Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Augenblick k amen Susanne und Jonas vom Duschen nach ihrer durch den Wind sehr anstrengenden Radtour. Sie hatten vorhin beim Zurückkommen erzählt, dass das ein ziemlich langer Aufenthalt in einem Bistro am Marktplatz des nahegelegenen Weinortes geworden war. Eigentlich Zeit für einen gemütlichen Nachmittagsmoment. Aber das ging jetzt ganz sicher nicht. Gab es doch mindestens eine weitere Mitwisserin. Da Brigitte - oder vielmehr Louise - von der Gürtelspange gesprochen hatte, war es wichtig, genau das herauszufinden. Hatte Brigitte der Frau mit dem Akzent davon erzählt, und wenn ja, diese später jemand anderem? Jetzt rückte die antike Kostbarkeit wieder in das Ermittlungszentrum.
Aber sie ist doch von niemandem gefunden worden, argumentierte ihre rationale innere Stimme. Warum hätte der Täter sie umbringen sollen ohne zu wissen, wo die Gürtelspange versteckt war? Vielleicht wollte er sie nur würgen bis sie es ihm sagte und hat sich verschätzt? Und plötzlich war sie tot, weil er eine Spur zu lange zugedrückt hat? Und die Vergewaltigung war der Ex von Brigitte, der unbekannte ER.
Immer die gleichen Vermutungen. Nur gab es jetzt außer der Kirche vielleicht noch jemanden, diese Madame wie auch immer oder jemanden aus ihrem Umfeld .
Sie bremste so heftig, dass die Kiesel von den Hinterrädern ihres Fahrrades hochgeschleudert wurden. Jean-Pierre saß noch bei den anderen. Wenigstens da hatte sie Glück. Er kam sofort, als sie ihn um ein Gespräch bat.
» Wo können wir uns ungestört unterhalten? Am besten wir setzen uns dort in die Dünen. Da ist es um diese Zeit am ruhigsten.«
Sie saßen in der noch immer sehr warmen Abendsonne. Hinter ihnen kam die berittene Polizei auf ihren in der Sonne glänzenden Pferden vo rbei. Sie hörten ihr Schnauben. Es ging nach Hause in den Stall. Lene ging kurz hinüber und erklärte, wer sie war und warum sie hier angezogen mit einem nackten Mann saß. Besser so um Missverständnissen vorzubeugen, grinste es in ihr. Angezogene Menschen in den Dünen gerieten schnell in den Verdacht Spanner zu sein - weibliche auch? Sei nicht albern, Lene! - und wurden sofort von der Polizei kassiert.
Dann ließ sie sich neben Jean-Pierre in den Sand fallen und fragte direkt, ob er etwas von einer Rückführung von Brigitte wusste. Überrascht sah er sie an.
» Sie war dort? Das wusste ich nicht. Sie hatte mich nur gefragt, ob ich jemanden kenne, der Rückführungen macht. Sie wollte in das katharische Leben eintauchen. Sie wusste von ihrer Mutter, dass man das konnte und fand es jetzt wichtig. Ich konnte das verstehen. Es war doch alles zu mysteriös.«
» Abenteuerlich. Aber egal, hast du ihr eine Adresse gegeben? Wusstest du von jemandem?«
Jean-Pierre schien zu erröten. Oder war es das Licht, das immer sanfter wurde?
» Ja, hm, ich kenne da jemanden.«
» Hast du schon einmal eine Rückführung gemacht?«
Nun zögerte er. Dann nickte er langsam.
»Und glaubst du an so etwas? Ist es möglich, dass das damals wirklich ein altes Leben von dir war?«
Er schien sich in sich zurückzuziehen, als ob schon diese Frage zu pe rsönlich war. Aber dann sah er Lene prüfend in die Augen und entschloss sich doch zu antworten.
» Ich glaube schon. Es gibt verschiedene Indizien dafür, dass es so gewesen sein könnte bei mir. Es war ein Lebensabschnitt, in dem ich viele Probleme lösen musste und viele Fragen hatte. Und – ja, es hat mir geholfen. Egal, ob es sich um ein reales altes Leben gehandelt hat oder nur um meine eigene innere Weisheit oder mein Wissen, das im Unterbewussten schläft. Es hat mir geholfen.«
Lene kaute nachdenklich an der Unterlippe. Sie musste wieder an Sarah, die junge Frau in Kalifornien denken , eine Freundin ihrer ermordeten Cousine. Sie glaubte ebenso sicher an die Reinkarnation und vermittelte die gleiche ruhige Überzeugung. Es war für sie eben so. Egal, was alle anderen dachten.
» Und du kennst die Adresse?«
Da sie sich mit Florence und Philippe duzte, waren Jean-Pierre und sie auch zum Du des Village übergegangen.
» Ja, sie wohnt in der Stadt. Mme Lefèvre. Ursule , glaube ich. Das gelbe Haus gegenüber der alten Kirche in der rue Gravotte. Die Telefonnummer habe ich nicht hier.«
Lene fragte ihn nach seinem Urteil über Madame Lefè vre. War sie vertrauenswürdig?
Jean-Pierre wurde lebhaft, als er sie schilderte.
» Eine tolle Frau, schon älter. Sehr angenehm, wenig insistierend.«
Er zögerte, schien nach Worten zu suchen um sie
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