Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
immer. Soweit wir das im Moment von uns allen sagen können.«
» Ist vielleicht jemand vorbeigekommen, hat sie jemanden gesehen und wollte den noch treffen?«
Nein, zumindest hätten sie nichts davon bemerkt, selbst wenn es so gewesen wäre. Sie hatten beide mit dem Rücken zur Straße gesessen, Marie auf der anderen Seite des Tisches mit Blickrichtung auf die Allee und die Düne.
Lene fragte, ob sie vielleicht überraschend schnell aufgebrochen sei. Kurzes Zögern, dann erinnerte sich Florence.
» Das kann man vielleicht sagen. Sie sprang plötzlich auf, trank ihr Glas aus und sagte abrupt, dass sie jetzt gehen müsse. Aber ich fand das normal, nur vielleicht für Marie nicht typisch, jetzt wo du danach fragst.« Plötzlich zog sie erschrocken die Luft ein. »Was wird aus uns? Sind wir jetzt auch in Gefahr?«
Lene hatte diesen Gedanke schon seit einigen Minuten. Natürlich waren die beiden jetzt in Gefahr. Andererseits durfte sie sie nicht wegschicken oder auch nur weglassen, da sie wichtige Zeugen waren, die sie noch brauchten. Sie sah sich um. So an der Ecke, so exponiert wie die beiden auf ihrem Platz waren, schienen sie vorerst in Sicherheit. Beruhigend verneinte sie und bat sie jedoch, immer in der Nähe anderer Menschen zu bleiben.
In dem Moment hielt en Frank und Gert, der weitere Nachbar, mit ihren Fahrrädern neben ihnen.
» Was ist denn bloß los? Überall große Unruhe. Es soll noch einen Mord gegeben haben. Wir wollten nur sehen, ob wir helfen können.«
Eine lahme Erklärung . Sie wollten nur wissen, was passiert war, das war deutlich. Na ja, warum sollten die Menschen auf einem Campingplatz anders reagieren als sonst überall. Sie zwang sich zu Freundlichkeit.
» Diesmal ist es Marie, Brigittes deutsche Freundin.«
» Was?« Ungläubigkeit breitete sich auf den Zügen aus. »Aber das ist doch ein ganz nettes Mädchen! Wer macht so etwas?«
» Das müssen wir herausfinden. Ihr habt auch nichts beobachtet? Diesmal haben wir noch gar keinen Zeugen.«
Frank schüttelte den Kopf. »Nein, wann soll es denn passiert sein? Ich war gestern schon so um elf rum im Bett. Wir waren in Béziers, ewig Stau auf der Hinfahrt, dann so heiß. Ich war todmüde.«
Von so etwas ließ er sich gleich umwerfen? Na ja, manche Männer und Einkaufsbummel …
Auch Gert wusste nichts. Sie versprachen die Ohren offenzuhalten, schwangen sich auf die Räder und fuhren zurück. Zum Strand trauten sie sich jetzt wohl nicht mehr. Weder Philippe noch Florence hatten bemerkt, ob Nachbarn von ihnen wach gewesen waren, als Marie aufbrach. Schade, da hätten sie vielleicht gezielter fragen können. Nun blieb nur noch die Routinearbeit.
Maline und Lene gingen zusammen, sahen auf die Nummernschilder der Fahrzeuge und teilten dann auf nach Nationalität.
» Haben Sie jemanden gesehen – gestern Nacht um halb zwölf in etwa?«
Verschlafene Gesichter. »Nein, warum?« Und genau dieses Warum wollten sie nicht beantworten. Die meisten waren schon im Wohnwagen gewesen, einige hatten schon geschlafen, andere waren erst morgens um vier nach Hause gekommen.
Dann wurde Lene von einem fröhlichen Bellen begrüßt, ein weißes Knäuel mit Zottelfell und mutwilligen schwarzen Knopfaugen sprang sie an. Die Besitzerin tauchte dahinter auf, nach der Autonummer zu schließen kam sie aus dem Saarland.
» Halb zwölf? Doch, ich war da gerade mit dem Hund draußen. Er muss immer noch mal bevor… na, das ist wohl unwichtig. Ich war auf dem Hundegassigehplatz rechts hinter dem Tor vor den Dünen. Und da habe ich jemanden gesehen, der auf die Dünen zuging. Warten Sie mal – also, es war ein Mann. Aber es war doch dunkel. Groß war er, aber ich kann nicht einmal sagen, welche Haar- oder Hautfarbe er hatte. Nur, dass er kräftig aussah. Sportlich, vom Gang zu schließen.«
» Das hilft uns ja schon weiter. Und Sie können wirklich nichts über die Hautfarbe oder Haarfarbe sagen? Machen Sie doch einmal die Augen zu und rufen sich das Bild zurück. Das hilft manchmal. Es wäre so wichtig.«
Frau Bachmann wurde neugierig.
»Was hat er denn getan? Hoffentlich keine Vergewaltigung oder so etwas.«
» Nein, keine Vergewaltigung. Aber Sie würden uns so sehr helfen. Bitte konzentrieren Sie sich.«
Und das tat sie. Ihr Gesicht wirkte erst wirklich entspannt, dann ang espannt.
» Es war ein Weißer. Aber die Haarfarbe war irgendwie dunkel, kann aber dunkelblond, dunkelbraun, dunkelrot gewesen sein. Keine Ahnung. Nicht schwarz, glaube ich. Es war zu
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