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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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– körperlich und psychisch verstanden – zu anderen Personen beweglich zu gestalten und zu ertragen, dass auch einmal die andere Person den Abstand bzw. die Nähe gestaltet. Die Erfahrungen, die das Kleinkind mit einer ‚überwiegend guten Mutter‘ (Donald Winnicott) macht, also einer zärtlichen Mutter, die die kindlichen Bedürfnisse meistens richtig erkennt und nicht eigene Bedeutungen auf Grund eigener Bedürfnisse dem Kind unterschiebt, verschmelzen zu einem – überwiegend guten – inneren Bild von der Mutter. Dieses „gute innere Bild“ schützt vor intensiven Gefühlen von Verlassen-Sein und ist prinzipiell ein wichtiger Schutzfaktor im weiteren Leben. Diese im frühen verbalen und nonverbalen Mutter/Eltern-Kind-Dialog erworbenen Beziehungserfahrungen bilden einen entscheidenden Organisationsfaktor des Seelenlebens.
    Die Beziehungsfähigkeit und die Beziehungsmuster sind für die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, wichtig. Dies gilt auch für den intimen Raum jeder Arzt-Patienten-Beziehung. In der Arbeit mit psychisch belasteten oder kranken Menschen wird ihnen von den wichtigsten psychotherapeutischen Schulen und Methoden zentrale Bedeutung zugeordnet. Sie dienen als diagnostisches und therapeutisches Instrument, an dem man sich entlangtasten kann. Es handelt sich um Persönlichkeitsmerkmale, nicht um Krankheitszeichen, die jeder Mensch in unterschiedlicher Ausprägung aufweist.
    Was versteht man unter ‚Beziehungsfähigkeit‘?
    â€¢ Die Fähigkeit, eine zufriedenstellende Balance zwischen Nähe und Distanz herstellen zu können. Beispiele für eine gestörte Beziehungsfähigkeit: übertriebene Abhängigkeit oderübertriebene Kühle; sexuelle Bedürfnisse mit solchen nach Nähe verwechseln, was meist fatalerweise dazu führt, dass weder das Begehren noch das Nähebedürfnis befriedigt werden.
    â€¢ Das Ausmaß, inwieweit gegenwärtige Objektbeziehungen adaptiv oder maladaptiv von den Beziehungen der Kindheit beeinflusst sind. Beispiel: Gefüttert-werden-Wollen: sei es mit ständiger Zuwendung, Aufmerksamkeit oder mit Geschenken. Oder andere Personen zuerst wie Nahrung und dann wie Körperausscheidungen behandeln: alles Brauchbare verwerten und den ausgepressten Rest achtlos wegwerfen – eine Art des Umgangs mit Mitarbeitern, welche nicht so unüblich zu sein scheint in der Arbeits- und Berufswelt.
    â€¢ Das Ausmaß von Selbstbezügen im Reagieren auf andere: inwieweit andere Personen als unabhängige Einheiten wahrgenommen werden oder als Erweiterung der eigenen Person, d. h., es wird nicht auf die Wirklichkeit der anderen Person reagiert, sondern auf die eigene Fantasie von dieser Person. Die oft geäußerte Vorstellung mancher Paare: „Ich weiß, was er/sie denkt.“ – ohne sich zu vergewissern, ob man auch recht hat –, wäre ein Beispiel, das fatale Konsequenzen haben kann. Beispiel: andere ändern zu wollen, Bedürfnisse und Rechte anderer zu ignorieren, unter der Devise: „Ich weiß, was gut für dich ist“.
    â€¢ Die Verfügbarkeit von Objektkonstanz. Diese ist dadurch charakterisiert, dass die Abwesenheit eines wichtigen Objekts ertragen werden kann und dass auch Angst und Frustration, die mit dem Objekt verbunden sind, ertragen werden. Ein Beispiel dafür ist Astrid Lindgrens
Pippi Langstrumpf
. Pippi ist Halbwaise, ihre Mutter ist verstorben und ihr Vater Seemann, der meist auf den Weltmeeren unterwegs ist. Was macht Pippi also, wenn sie eine wichtige Entscheidung zu treffen hat? Sie hält Zwiesprache mit ihrer toten Mutter und findet für sich selbst als eigene gute Mutter schließlich die Lösung des Problems. Das funktioniert, denn Pippi Langstrumpf hat ein gutes inneres Bild von ihrer Mutter – sie ist zwar allein, aber nicht verlassen.
Die basalen Beziehungsmuster
Das Depressive Muster
    Hier stehen Ängste um die Sicherheit und um das Wohlergehen anderer im Vordergrund. David Taylor (Tavistock-Klinik, London) beschreibt dieses Muster so: „jemanden unbewusst zu beschützen – mit Schmerz im Herzen“ 22 . Im Laufe einer kurzpsychoanalytischen Therapie einer Patientin mit Wochenbettdepression fiel das verzweifelte Bemühen der Patientin auf, das Bild von sich selbst als ein geliebtes und glückliches Kind ihrer Eltern zu präsentieren. Alles, was die Patientin im Laufe der Behandlung

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