Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Frau vorstellen. Oder war es einfach Ungeschick, weil er nur Leidenschaft simuliert hatte, sodass der Rechtsmediziner an eine Vergewaltigung glauben musste? Ach, merde!
K apitel 26
Freitag, 20.Juli
Als Lene am nächsten Morgen mit Sophie beim Frühstück saß, sah sie Henri auf ihren Platz zusteuern. Fast hektisch, i m Schlepptau einen jungen Mann, der etwas verwirrt wirkte. Oder erschrocken.
» C’est Sebastian, le cousin de Brischiit. Und er ist heute Morgen zurückgekommen um Brigitte zu besuchen. Ich habe ihn gefunden, wie er gerade an der Tür ihres Caravans klopfte.«
» Merci, Henri .« Er liefere den jungen Mann nur ab, erklärte er. »Ich will zurück zu Thierry. Er ist nicht gern allein.«
Lene fand es vorausdenkend von Henri, dass er Sebastian gleich zu ihr gebracht hatte. Griff allerdings erst einmal nach ihrem Strandminikleid und sah aus den Augenwinkeln, dass auch Sophie ihren Pareo über der Brust knotete. Soweit zum FKK Urlaub, aber als nackte Kommissarin dürfte sie bestimmt einzigartig sein.
Lene bot Sebastian einen Kaffee an und be obachtete ihn aufmerksam. Er konnte offenbar mit der ganzen Situation gar nichts anfangen.
» Do you speak German or French? «, fragte sie ihn, aber er grinste nur breit.
» Only English .«
Er war wirklich ein Prachtkerl im Aussehen. Groß, kräftig, dickes hel lbraunes Haar, das auch noch leicht gewellt war und das er in seiner Verlegenheit ständig nach hinten strich. Mit kräftigen Händen. Und Augen so grün wie Brigittes und Irenes. Also in Englisch.
» Wo waren Sie, Sebastian, in den letzten zwei Wochen?«
» Oh, ich war überall. Bis zur Provence, glaube ich nennen sie das hier. Es war toll. Aber, sag doch endlich, wo ist denn nun Brigitte?«
Antwort erwartete er o ffenbar von Sophie, die er jetzt direkt ansprach. Aber Lene zog seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu sich.
» Es tut mir leid, aber Brigitte ist tot.«
Seine Reaktion war übe rraschend. Er sagte gar nichts, ließ sich im Sessel nach hinten fallen und schloss die Augen. Einige Augenblicke verstrichen bis er sie wieder öffnete. Erschrockene Augen. »Wieso tot?« fragte er tonlos.
» Sie ist ermordet worden.« Brutal hingen die Worte in der Luft, malten das ganze Drama.
» Warum um Himmels willen? Sie war doch ein so nettes Mädchen. Und wie? Wissen Sie schon, wer es war?«
Lene sah ihn nachdenklich an. Dann fragte sie, seine Fragen ignori erend, wo er am 14. Juli gewesen wäre.
» Am 14. Juli? Woher soll ich das jetzt wissen?«
» Das war der Nationalfeiertag. Überall Feuerwerk, in jedem noch so kleinen Ort. Ich muss wissen, wo du nachts vom 14. zum 15. warst und was du in der Nacht gemacht hast. Mit wem du zusammen warst zum Beispiel.«
Jetzt reagierte Sebastian sofort.
»Die Nacht? Ja, das weiß ich noch. Ich war in Béziers , ganz in der Nähe. Hatte mir noch überlegt, ob ich zu Brigitte fahren sollte und mich mit ihr versöhnen. Aber dann traf ich den Typen, James, der auch aus Australien war. Und dann haben wir die Nacht durchgemacht. In der Nacht ist sie ermordet worden? O my God , wäre ich doch hierher gefahren! Dann hätte ich es vielleicht verhindern können.«
» James? Und wie weiter? Wir brauchen seine Aussage.«
Jetzt realisierte Sebastian erst den dienstlichen Tonfall. Lene hatte es bewusst darauf a nkommen lassen, dass er selbst stutzig wurde.
» Warum stellen Sie mir diese Fragen? Sind Sie von der Polizei?«
Nach Lenes Erklärung zeigte er sich wieder koop erativ.
» Aber ich hätte Brigitte ganz bestimmt nichts getan. Sie war doch meine Cousine! Und überhaupt, wie geht es den Eltern? Marion und Ferdinand und Irene – was müssen sie durchmachen. Und mein Großvater – er ist sicher schon wieder in Australien.«
Lene bestätigte das und erzählte ihm, dass sich Brigittes Familie in dem Hotel im Nachbarort aufhielt. Er sprang auf und wäre am liebsten sofort zu ihnen gefahren, aber Lene bat ihn sich wieder zu setzen. Fragte noch genauer nach der Mordnacht. Von wo aus sie das Feuerwerk gesehen hatten, wann, in welchen Lokalen sie gewesen waren. Die Antworten waren vage, er kannte die Stadt nicht, hatte nicht auf die Namen geachtet und war mit James einfach durch die Nacht gedriftet.
Lene sah ihn nachden klich an. Den Nachnamen von James fand er auch nicht.
» Vielleicht irgendwo im Rucksack. Ich hab was aufgeschrieben. Ich weiß nicht, ob nur die Mobiltelefonnummer oder auch seinen Nachnamen.«
Sie fand ihn sympathisch, glaubwürdig, aber
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