Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Titel: Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
Vom Netzwerk:
ich dachte, du bist in England«, stammelte ich Susanns Ehemann an.
    »Ich fahre erst in drei Wochen«, sagte der gewohnt kühle Norbert. »Genau genommen diskutieren Susann und ich gerade, ob ich überhaupt fahren werde …«
    Wie bitte?
    » Wir versuchen, unsere Ehe zu retten«, flüsterte Susann.
    »Ich denke, du fickst deine Buchhalterin?«, schnauzte ich Norbert an. Und da wurde der Kerl tatsächlich rot! Gut gemacht, Piet!
    Ich betrachtete Susann, die so ratlos aussah wie noch nie, hilflos und erschöpft. Und so wunderschön! Und da – ehrlich wahr! – fiel ich auf die Knie!
    »Wir haben beide keine Liebe in unserem Leben«, sagte ich und ignorierte es einfach, dass Norbert immer näher kam und sich dabei blöde räusperte. »Dieser Arsch da liebt dich nicht. Ich liebe dich! Ich liebe dich seit vielen, vielen Jahren! Und du weißt das! Das ist unsere letzte Chance, unsere einzige Chance. Die können wir nicht verstreichen lassen!« Ich heulte schon wieder. »Bitte!«, jammerte ich. »Heirate mich!«
    Und als ich armer Wurm dann aufblickte, sah ich, dass auch Susann weinte.

    Susann schickte mich an diesem Tag nach Hause. Doch bevor ich ging, umarmte sie mich. Und sie küsste mich zaghaft. Auf die Wange, zugegeben, aber fast auf den Mund.
    Tatsächlich hat mein zugegebenermaßen peinlicher, aber auf abstruse Art und Weise ja auch irgendwie romantischer Aufritt wunderbare Folgen gezeitigt: Drei Tage später zog Norbert in ein Hotel, drei Wochen später nach London. Susann nahm sich das, was sie eine Auszeit nannte, und flog für zwei Wochen mit Petra in den Urlaub. Nach Schweden. Petra wollte auf keinen Fall in den Süden, und obwohl Susann nicht verstand, was Petra an der Aussicht auf schöne Strände und sonnige Hotelterrassen so abstoßend fand, akzeptierte sie deren kategorische Weigerung.
    »Du wirst keine Zeit haben, mich zu vermissen«, flüsterte Susann mir zu, als Dille und ich die beiden am Flughafen verabschiedeten. »Sorg einfach dafür, dass Dille die Wohnung nicht ganz vor die Hunde gehen lässt.«
    Zwei Wochen lang kümmerte ich mich mit Dille um die Kinder. Obwohl ich zwischen Essen kochen, Kinderbücher vorlesen und Dille erklären, dass man weiße und bunte Wäsche nicht zusammen in die Waschtrommel werfen sollte, kaum zur Ruhe kam, vermisste ich Susann doch jede einzelne Sekunde.
    Und als die beiden wieder kamen, begann mein Glück.
    Susann und ich sahen uns von da an fast täglich. »Lass es uns ruhig angehen«, bat sie mich. »Das Letzte, was ich nach dem Ende meiner Ehe brauche, ist sofort die nächste Beziehung.« Also ließen wir es ruhig angehen. Ganze drei Wochen. Dann küssten wir uns. So wie früher.
    »Geht dir das zu schnell?«, fragte ich Susann.
    »Ja«, sagte sie ernst.
    »Soll ich gehen?«
    »Nein.« Susann lachte. »Nein. Auf gar keinen Fall.«
    An diesem Abend schliefen wir zum ersten Mal wieder miteinander. Ich verbrachte eine wunderbare Nacht mit der Frau, die ich liebte. Und dann noch eine. Und noch eine.

    Vier Monate später zogen wir zusammen. Doch jeden meiner Heiratsanträge lehnte sie ab: »Wir haben doch Zeit«, lächelte sie. Und ich lächelte zurück. Ehrlich: Noch nie habe ich so viel gelächelt wie in diesen Monaten. Sven hatte mir zum Spaß sogar ein Schild gebastelt und umgehängt, auf dem stand: Honigkuchenpferd. Bitte nicht füttern!

1994
    F indest du nicht, dass es langsam an der Zeit wäre zu heiraten«, fragte ich Susann wieder einmal.
    »Vielleicht«, grinste Susann. »Aber wer würde uns beide schon nehmen?«
    »Ha ha. Sehr witzig«, grummelte ich.
    Susann küsste mich auf die Stirn: »Du gibst nie auf, oder?«
    Okay, jetzt war es Zeit für mein Ass im Ärmel: »Falls wir tatsächlich adoptieren müssen«, sagte ich, »dann wäre es gut, wenn wir schon ein paar Jahre verheiratet sind!«
    »Wir müssen nicht adoptieren! Wir kriegen unser eigenes Kind!«, sagte Susann bestimmt. Und damit war das Thema erledigt.
    Das heißt, damit fing es eigentlich erst an! Denn seit zwei Jahren probierten wir schon, Eltern zu werden. Und so viel Spaß der Produktionsprozess auch machte: das Ergebnis war null.
    Zu Beginn hatten wir einfach so oft verhütungsfreien Sex, wie es überhaupt nur ging. Und es ging oft! Seit einem Jahr schliefen wir aber größtenteils nur noch während Susanns empfängnisbereiter Tage zusammen, die restliche Zeit sollte die Spermamenge in mir anwachsen. Ich hatte versucht, Susann zu erklären, dass Männer ziemlich grantig werden, wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher