die Detektivin in Jeans
Geständnis gleich. Es verschlug Sandra
die Sprache.
Ingo, der ihr Entsetzen sah, bemühte
sich, seinen Versprecher zu korrigieren. „Ich wollte damit sagen — bis Siegmund
aus dem Krankenhaus kommt, werden wir meine Mutter davon überzeugt haben, daß
sie sich zwischen ihm und uns entscheiden muß“, berichtigte er sich hastig.
„Ihr möchtet, daß sie sich
scheiden läßt?“
„Warum nicht?“
„Schade, daß der Einbrecher
nicht kräftiger zugeschlagen hat, dann wärt ihr eure Sorgen los“, sagte Sandra
nachdenklich.
„Bist du verrückt?“ wies Ingo
sie mit rotem Kopf zurecht.
Sandra blickte arglos erstaunt.
„Ich denke nur logisch. Deiner Mutter bliebe der Ärger einer Scheidung erspart
— falls sie sich überhaupt dazu drängen läßt.“
„Sag mal, was kümmern dich
eigentlich unsere Familienangelegenheiten?“ fragte Ingo mißtrauisch.
„Na, wenn ich doch bei euch
arbeite und alles mitkriege!“ verteidigte sich Sandra.
„Also, was ist nun mit heute
abend?“ fragte Ingo drängend.
Sandra gab vor, darüber
nachzudenken.
Schließlich schüttelte sie den
Kopf. „Nein, laß es lieber. Ich weiß immer gern, mit wem ich‚s zu tun habe,
wenn ich mich verabrede. Vielleicht ist dein Kumpel kein Kumpel, sondern eine
Freundin von dir, die mir die Augen auskratzt, wenn sie mich mit dir sieht.“
„Bestimmt nicht. Das ist was
rein Geschäftliches“, versicherte Ingo.
„Das du mir nicht verraten
kannst?“
„Vielleicht später einmal.“
„Trotzdem, heute nicht. Mir ist
gerade eingefallen, daß ich pünktlich zu Hause erwartet werde.“
„Ruf deine Mutter an. Morgen
kann ich nämlich nicht.“
„Wieder wegen der Geschäfte,
ja? Dein Pech! Ich bestimme, wann ich mich verabrede“, sagte Sandra und sprang
die Treppenstufen hinunter.
Den Rest des Morgens wartete
sie auf eine günstige Gelegenheit, um mit Herrn Seibold telefonieren zu können.
Sie ergab sich erst, nachdem
der Mittagsbetrieb abgewickelt war.
Ingo schlief in seinem Zimmer.
Maria war hinaufgegangen, um ihre Haare zu waschen. Frau Siegmund verhandelte
in der Küche mit einem Getränkevertreter.
Sandra bat, mit ihrer Mutter
telefonieren zu dürfen, und Frau Siegmund gestattete ihr, das Telefon in der
Gaststube zu benutzen.
Die Gaststube war leer bis auf
zwei Männer, die zeitunglesend vor ihrem Bier saßen.
Der eine blickte kurz auf, als
Sandra hereinkam.
Sandra nickte ihm grüßend zu.
Sie ging zum Telefon in der schalldichten Glasmuschel an der Wand und wählte
Herrn Seibolds Nummer.
Florian Seibold kam selbst an
den Apparat.
„Wie geht‚s, Sandra? Deine
Großmutter ist im Garten. Warte einen Augenblick, ich rufe sie“, sagte er.
Doch Sandra wehrte ab. „Ich
möchte Sie sprechen, Herr Seibold. Wie geht es Torsten? Gibt es etwas Neues?“
„Noch nicht, leider!“
„Ich habe Ihnen etwas zu
erzählen. Aber ich muß mich kurz fassen. Ich rufe nämlich vom ,Anker aus an. Es
könnte sein, daß jemand kommt oder von einem Nebenapparat aus unser Gespräch
mithört.“
„Ich habe dich gebeten, dich
nicht in Gefahr zu begeben!“ mahnte Herr Seibold.
„Bitte, Herr Seibold! Es ist
wichtig“, sagte Sandra, und sie berichtete dem Exanwalt von ihrer Unterhaltung
mit Ingo.
„Daß Ingo erklärt, seinem
Stiefvater einen Denkzettel verpassen zu wollen, muß nicht unbedingt eine
Drohung bedeuten oder gar das Eingeständnis, daß er mit dem Überfall etwas zu
tun hatte“, meinte Herr Seibold zu Sandras Enttäuschung. „So etwas sagt man
manchmal aus Wut daher. Du hast mir selbst erzählt, daß es in dieser Familie
schon öfter heftige Zusammenstöße gegeben hat.“
„Eben! Aber einmal ist das Maß
voll und „Sandra!“ mahnte Herr Seibold.
„Ich will ja nicht behaupten,
daß Ingo selbst seinen Stiefvater angriff. Aber merkwürdig finde ich sein
Benehmen schon. Sie kennen mich, Herr Seibold. Ich würde nie jemanden grundlos
verdächtigen“, sagte Sandra schmollend. „Werden Sie wenigstens seine Freunde
überprüfen?“
„Wie stellst du dir das vor?“
„Sie könnten Hauptkommissar Kresser
bitten, in der Verbrecherkartei nachzusehen, ob sie dort registriert sind.“
„Mit welcher Begründung...? Und
selbst wenn sie früher einmal straffällig geworden sind, so deutet absolut
nichts darauf hin, daß sie an dem Überfall auf den ‚Anker’-Wirt beteiligt
waren. Profis würden nie so stümperhaft vorgehen. Es ist nichts gestohlen
worden...“
„Und wenn sie gar nichts
stehlen wollten? Wenn es sich ganz
Weitere Kostenlose Bücher