Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Ich komme mir vor als wären wir die letzten Versager. Habt ihr schon überlegt, was mit Florence und ihrem Bruder wird? Polizeischutz?«
» Wir haben ja noch bis heute Abend Zeit. Tagsüber ist zuviel los bei ihnen, da kann nicht viel passieren. Wir haben ihnen doch gesagt, dass sie sich immer unter Leuten aufhalten sollen. Eins nach dem anderen.«
Jetzt war es Lene, die die Übersicht behielt.
Renaud hatte inzwischen ein kleines Podest bekommen und stand mit einem Mikrophon in der Hand vor den durcheinanderrufenden Journalisten. Sein Gesicht wirkte ausdruckslos. Dann kam plötzlich Leben in ihn, er winkte sie und Maline zu sich herüber.
Sie drei bildeten eine Einheit – ein bisschen wie Siegertreppchen im Sport, dachte Lene spöttisch. Vom Siegen weit entfernt, aber vielleicht ein Omen - und sie wussten, es kam jetzt auf jedes Wort an. Jedes Wort konnte entscheiden, ob sie die Presse für oder gegen sich hatten. Endlich kehrte Stille ein. Renaud sprach.
» Wir haben heute in den Dünen die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie war die Freundin der Toten, die vor vier Tagen in ihrem Caravan getötet wurde. Beide waren Deutsche. Wir bemühen uns mit aller Kraft und einem großen Aufgebot an Polizeikräften diese beiden Fälle zu lösen, den Mörder zu überführen. Hier rechts neben mir sehen Sie Madame la Commissaire Lene Becker . Sie ist Hauptkommissarin in Nuremberg , dem Ort, aus dem die erste Tote stammt, und hilft uns, indem sie mit uns zusammen arbeitet. Ich bin Madame Becker sehr dankbar, dass sie dafür ihren Urlaub hier in Frankreich unterbricht. Lieutenant Maline Baudou kennen die meisten von Ihnen ja schon. Sie ist mir eine bewährte Hilfe.«
So hoffen wir bald zu e inem Ergebnis zu kommen. Über die Tat selbst möchte ich noch nicht sprechen. Das wäre für unsere Ermittlungen nicht förderlich, das müssen Sie verstehen. Haben Sie noch Fragen?«
Eine junge rothaarige Journalistin kämpfte sich nach vorn und rief, Wie alt waren die Fra uen?«
» Beide einundzwanzig Jahre alt. Sie haben hier Urlaub gemacht.«
Und dann war sie da, die gefürchtete Frage. Sie kam von einem eher una uffälligen Reporter, der seine Kamera direkt auf Luc und Lene hielt.
» Glauben Sie, dass die Fälle zusammenhängen? Und sind noch weitere Morde zu befürchten? Handelt es sich um einen Serientäter?« und dann rief ein anderer dazwischen: »Müssen jetzt alle jungen Frauen Angst haben, dass sie die nächsten sind oder auch nur die deutschen Frauen?« Es klang hektisch und newsgeil. Lene hasste diese spekulativen, medienwirksamen Fragen.
Luc wurde jetzt sehr ernst und bestimmt.
»Noch einmal. Ich kann Ihnen weitere Ermittlungsergebnisse nicht zur Verfügung stellen. Bis jetzt sieht es so aus, als ob die Fälle zusammenhängen. Wir sind überzeugt, dass es sich hier nicht um einen Serientäter handelt. Es handelt sich bei den Mordopfern um Freundinnen, also scheint ein gemeinsames Motiv wahrscheinlich. Natürlich sind nicht alle jungen Frauen oder alle deutschen Frauen in Gefahr. Trotzdem werden wir bis zur Aufklärung hier sehr präsent sein und die Tore zum Strand bereits mit Einbrechen der Dämmerung schließen lassen. Und nun brauche ich Ihre Mithilfe. Beruhigen Sie die Menschen hier und bitten Sie sie gleichzeitig um Vorsicht und um Mithilfe. Wir müssen bei allen Männern und Frauen, die das village verlassen, eine Speichelprobe nehmen. Dafür brauchen wir Ihr Verständnis. Machen Sie in dem, was sie schreiben, den Menschen klar, dass diese Form der Mithilfe notwendig ist. Sie ist auch für uns unbequem, das können Sie mir glauben!«
E in gewinnendes Lächeln überzog nun sein Gesicht, das die Reporter auf seine Seite holte.
» Und damit möchte ich jetzt schließen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie weitere Details erhalten, wenn ich es verantworten kann. Das muss für heute genügen.«
Sprach ’s und sprang mit einem Satz vom Podium. Lene war erleichtert. Die Mienen der Journalisten zeigten ihr, dass sie bereit waren mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Noch. Lange würde das Agreement nicht halten.
Luc strahlte sie an.
»Überstanden. Mon dieu , wie ich solche Pressekonferenzen hasse. Heute ging es noch. Normalerweise kommen sie mir vor wie unkontrollierte Wölfe, nur dass die nicht so schreien.«
Lene nickte nur. Das kannte sie.
Kapitel 20
Luc verabschiedete sich von Maline und Lene und fuhr zur Pathologie. George sah seinen Freund besorgt an. Luc hatte blaue Ringe unter den Augen und
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