die Detektivin in Jeans
seine
Aktentasche, nahm die Tüte mit dem Kaffeegebäck heraus und reichte sie der Frau
und knurrte: „Bekam ich geschenkt. Esse aber keinen Kuchen. Vielleicht möchten
Sie...“ Und trat eilig und verlegen auf den Bürgersteig.
„Na, so was! Danke auch!“ rief
die Frau ihm nach.
Florian Seibold ging mit Susi
bis zum Ende der Straße.
Vor dem Haus der Sieberts
spielten ein paar Kinder. Im Haus rührte sich nichts. Ein neues, signalrotes
Motorrad stand in der offenen Hofeinfahrt. Markus schien zu Hause zu sein.
Vermutlich schlief er noch. Doch was trieb er nachts?
Florian Seibold beschloß, den
Kindern ein paar Fragen zu stellen. Es waren saubere, ordentlich gekleidete
Kinder. Er wendete sich an ein etwa zehnjähriges Mädchen mit einem wachen,
intelligenten Gesicht. „Kannst du mir sagen, wo der Markus Siebert wohnt?“
Das Mädchen und die Kinder, die
drum herum standen, kicherten. „Da! Sie sind ja gerade vor dem Haus“,
antwortete ein kleiner, rothaariger Junge.
„Was wollen Sie denn vom
Markus?“ erkundigte sich die Zehnjährige mißtrauisch.
„Sind Sie von der Polente?“
fragte ein größerer Junge.
„Um Himmels willen! Sehe ich
etwa so aus? Mit den Bullen will ich nichts zu tun haben“, sagte Florian
Seibold und gab sich erschrocken.
Die Zehnjährige blickte
lauernd. „Wer sind Sie dann?“
„Der Onkel von seiner
Freundin“, behauptete Florian Seibold dreist. „Und du bist bestimmt Markus‚
Schwester, habe ich recht?“
„Nö, das ist die Schwester vom
Rolf“, berichtete ein anderes Mädchen.
„Von Rolf Gerold, dem Freund
von Markus? Den kenne ich doch auch. Ist er zu Hause?“ rief Florian Seibold
freudig aus. „Wußte gar nicht, daß er so eine hübsche Schwester hat.“
Doch das Mädchen fiel auf die
Schmeichelei nicht herein. „Rolf ist nicht da. Und Markus auch nicht“,
erwiderte sie abweisend.
„Der Rolf ist schon zwei Tage
nicht mehr heimgekommen“, piepste eine Kleine mit Zahnlücken und
Rattenschwänzen.
„Halt die Klappe!“ schnauzte
die Große sie an.
Florian Seibold hatte genug
erfahren. Er hielt es für ratsam, zu gehen.
Es erschien ihm zu gefährlich,
eine Begegnung mit Markus zu riskieren.
„Tja, dann will ich mal
wieder“, sagte er und pfiff Susi, die auf dem Feldweg ihr Geschäft verrichtete.
„Ich hatte in eurer Gegend zu tun und da dachte ich, ich sollte dem Markus
sagen, daß es der Eva besser geht. Sie läßt ihn grüßen. Könnt es ihm ja
ausrichten“, sagte er und schlurfte eilig mit Susi davon.
Mit dem nächsten Omnibus fuhren
sie in die Stadt zurück. Einem Straßenmusikanten warf Florian Seibold die
zwanzig Pfennige von der Witwe in den Hut. Dann nahm er ein Taxi und ließ sich
nach Hause fahren.
Nachdem er geduscht und sich
frische Sachen angezogen hatte, rief er die Anwaltskanzlei an.
„Ich brauche meinen Sohn.
Dringend! Und erklären Sie mir nicht, daß der außer Haus ist“, sagte er zur
Referendarin, die wie stets den Anruf entgegennahm.
„Aber gewiß doch! Ich verbinde
Sie, Herr Seibold“, sagte die Referendarin ironisch und gekränkt. Sie stellte
das Gespräch zu Dr. Seibold durch. „Ihr Herr Vater!“ sagte sie und fügte in
Gedanken hinzu: der alte Grobian!
„Schalte mal das Dingsbums,
dein Tonbandgerät ein“, befahl Florian Seibold seinem Sohn. „Ich habe wichtige
Informationen in der Sache Faber für dich.“
„Wo warst du den ganzen Morgen,
Vater? Ich habe zweimal bei dir angerufen. Frau Ansbach sagte, du hättest in
einem merkwürdigen Aufzug das Haus verlassen.“
Florian Seibold gluckste. Wurde
jedoch sogleich wieder ernst. „Darüber will ich mit dir sprechen. Bist du
soweit, Egbert? Ich möchte mich nicht wiederholen müssen.“
„Gerät ist eingeschaltet.“
„Also, hör zu! Du weißt, daß
Eva bei ihrem Anruf Sandra gegenüber von einem schrecklichen oder schlimmen
Erlebnis sprach, über das sie mit Rainer reden müsse. Ich will, daß du die
Kripo mit Nachdruck auf diese Aussage hinweist und verlangst, daß sie in dieser
Richtung Ermittlungen aufnehmen.“
„Aber das hat die Kripo doch
längst getan!“
„So, hat sie das? Und weshalb
sitzt Rainer immer noch ein, und der vermutlich wirkliche Täter räkelt sich
frei bis mittags in seinem Bett?“
„Woher weißt du, daß er das
tut?“
„Weil ich draußen in Harting
war. Dort wohnt der Bursche. Ich habe mich als Hausierer verkleidet...“
„Um Himmels willen, Vater!
Pfusch der Polizei nicht schon wieder ins Handwerk! Das ist jetzt
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