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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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könnten ja noch brauchbar sein), Entscheidungen, auch banaler Art, können nicht getroffen werden, denn sich z.B. für den roten Pullover zu entscheiden, bedeutet ja, sich vom grünen Pullover trennen zu müssen.
    â€¢ Die mangelnde Selbstliebe impliziert einen Mangel an Objektliebe – die Schwierigkeit, mitunter auch die Unmöglichkeit, für Nahestehende Liebe zu empfinden. In der christlichen Religion heißt es „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – was voraussetzt, dass man sich selbst lieben möge, weil man sonst unfähig ist zu lieben. Die Depression wurde auch als die „Krankheit an der Liebesfähigkeit“ bezeichnet. Besonders schmerzlich wird dies von Frauen mit Wochenbettdepression empfunden: das Gefühl, dem Baby nicht nahe sein zu können, es nicht genug lieb haben zu können.
    â€¢ Ausrichtung auf Ordnung, verbunden mit zwanghaftem Verhalten. Diese Ausrichtung auf Ordnung kann sich als unrealistische Verarmungsidee bemerkbar machen oder als die Befürchtung, von einer schweren, unheilbaren Krankheit (Krebs) befallen zu sein.
    â€¢ Empfindungen von Schmerz: Intensive Empfindungen von einem als körperliches Phänomen wahrgenommenen Schmerz werden von den Patienten immer wieder berichtet. Allerdings scheint es den Patientinnen oft unmöglich, die Qualität des Schmerzes zu beschreiben – die Aussagen sind meist vage, der Schmerz wird als „tief drinnen“ lokalisiert angegeben. Wenn dieses Merkmal besonders vorherrschend ist, dann suchen die Patienten immer wieder Hilfe bei Ärzten unterschiedlichster medizinischer Disziplinen, nur nicht bei Fachärzten für Psychiatrie. Damit können sie sich immer wieder selbst beweisen, dass ihnen nicht geholfen werden kann, da es tief in ihrem Inneren eine Ahnung gibt, dass ihr Leiden vielleicht nicht primär körperlich, sondern seelisch mitbedingt sein könnte, wasoft als beschämend erlebt wird. Diese Patienten haben meist unerquickliche Erfahrungen mit Vertretern des medizinischen Systems hinter sich, oftmals wurden sie nicht ernst genommen und als „Hypochonder“ oder gar als „Simulanten“ bezeichnet.
    Folgende seelische (intrapsychische) Prozesse sind für das Zustandekommen der krankhaften (pathologischen) Trauer verantwortlich:
    â€¢ Eine starke primäre Bindung (Fixierung) bestand bereits vor dem Verlust der Person/des Objekts aufgrund der Erfüllung wichtiger Funktionen (z.B. der Befriedigung der aus Selbstverliebtheit erwachsenden Bedürfnisse und/oder Gefühlsbedürfnisse, also Eitelkeit befriedigen, für Aufregung sorgen).
    â€¢ Eine sekundäre Fixierung auf die verlorene Person/das Objekt durch Schuldgefühle verhindert die Lösungen von dieser/diesem. Intensive Schuldgefühle sind nicht gleichzusetzen mit jener Frage, die sich jeder stellt, wenn eine geliebte Person verstorben ist: Habe ich etwas verabsäumt? Diese Schuldgefühle sind intensiv, anhaltend, quälend und können mit Straferwartungen verbunden sein. Die betroffenen Hinterbliebenen pflegen die Erinnerung an die verlorene Person oft durch ein Berührungstabu aller von der verstorbenen Person geschätzten Gegenstände; diese zelebrierte Erinnerung scheint einem Kult gleichzukommen; jede kleinste Kritik an der verstorbenen Person ist verpönt.
    â€¢ Eine krankhafte (pathologische) Trauer, bedingt durch die Fixierung auf die verlorene Person/das Objekt, erschwert die Annahme eines „Ersatz“-Objekts, bzw. fördert sie „Blindheit“ für mögliche Ersatzobjekte oder führt zur Zurückweisung dieser. Die in ihrer Selbstverliebtheit getroffene Person hält mit unbewussten Wünschen nach Rache die verlorene Person/das verlorene Objekt fest, ja sie klammert sich daran: um sich zu rächen, bedarf es ja der Nähe der Person/des Objekts, an dem man sich rächen möchte.
    â€¢ Das Fehlen von kognitiven und emotionalen Ressourcen, um die verlorene Person/das Objekt zu ersetzten. Das kann beiPersonen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder im Alter der Fall sein.
    â€¢ Der Mangel an geeigneten Personen/Objekten in der Wirklichkeit. Dieser Mangel betrifft oft ältere oder alte Menschen, deren Partner verstorben ist und/oder die vereinsamt sind.
Schwerste Depressionen (Todestrieb)
    Agnes überlebte als Kind schwer verletzt einen Unfall, bei dem ihr Vaters ums Leben kam. Von den körperlichen

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