Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Titel: Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
Vom Netzwerk:
er auf.
    Was war denn das? Und seit wann machte Sven Witze?
    * * *
    »Nimm deine Griffel da weg!«, zischte Petra, schob Dilberts Hand von ihrer Brust und drehte ihrem Ehemann den Rücken zu.
    »Immer noch sauer?«, fragte Dille kläglich und zog die Bettdecke bis zur Schulter hoch.
    »Offensichtlich!«, knurrte Petra.
    »Was soll ich denn machen?«, jammerte Dille.
    Petra drehte sich wieder um und richtete sich ein Stück auf: » Ich weiß gar nicht, womit ich da anfangen soll. Du könntest dich endlich mal wie ein guter Ehemann und richtiger Vater benehmen!«
    »Das tue ich doch!«, protestierte Dille.
    »Ach ja?« Petra setzte sich jetzt komplett aufrecht hin und schaltete die kleine Lampe auf dem Nachttisch ein. »Wann hast du jemals das Klo geputzt? Wann hast du zuletzt versucht, eines deiner Kinder zu bändigen, wenn es einen Wutausbruch hat?«
    Dille hob an, etwas zu sagen, doch Petra fuhr fort: »Wann hast du das letzte Mal mit den Lütten gespielt? Ich meine nicht fünf Minuten Herumtoben, sondern richtig spielen! Memory . Oder Malefiz und Monopoly mit Jan!«
    »Dazu habe ich doch gar keine Zeit!«, argumentierte Dille. »Ich komme nicht vor acht, halb neun nach Hause. Soll ich Jan dann aus der Tiefschlafphase reißen und ihn zum Malefiz zwingen?«
    »Blabla!«, pampte Petra. »Und am Sonntag musste ja auch immer zum HSV!«
    »Nur bei den Heimspielen«, warf Dille zaghaft ein und fügte dann mit einem Hauch von Aufmüpfigkeit ein: »Ist doch nicht meine Schuld, dass du kein Hobby hast!«
    »Wie bitte?« Petra traute ihren Ohren nicht. »Du findest, ich sollte mir ein Hobby suchen?!«
    Dille, dem zwar Furchtbares schwante, konnte dennoch nicht anders, als »Klar!« zu antworten.
    »Du findest, ich habe das Recht auf ein eigenes Leben?«
    Dille zuckt mit den Achseln. Was war denn das für eine Frage?
    »Du meinst ›Scheiß auf den Abwasch! Heute bleibt die Küche kalt! Die Wäsche erledigt sich irgendwann bestimmt von selbst! Such dir lieber ein Hobby !‹?«
    Dille wusste nicht, was er sagen wollte.
    Petras Stimme überschlug sich. Lachte sie, oder war sie kurz vor einer Hysterie? »Ein Hobby für Mama! Geil! Ich such mir ein Hobby ! Scheiße noch mal, dass ich da nicht selbst draufgekommen bin! Das macht mich bestimmt auch viel …« – und jetzt schrie sie schrill: »AUSGEGLICHENER!«
    Die Quittung für diesen lautstarken Ausbruch folgte prompt: Aus dem Kinderzimmer rief die aufgeweckte Lucy: »Mama? Papa?« Und weil ihr nicht binnen einer Sekunde geantwortet wurde, fing sie laut zu heulen an. Florian, der im Etagenbett über ihr erwachte, stimmte prompt solidarisch in das Gejaule ein.
    Petra schaute Dille an. Und tatsächlich: Trotz der Standpauke machte er keinerlei Anstalten, sich zu erheben und die Kinder trösten zu gehen! Was für ein Pascha! Erst als er Petras stechenden, vorwurfsvollen Blick bemerkte, ging ihm ein Licht auf, und er brachte sich mit großer Geste in senkrechte Position. Märtyrerhaft sagte er: »Ist schon gut, Schatz. Ich gehe!« Und dann schlurfte er los, schleppend, den Kopf gesenkt und tief ausatmend wie ein französischer Monarch auf dem Weg zur Guillotine.
    »Danke, Liebling«, säuselte Petra zuckersüß. »Und ich denke mir inzwischen ein hübsches Hobby aus!«
    * * *
    Oh, Scheiße! Ich wäre am liebsten unter den Tisch gekrochen! Das war es also, was Sven wollte: Rache! Ich hatte im Thämers einen Fensterplatz genommen und sah Sven deshalb schon von weitem, als er den Marktplatz vor der Kneipe überquerte. Er war nicht allein! Neben ihm ging … nein: stampfte ein baumlanger Brocken von Mann. Ein Typ mit dermaßen breiten Schultern, dass ein amoklaufender Elefant daran abprallen und bewusstlos zu Boden sinken würde. Nach vier Jahren hatte Sven nun also endlich jemanden gefunden, der mir in seinem Auftrag das Fell über die Ohren ziehen würde! Aber musste es denn gleich Doppel-Conan der Superbarbar sein? Hätte es nicht auch ein handelsüblicher Straßenschläger getan?
    Als Sven und sein überdimensionierter Begleiter die Kneipe betraten, schaute ich noch einmal kurz in den Spiegel neben der Tür und sagte meinem Gesicht auf Wiedersehen. Doch als die beiden mich erspähten, verengten sich ihre Augen erstaunlicherweise nicht zu hasserfüllten Schlitzen! Stattdessen grinste Sven mich an. Und auch das Sumo-Tier schaute nicht feindselig, sondern eher interessiert. Na ja, ein wenig skeptisch vielleicht.
    »Hi, Piet!«, sagte Sven und setzte sich mir gegenüber.
    »Hallo«,

Weitere Kostenlose Bücher