die Detektivin in Jeans
einfach um Schläger handelt, die für Ingo
die schmutzige Arbeit erledigen sollten?“ wandte Sandra ein.
„Woher konnten sie wissen, daß
sie Herrn Siegmund allein antreffen würden?“ hielt Herr Seibold ihr entgegen.
Sandra wußte im Moment nichts
darauf zu erwidern.
Schließlich sagte sie trotzig:
„Ich verabrede mich mit Ingo. Ich werde schon herausfinden, was er und seine
Freunde nächtelang treiben.“
„Das läßt du gefälligst
bleiben!“ donnerte Florian Seibold. „Wenn die Jungen nachts in Bars
herumhocken, ist das ihre Sache — oder die ihrer Eltern. Ich lasse nicht zu,
daß du dich in der Stadt herumtreibst. Falls du den Gedanken nicht aufgibst,
werde ich deine Mutter veranlassen, dir die Arbeit im ‚Anker’ zu verbieten.“
So unfreundlich hatte Herr
Seibold Sandra noch nie behandelt. Sie hatten sich immer prächtig verstanden.
Herr Seibold war stets wie ein Großvater zu ihr gewesen.
Sandra schluckte an ihren
aufsteigenden Tränen.
Florian Seibold hatte in seiner
Erregung heftiger reagiert, als er beabsichtigte.
Er wertete Sandras Hinweise
keineswegs als Hirngespinste. Auch in ihm verdichtete sich der Eindruck, daß
Ingo oder ein anderes Familienmitglied in den Überfall auf Gerd Siegmund
verwickelt war. Doch dieser Verdacht vergrößerte nur seine Sorge um Sandra.
Herr Seibold spürte Sandras
Enttäuschung. „Tut mir leid, Sandra“, sagte er einlenkend. „Aber es gefällt mir
immer weniger, daß du da im ‚Anker’ herumspionierst. In einer Hafenkneipe
verkehren oft kriminelle Typen. Es wird heiße Ware umgesetzt... Das ist kein
geeigneter Aufenthalt für dich. Wer weiß, in was du da hineingerätst.“
„Sie sehen zu schwarz. Außerdem
ist der ‚Anker’ sauber“, behauptete Sandra. „Frau Siegmund duldet keine
unsicheren Typen in ihrem Lokal. Würde sie sich sonst so um Ingos Umgang
sorgen?“
Herr Seibold knurrte etwas.
Dann fragte er: „Weißt du, wie die Burschen heißen?“
„Moment, ich hab‚s aufgeschrieben.“
Sandra zog den Zettel, auf den sie in Eile die Namen gekritzelt hatte, aus
ihrer Kitteltasche. „Meik Felten und Ricki Normann. — Meik heißt sicher
Michael, und Ricki könnte eine Abkürzung von Richard sein“, meinte sie.
Jemand tippte Sandra auf die
Schulter.
Sandra fuhr mit einem Schrei
herum. Sie glaubte ihr Gespräch belauscht und sich entlarvt.
Doch es war nur einer der
beiden Gäste, der bat, sein Getränk bezahlen zu dürfen.
„Ich rufe die Wirtin“,
versprach ihm Sandra und sagte abschließend ins Telefon: „Also, tschüs, Mama.
Bis heute abend.“
Herr Seibold drückte
nachdenklich die Telefongabel herunter.
Dann wählte er die Nummer des
Polizeipräsidiums und ließ sich mit Kriminalhauptkommissar Kresser verbinden.
Leider war er nicht im Hause.
„Kriminalhauptkommissar Kresser
ist in einer dienstlichen Angelegenheit zum Bundeskriminalamt gefahren“, hieß
es in seinem Büro.
„Er möchte mich anrufen, wenn
er zurück ist. Richten Sie ihm das bitte aus“, bat Florian Seibold.
„Gern, aber das wird nicht vor
morgen sein“, erklärte Kressers Mitarbeiterin.
Florian Seibold mußte sich noch
bis zum nächsten Mittag gedulden. Dann erhielt er endlich Verbindung mit dem
Freund.
„Liegt etwas gegen Felten und
Normann vor?“ fragte Kresser, nachdem Florian Seibold ihm sein Anliegen
vorgetragen hatte.
„Sie sind mit Ingo Baumann, dem
Stiefsohn des überfallenen , Anker‚-Wirts befreundet“, erwiderte Herr Seibold
vorsichtig.
„Und das macht sie in deinen
Augen verdächtig? Wessen verdächtigst du sie?“
„Zumindest der nächtlichen
Herumtreiberei“, antwortete sein Freund kurz. „Also, tu mir den Gefallen und
laß mal nachsehen, ob sie bei euch aktenkundig geworden sind.“
„Ich denke nicht daran. Du bist
nicht mehr im Dienst, und ich sehe keinen Grund, weshalb ich dir vertrauliche
Informationen liefern sollte. Es sei denn...“ Kresser legte eine
bedeutungsvolle Pause ein, bevor er fortfuhr: „... du sagst mir konkret, was du
weißt und weshalb die beiden dich interessieren.“
„Frau Siegmund scheint der
Umgang ihres Sohnes mit Felten und Normann heftig zu mißfallen.“
„Und was kümmert dich das?“
„Ich glaube nicht an Torstens
Täterschaft, wie du weißt.“
„Und nun suchst du den Täter in
der Familie oder im Freundeskreis des Opfers? Weshalb ausgerechnet dort?“
„Weil Maria und Ingo Baumann
ihren Stiefvater hassen. Sie beabsichtigen, ihre Mutter zur Scheidung zu
drängen.“
„Woher
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