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Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Titel: Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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Welt.«
    »Übertreib’s nicht«, sagte Susann, »es ist nur die Morgenpost, nicht die Washington Post .«
    »Wirst du Piet zu deiner Hochzeit einladen?«, fragte Sven plötzlich völlig unvermutet und mit einem fiesen Grinsen.
    Susann hätte sich fast am Kaffee verschluckt! Feine braune Tröpfchen ausprustend, rief sie: »Bist du bescheuert?«
    »Na, dann könntest du ihm noch mal so richtig einen reinwürgen! Du im Brautkleid und neben dir nicht Piet, sondern …«, Sven rümpfte die Nase, »… Norbert!« Es klang, als würde Sven diesen Namen zusammen mit einer gehörigen Portion Rotz aus der Nasennebenhöhle ziehen.
    »Ich weiß, dass du ihn nicht magst«, seufzte Susann. »Ich hab’s wirklich begriffen.«
    »Ehrlich, Süße«, sagte Sven, der nun hinter der sitzenden Susann stand und ihr beide Arme um den Hals schlang: »Ganz im Ernst: Du bist zu gut für Norbert! Ich verstehe ja, dass du dir nach Piet das genaue Gegenteil gesucht hast. Einen Anti-Piet sozusagen. Aber du warst echt ein bisschen zu erfolgreich dabei: Du lebst mit einem Mann zusammen, der nichts als Fassade ist! Ein großer Sack heiße Luft! Im Vergleich zu Norbert hat sogar ein Schaufensterpuppe Charisma, Charme und Witz.«
    Susann ächzte. Es kam selten vor, dass Sven und sie anderer Meinung waren. Doch was Norbert anging, herrschte zwischen den beiden eine riesige Kluft. Sven sah in Norbert bloß einen Blender im Anzug, das Klischee eines jungdynamischen, oberflächlichen Businesstypen. Er glaubte Susann einfach nicht, dass hinter der im ersten Moment zugegebenermaßen recht kühl und selbstzufrieden anmutenden Fassade ein sehr lieber Kerl steckte.
    »Für eine Weile war’s auf eine ziemlich perverse Art ganz lustig, euch beiden zuzuschauen«, ereiferte sich Sven weiter. »Mein kleines, romantisches Susannchen und der coole Typ mit der goldenen American-Express-Card – aber jetzt ist es an der Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden! Du kannst Norbert nicht heiraten! Das ist … das … Mein Gott, so was heiratet man doch nicht!«
    Susann wurde wütend: »Ich liebe ihn, verdammt noch mal!«
    »Geht’s um Norbert, die zarteste Versuchung, seit es frei laufende Gockel gibt?«, fragte plötzlich ein hoch gewachsener, außergewöhnlich breitschultriger Mann, der tropfnass, nur mit einem Handtuch um die Hüfte bekleidet, aus dem Badezimmer in die Küche trat. Es war Knut – Svens Freund.
    Susann seufzte: »Und da kommt genau im richtigen Moment unser Norberthasser Nummer zwei! Wollt ihr mir jetzt alle beide einen Vortrag halten? Sorry, aber da kann ich heute gar nicht drauf!«
    Susann erhob sich, gab Sven einen Kuss und dann auch Knut einen, wozu sie sich auf die Zehenspitzen stellen und warten musste, bis Knut seinen Kopf senkte. Knut war wirklich ein Schrank von Kerl.
    Susann zog Jacke und Schuhe an und öffnete die Wohnungstür: »Zerbrecht euch bloß nicht meinen Kopf«, sagte sie noch, bevor sie ging.
    »Schatz, wenn d u deinen Kopf nicht benutzt, dann müssen wir das nun mal tun!«, lachte Knut.
    Sven warf ihr eine Kusshand nach.
    * * *
    Ich dachte, ich hätte mich verhört!
    »Wer?«, fragte ich.
    »Sven!«, sagte die Stimme auf der anderen Seite der Leitung.
    Ich hatte es also doch richtig verstanden.
    »Oh!«, sagte ich.
    »Überraschung, was? Wie geht’s dir, Piet?«, fragte Sven. Und für einen kurzen Moment dachte ich, irgendjemand würde mich gerade ganz gehörig reinlegen. Das war doch nicht Sven! Okay: Die Stimme klang schon nach ihm – aber irgendwie auch nicht. Was war anders? Ja! Jetzt wusste ich es: Ich konnte mich nicht erinnern, Sven jemals so offen, so munter und selbstbewusst gehört zu haben!
    »Piet?«, fragte Sven, der sich zu Recht fragte, warum ich den Mund nicht aufbekam.
    »Ja, äh …«, stammelte ich. »Das ist ja toll, das du anrufst!« Und das meinte ich ehrlich! »Hör zu«, fuhr ich fort: »Diese Sache damals tut mir echt Leid. Ich …«
    »Ist schon okay«, unterbrach mich Sven. »Ich habe deinen Brief gelesen. Und die Wunde ist auch gut verheilt. Nur bei plötzlichen Wetterumschwüngen bekomme ich noch diese rasenden Kopfschmerzen und die epileptischen Anfälle.«
    »Was?« Ich war entsetzt!
    »Kleiner Scherz«, lachte Sven. »Hey! Hast du heute Abend Zeit?«
    Das wurde ja immer erstaunlicher! »Ja, klar! Gern!«, sagte ich.
    »Okay. Um neun im Thämers ?«
    »Perfekt!«
    »Und wie erkennen wir uns?«, fragte Sven.
    »Äh …«
    Sven lachte. »Mann, du warst echt schon mal schlagfertiger!« Dann legte

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