafür, dass man nie mehr krank wird? Welcher Stein war der dritte gewesen? Mario glaubte, dass Skylla den dunkelblauen Zauberstein gemeint hatte, aber ganz sicher war er sich nicht. Doch er musste es versuchen.
»Spy!«
Schon war der Fisch zur Stelle und schaute Mario mit seinen Linsenaugen erwartungsvoll an.
»Bring den blauen Stein herauf. Schnell!«
Spy gehorchte, ohne Fragen zu stellen. Kurze Zeit später war er wieder da und hatte den magischen Stein im Maul.
»Gib mir den Stein, und sorg dafür, dass Sheila nicht absinkt«, wies er Spy an.
Spy übergab Mario behutsam den Zauberstein, tauchte ab und stemmte sich von unten gegen den fast bewusstlosen Delfin, damit dieser nicht sank.
Mario klemmte den Zauberstein in seinen Schnabel und umrundete Sheila. Sachte strich er mit dem Stein über die Stelle, an der sich Skylla zuvor festgebissen hatte. Dann streichelte und berührte er Sheila weiter mit dem Zauberstein, am Rücken, am Bauch, am Kopf.
Hoffentlich hilft es!
Mario hatte keine Ahnung, ob es richtig war, was er da tat. Er konnte nur hoffen. Vielleicht war der Zauberspruch, den er dabei murmelte, auch zu einfach, aber ein besserer Reim fiel ihm nicht ein.
»Bitte, bitte, blauer Stein,
setze deine Heilkraft ein.«
Immer wieder umkreiste er Sheila. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor.
Er war nahe daran aufzugeben, als Sheilas Flossenbewegungen endlich deutlicher wurden und Spy den Delfin nicht mehr von unten stützen musste.
»Mannmannmann«, blubberte Spy erschöpft. »Ich kann echt nicht mehr. Kommt sie endlich zu sich?«
Mario war ungeheuer erleichtert, als er sah, dass Sheilas Blick klarer wurde.
»Was … was ist passiert?«, murmelte sie träge. »Hab ich was verpasst?«
»Verpasst?«, wiederholte Spy. »Du bist fast gestorben!«
18. Kapitel
Spys Geständnis
Sheila erholte sich rasch. Mario erzählte ihr, was geschehen war und dass sie von
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