Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
zugleich war er in der N ähe gewesen, als die Tat verübt wurde. Und hatte sogar einen Grund, wenn auch ein irgendwie auf den ersten Blick nicht nachvollziehbares Motiv. Aber in Geldfragen waren Menschen oft außerordentlich unberechenbar, das wusste sie zur Genüge.
» Wieso warst du in Béziers , du sagtest doch vorhin, du wärst in der Provence gewesen«, hakte sie nach.
Er sah schnell hinüber zu Sophie, die ihm offensichtlich sehr sympathisch war und von der er als Gleichaltrige Verständnis erwartete.
» Ich war mit einer Frau zusammen. Die Tage vorher in der Provence . Die wollte nach Béziers . Und da bin ich mitgefahren, wegen Brigitte. Weil wir doch im Krach auseinander gegangen sind. Am 12. ist sie dann allein weiter nach Spanien. Die Frau. Am Tag danach habe ich fast nur geschlafen und am 14. war alles voller Musik und echt was los in der Stadt. Da traf ich dann James am Nachmittag im Zentrum. Wo die alten Platanen stehen.«
Während er das etwas wirr heraussprudelte, wurde ihm bewusst, dass er sich, indem er von dem Streit mit Brigitte erzählte, selbst eine Falle gestellt hatte. Er versuchte die Brisanz aus dem Thema zu nehmen, indem er schnell beschwichtigend hinzufügte: »Obwohl es eigentlich bei Brigitte um eine Bagatelle ging. Aber ich mochte sie sehr. Und wollte … Ach, das ist ja jetzt egal.«
» Was wolltest du?«, insistierte Lene sanft.
» Mich bei ihr entschuldigen Ich war so doof und ungeschickt in dem Gespräch mit ihr.«
Bei den letzten Worten schwankte seine Stimme etwas, das Begreifen und die Trauer setzten ein . Während sie ihm Zeit ließ, und Sophie tröstend ihre Hand auf seinen kräftigen Arm legte, fiel ihr die Beschreibung der Zeugen ein. Obwohl – sein Haar war nicht dunkel genug. Trotzdem wollte sie sicher sein.
» Kannst du uns die Telefonnummer der Frau geben?«
» Ja, Jill, Jill Shine. Sie ist Amerikanerin, aus Nevada.« Er holte sein Handy umständlich hervor und las die Nummer ab. Lene notierte sie.
» Warst du mit Brigitte einmal in einem der Swingerlokale? Vielleicht dem am Strand?«
» Swingerlokale? Nein, was meinen Sie damit?«
O braves Australien. Erst als sie ihm die Szene hier beschrieb, verstand er.
» Nein, wir wollten zwar am Strand in ein Lokal, aber ein ganz normales. War aber nichts mehr los. Wir sind dann unten am Hafen auf ein Bier gewesen - und, wartet, dann waren wir noch in der Tanzbar in der Passage neben der Pizzeria.«
Also keine Szene lokale. Zeitlich war das für Émiles Festlegung, für den Besuch Brigittes bei ihm und dem Hinüberwechseln zur Zenit Bar, auf Ende Juni auch vom Termin her zu spät. – Es war doch der zehnte Juli oder der neunte? Auf jeden Fall lange nach Ende Juni. Dann war er wohl eher nicht der kräftige Mann.
Trotzdem – sie mussten ins Kommissariat. Luc würde Augen machen, er hatte die ganze Zeit versucht S ebastian zu erreichen. Eine Speichelprobe konnte der dann auch gleich am Eingang abgeben.
Plötzlich dachte sie an Kalle. Sie musste ihn nachher unbedingt anrufen und ihm die weitere Entwicklung schildern. Vielleicht hatte er noch eine Idee. Sie hatte ganz plötzlich so etwas wie berufliche Sehnsucht nach dem Austausch mit ihrem vertrauten Partner. Sie waren sonst immer ein Team.
Luc war begeistert als sie ihr großes Fundstück durch die Tür schob.
» Wir sollten Henri bei uns einstellen«, lächelte er, als er Sebastian die Hand schüttelte. Da er jedoch französisch sprach, erntete er nur ein verwirrtes Grinsen.
Lene übersetzte frei, dass Luc Henri dankbar war. Dann stellte er ziemlich die gleichen Fragen wie sie vorher und erhielt auch die gleichen Antworten. Er bat Lene, gleich bei dieser Jill seine Angaben zu überprüfen. Sie meldete sich mit einer tatkräftigen Stimme. Nachdem Lene ihr den Sachverhalt grob aufgezeigt hatte, bestätigte sie die Angaben Sebastians über ihre gemeinsamen Reisetage.
» But I had an appointment for the thirteenth of July in Barcelona. « Deshalb musste sie am 12. in Richtung Spanien abfahren.
Als das Protokoll von Sebastians Aussage geschrieben und unterzeichnet war, konnte er gehen. Sollte aber im gleichen Hotel wie Melzers und Frau Schuster auf jeden Fall zur Verfügung bleiben.
» Und ich komme morgen oder übermorgen und hole dich ab. Dann zeigst du mir die Lokale im Naturistendorf, in denen du mit Brigitte gewesen bist. Vielleicht fahren wir auch noch nach Béziers und versuchen die Kneipen zu finden, in denen du am 14. Juli warst.«
Sebastian war mit
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