Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
sie sie wegen Brigitte und dem unbekannten Lover befragt hatte, fragte sich Lene.
Karl wirkte sehr betroffen. Während er erzählte, ging Lene in Gedanken die Männer durch, die ihr dabei in den Kopf kamen. Groß und kräftig waren sowohl Frank als auch Rolf. Einer dunkelblond, der andere braun. Karl ist eher der gemütliche Typ, dachte sie. Nun wirklich nicht sportlich-kräftig. Aber plötzlich fielen ihr noch der Skandinavier von der Allee hinter Brigitte ein, dann der braun gebrannte, sportliche Hank aus Holland. Und und… es war müßig. Groß – kräftig – sportlich passte hier auf dreißig Prozent der Männer, zumindest zwanzig.
Sie brach auf. Als sie an der Dusche vorbeikam, sah sie wieder in der Erinnerung Marie auf sich zukommen – so lässig. Sie dachte an ihren durchtrainierten Kö rper. Hatte sie jemanden durch den Sport kennengelernt? Beim Joggen? Auf der linken Seite lugte jetzt Maries Zelt durch die blühenden Oleanderbüsche. Die Spurensicherung hatte alles abgesperrt. Lene ging hinüber. Ihr Hals fühlte sich beim Schlucken schon wieder trocken an. Der Wind war unangenehm. Der Zahn pochte. Deshalb fragte sie die Kriminaltechniker nur, ob sie ihre Hilfe bräuchten. Aber die verneinten.
» Wir bauen hier das Zelt und alles ab und untersuchen es im Labor. Sichern nur vorher alle Details vom Platz.«
» Habt ihr so etwas wie ein Tagebuch gefunden?«
Hatten sie nicht. Na, zweimal kann man auch nicht so ein Glück haben. Das Glück neigt nicht zu ständigen Wiederholungen.
Endlich sah sie die drei. Nein, vier, korrigierte sie sich. Jean-Pierre war auch gekommen.
» Sie haben mich angerufen und da bin ich gleich über den Strand gekommen.« Sicher, das war kürzer. Sie erschrak plötzlich. Natürlich, so wie herein, konnte man auf dem Weg auch hinaus! Hoffentlich hatte Luc daran gedacht.
» Waren irgendwelche Polizisten zu sehen?«
» Klar, sie wollten mich auch nicht durchlassen. Aber dann haben sie doch nachgegeben. Nur raus durfte niemand.«
Sehr gut, Luc! Da Jean-Pierre wieder zurückmuss, bleibt ihm nur der Hauptausgang und wir haben seine DNA.
Sie setzte sich, nahm dankend ein Glas Selterwasser entgegen und sah Florence direkt an.
» Also? Was wolltet ihr mir sagen?«
Florence reagierte als Er ste.
» Mir ist da etwas eingefallen. Einmal, es ist schon ein paar Tage her, fragte Marie, ob wir wüssten, dass Brigitte einen Freund hat. Und dabei tat sie sehr geheimnisvoll und wollte keinen weiteren Kommentar geben. Alles zu seiner Zeit, sagte sie und das so gekünstelt, dass wir keine Lust hatten weiterzufragen.«
» Aber – ich habe euch doch nach einem Mann in Brigittes Leben gefragt! Wieso hat keiner von euch etwas gesagt?«
Das hätten sie vergessen. Es war ja nur diese kleine Bemerkung , die sie gar nicht ernst genommen hatten. Und erst heute, als sie überlegt hätten, welche Geheimnisse Marie wohl gekannt hätte, sei es ihnen wieder eingefallen.
» Irgendwie ist uns dabei bewusst geworden, wie verschlossen Marie unter der Oberfläche war. Eigentlich eine richtige Geheimniskrämerin«, schloss Florence verlegen.
» Was meint ihr, hat Marie vielleicht noch etwas anderes gewusst? Zum Beispiel von einer Antiquität oder etwas Ähnlichem? Also nicht nur von einem Mann?«
Dabei sah sie Jean-Pierre prüfend an. Aber der schüttelte den Kopf. Nein, bestimmt nicht. Ich habe nichts gesagt , hieß das und Brigitte war nicht so leichtsinnig .
Philippe und Florence verneinten.
Sie rätselten weiter. Dann fragte Lene die beiden, ob sie nicht heute Nacht lieber in Montpellier schlafen könnten oder noch besser, bei Verwandten oder Freunden, also nicht allein, in einem abschließbaren Haus?
Betroffen nickten sie. Sie hatten eine Tante ungefähr zwanzig Kilometer von hier. Das wüsste hier auch niemand. Die Schwester ihrer Mutter. Lene notierte sich die Adresse und alle Telefonnummern.
» Und – Jean-Pierre, bitte bleib du auch nicht allein heute Nacht.«
» Ich fahre nach der Arbeit nach St. Martin-des-Londres. Nach Hause. Da fühle ich mich sicherer. Mir langt es auch.«
Sophie wollte noch zum Strand und Lene schloss sich ihr an. Sie brauc hte jetzt das Meer.
» Wie findest du die drei?«, fragte Lene Sophie, die mit den um ihren Kopf fliegenden dunklen Haaren kämpfte. Sie vertraute ihrer intuitiven Tochter.
» Sehr glaubwürdig. Weißt du, es ist schon seltsam, dass Philippe sich weder in Brigitte noch in Marie verliebt hat. Sie waren doch so viel zusammen.«
Lene stimmte
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