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Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Titel: Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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ob ich mich noch einmal in aller Form entschuldigen sollte. Doch Sven hatte mich bei solch einem Versuch ja bereits am Telefon abgewürgt. Und ich entdeckte bei Sven, so genau ich auch in seinen Worten, Blicken und Gesten forschte, keinen Groll mehr gegen mich. Ich hatte offenbar eine Generalamnestie bekommen. Ich war wieder frei von Schuld. Und ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich mich das machte!
    Sven erzählte von seinem Aufbruch zu neuen Ufern – beruflich meine ich –, und ich erzählte ein bisschen vom gar nicht so glamourösen Reporterdasein. Und dann, so etwa um elf Uhr abends, kam Sven dann völlig unvermutet zur Sache: »Hast du momentan eigentlich eine Freundin?«
    »Nein«, sagte ich, »momentan nicht.«
    »Susann wird in zwei Monaten heiraten!«, rief Sven und legte mit der Enthüllung dieser schockierenden Neuigkeit das Feingefühl eines Rammbocks an den Tag. Tatsächlich war es, als ob mich seine Worte voll in die Magengrube trafen. Ich riss entsetzt die Augen auf.
    Auch Knut besaß das Talent, Dinge ohne Umschweife beim Namen zu nennen: »Der Kerl, mit dem sie Ringe tauschen will, ist eine Arschgeige. So’n platter Yuppie-Typ. Wir müssen diese Ehe verhindern!«
    »Und wir wissen alle«, sagte Sven, »wie das am besten geht!« Knut und Sven grinsten mich an.
    »Fehlt sie dir?«, fragte Sven.
    »Ja«, antwortete ich ohne zu zögern, selbst völlig überrascht von meiner Offenherzigkeit. Und weil ich schon mal dabei war, sprudelte aus mir ein noch erstaunlicheres Statement heraus: »Ich liebe sie noch immer!«
    »Sie dich auch!«, behauptete Sven.
    »Sie hat’s nur vergessen«, lächelte Knut.
    * * *
    Dille hatte Blumen besorgt. Na ja, ›besorgt‹ war ein irreführender Ausdruck. Er hatte einfach einen der Sträuße aus dem Bolle -Sortiment geschnappt. Es war Freitag, und jeder Angestellte durfte sich am Wochenende so viele Schnittblumen wie er wollte mit nach Hause nehmen. Am Montag wären sie nämlich ohnehin verblüht und unverkäuflich. Bislang hatte Dille noch nie in Erwägung gezogen, dieses Angebot zu nutzen. Doch er wollte sich mit Petra vertragen. Und die Versöhnung mit einer Frau leitet man ja bekanntlich am besten mit Grünzeug ein.
    Als er zu Hause die Tür aufschloss, rief er Petras Namen.
    »Ich bin hier! Im Schlafzimmer!«, antwortete sie.  
    Dille zog nur schnell die Schuhe und die Jacke aus und ging dann, den demnächst sterbenden Blumenstrauß in der Hand, zu Petra.
    Die packte gerade einen Koffer.
    »Was machst du denn da?«, fragte der verständlicherweise überraschte Dilbert.
    »Gute Nachrichten!«, strahlte Petra. »Ich habe ein Hobby gefunden! Ich glaube, meine große Leidenschaft ist das Reisen!«
    Dille stand nur mit offenem Mund da. Petra nahm ihm den Blumenstrauß ab. »Narzissen! Wie entzückend! Danke, Schatz!«
    Sie legte die Blumen auf den Nachttisch und packte weiter. Was war das, was sie da gerade hoch hielt? Ein Bikini?!
    »Was ist hier los?«, fragte Dille.
    »Zehn Tage Cluburlaub an der Algarve! Last-Minute- Buchung!« Petra strahlte. »Das wird mir gut tun!«
    »Aber … die Kinder!«, stammelte Dilbert.
    »Kein Problem«, lächelte Petra. »Ich habe deinen Chef angerufen und ihm erzählt, dass ich eine Überraschungsreise zu unserem Hochzeitstag gebucht habe. Ich habe zehn Tage Urlaub für dich beantragt, und er hat sie sofort genehmigt. Und er hat versprochen, dir nichts zu verraten!«
    »Wir haben keinen Hochzeitstag«, stammelte Dille, der immer noch das Gefühl hatte, er befinde sich mitten in einem schlechten Traum.
    »Das weiß dein Chef doch nicht«, sagte Petra und gab Dille einen Kuss auf die Wange.
    War das Verstehen Sie Spaß ? Kauerten womöglich, ein Kichern unterdrückend, Paola und Kurt Felix unter seinem Bett?
    Petra sah auf die Uhr. »Ups! Mein Flieger geht in zweieinhalb Stunden! Ich muss mir ein Taxi rufen!«.
    Und das tat sie dann auch!
    »Du! Äh  …«, Dille war schlicht geschockt. Selbst nachdem Petra telefoniert hatte, suchte er noch Worte, die seiner kompletten Verwirrung gerecht werden konnten. Aber solche Worte gab es nicht.
    Petra schloss den Koffer, zog sich Jacke und Schuhe an und gab ihrem Mann einen innigen Kuss. Dann legte sie für einen kurzen Moment ihre provokante Fröhlichkeit ab, sah Dilbert lange in die Augen und sagte dann ernst: »Ich denke, es wird uns beiden gut tun, wenn du mal eine Ahnung davon bekommst, wie sich drei Kinder anfühlen!«
    »Ich …«, Dille wollte tatsächlich immer noch kein

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