die Detektivin in Jeans
meine
Anwaltspraxis. Du riskierst meine Zulassung!“ rief Egbert Seibold bestürzt.
„Wenn ihr alle schlaft, muß ich
mich ja rühren, damit ein Unschuldiger endlich frei kommt!“ polterte sein
Vater.
„Du nimmst doch nicht im Ernst
an, daß die Kripo solche wichtigen Hinweise unbeachtet läßt?“ hielt Dr. Seibold
ihm vor. „Ich bitte dich, halte dich da heraus, Vater! Das scheint eine ganz
heiße Sache zu sein.“
„Weißt du Näheres darüber?“ fragte
sein Vater hellhörig.
„N... ein.“
„Komm, erzähle! Hat Eva
gesprochen?“
„Das weiß ich nicht, Vater.
Aber Oberinspektor Friedrich deutete mir an, daß der Haftbefehl gegen Faber
vielleicht aufgehoben werden könnte. Es liefen da ein paar Ermittlungen, deren
Ergebnis ihn vielleicht entlasten könnte. Der Untersuchungsrichter ist zwar
nicht dieser Ansicht. Er hält Faber nach wie vor für den Täter und meint, die
eine Sache habe mit der anderen nichts zu tun. Aber du kennst Friedrich. Er ist
ein besonnener, fähiger Mann. Leider hat der Richter die besseren Trümpfe in
der Hand: die verschwundene Pistole, die Aussage des Augenzeugen...“
„Gerade die solltest du näher
beleuchten“, unterbrach ihn sein Vater. „Steht in dem Protokoll, ob der Mann
vielleicht eine Brille trägt? In unserem Alter braucht man die. Und der Mann
wurde aus dem Schlaf aufgeschreckt. Hat er seine Brille aufgesetzt? Oder konnte
er vielleicht gar nicht genau sehen, was im dunklen Hof vor sich ging? Hake da
mal nach“, riet ihm sein Vater.
„Die Sache ist überprüft. Der
Mann bleibt leider bei seiner Aussage.“
„So, hm!...“ Florian Seibold
dachte nach. „Ach, da ist noch etwas! Teile Friedrich mit, daß der Freund von
Markus Siebert, ein Rolf Gerold, vermutlich untergetaucht ist. Gerold hat einen
Bruder, der wegen Diebstahls unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen wurde.
Eine Waffe soll dabei auch eine Rolle gespielt haben. Die Waffe ist
verschwunden. Friedrich soll sich mal beim Einbruchsdezernat erkundigen und in
seine Ermittlungen unbedingt auch die Brüder Gerold einbeziehen.“ Egbert
Seibold lachte halb ärgerlich, halb belustigt. „Wärst du mal lieber
Kriminalbeamter geworden, Vater! Was meinst du, was Friedrich mir empfiehlt,
wenn ich ihm sage, was er tun muß? Er wird mir nahelegen, mich um meine eigentlichen
Aufgaben zu kümmern.“
„Sag‚s ihm trotzdem — mit einem
schönen Gruß von mir“, verlangte sein Vater.
„Er wird beglückt sein“, meinte
sein Sohn ironisch.
„Das ist mir egal. Hauptsache,
er weiß Bescheid. Wenn du es ihm nicht sagst, rufe ich ihn an.“
„Schon gut, Vater. Reg dich
nicht auf. Es schadet deinem Blutdruck.“
„Seit wann interessiert dich
meine Gesundheit?“
„Aber, Vater!“
„Ja, ja, ich weiß, bist ein
guter Sohn. Nur entsetzlich dickköpfig- Aber das hast du von mir“, schmunzelte
Florian Seibold. „Grüß die Jungen, und selbstverständlich auch deine Frau. Laßt
euch mal wieder sehen.“
„Bestimmt, Vater.“
Ja, ja, nächstes Weihnachten,
wenn ihr eure Geschenke abholt! dachte Florian Seibold und legte den Hörer auf.
Ein
aufregenderAbend
Zwei Wochen saß Rainer nun
bereits in Untersuchungshaft.
Marlene Faber hatte ihre Arbeit
wieder aufgenommen. Sandra ging zur Schule wie jeden Tag. Das anfängliche
Tuscheln der Mitschüler bei Sandras Anblick auf dem Schulhof hatte
nachgelassen. Auch die Aufregung unter den Bewohnern der Straße über Rainers
Verhaftung hatte sich gelegt. Die meisten Nachbarn grüßten wieder freundlich,
manche auch betont reserviert. Einige Hausbewohner versuchten anfangs, Sandra
auszuhorchen. Doch Sandra ließ sich auf keine Gespräche mit ihnen ein. Nachdem
Mischa sie zu einem Eis eingeladen hatte, sich alles von ihr erzählen ließ und
ihr seither aus dem Wege ging, was Sandra tief verletzte, mißtraute sie fremder
Freundlichkeit. Außerdem hatte ihre Mutter ihr empfohlen, nicht mit den
Nachbarn über ihre Familienangelegenheiten zu sprechen.
Ihre Mutter kränkte die üble
Nachrede einiger Nachbarn. Das schlimmste aber war, daß sie glaubte, die
Nachbarn seien im Recht, wenn sie sie tadelten.
Marlene Faber hatte immer
gehofft, ihren Kindern eine gute Mutter zu sein. Nun zweifelte sie daran. Sie
hatte nichts von Rainer gewußt. Es war ihr nicht gelungen, ein
Vertrauensverhältnis zwischen ihnen aufzubauen. Wie sonst war es möglich, daß
Rainer ihr seine Geldschwierigkeiten verheimlichte? Daß er die Truhe aufbrach
und sich Sachen seines
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