die Detektivin in Jeans
er heldenhaft.
Rainer schaute erneut auf seine
Armbanduhr, gab vor zu erschrecken, sprang auf und rief: „So spät schon! Dann
muß ich weg. Hab noch was... Ich meine, ich sollte wohl „Eva wartet, nicht
wahr?“ kam Oma ihm zu Hilfe. „Ich habe mich schon gewundert, daß du immer noch
hier herumsitzt.“ Rainer hauchte einen Kuß auf seine Handfläche und blies ihn
Oma zu.
„Komm nicht zu sp...!“ rief
seine Mutter. Das letzte Wort „spät“ verschluckte sie unter Omas mißbilligendem
Blick.
„Ja, ja, aus Söhnen werden
Männer“, bemerkte Herr Seibold tiefsinnig.
Sandra blickte ihre Großmutter
an. „Kann ich der Katzen-Marie ein Stück Torte rüberbringen?“
Frau Ansbach nickte.
„Auch was für die Katzen? Und
Hundekuchen?“ bat Sandra. „Da war eine Frau, die hat sich einen Hund
ausgesucht. Dafür hat Frau Arnold zwei neue Hunde aus dem Tierheim geholt, eine
Mutter mit ihrem Welpen.“
„Allmächtiger!“ stöhnte Herr Seibold.
Sandra holte die Sachen aus der
Küche, kam zurück und blickte Joschi an. „Kommst du mit?“
Joschi legte sofort seine
Kuchengabel hin und stand auf. Als sie nebeneinander die Stufen hinuntergingen,
legte er seinen Arm um Sandras Schulter.
Und Sandra lächelte ihm zu.
Mütter sehen manches anders
„Was ist? Schmeckt‚s nicht?“
fragte Sandras Mutter.
„Doch, doch!“ versicherte
Sandra und gab sich Mühe, begeistert zu klingen; schließlich hatte sie sich das
Gericht bestellt.
Es war Samstag mittag. Und es
gab Krautwickel.
Marlene Faber, Sandras Mutter,
arbeitete auf dem Fernmeldeamt im Schichtdienst und war oft samstags und sonntags
nicht daheim. An ihren freien Wochenenden kochte sie deshalb nur das, worauf
ihre beiden Kinder Appetit hatten.
Sandra, vierzehn, Schülerin,
hatte um Krautwickel gebeten. Ihr Bruder Rainer, achtzehn Jahre,
Fernmeldetechniker, wünschte sich für Sonntagmittag Schinkennudeln. Krautwickel
haßte er. Deshalb war er erst gar nicht zum Mittagessen nach Hause gekommen,
sondern mit seiner Freundin Eva an einen See irgendwo draußen zum Schwimmen
unterwegs.
Sandra verputzte gewöhnlich
spielend drei Krautwickel. Irgendwann, so hoffte sie, würde sie ihren eigenen
Rekord brechen.
An diesem Tag war sie jedoch
weit davon entfernt. Der bevorstehende Auftritt als Mannequin lag ihr im Magen.
Ihr Freund Joschi war schuld
daran.
Joschis Mutter arbeitete in der
Konfektionsabteilung eines Kaufhauses. Das Kaufhaus lud viermal im Jahr zur
Modenschau in seine Cafeteria ein. Heute sollte die Sommerkollektion für Kinder
und Teenager vorgestellt werden.
Jugendliche Mannequins waren
genügend zu bekommen. Doch an Dressmen mangelte es.
Deshalb hatte Joschis Mutter
bestimmt, daß ihr Sohn sich an der Vorführung der Modelle beteiligte.
Ausgerechnet Joschi, dessen
Lieblingskleidung aus verwaschenen T-Shirts und ausgefransten Jeans bestand!
Joschi hatte wütend gegen diese
Zumutung protestiert. Er gab erst nach, als Sandra sich ebenfalls in die Liste
der Vorführenden eintragen ließ.
Doch nun brachte das
Lampenfieber Sandra fast um.
Sie schob ihren Teller zurück
und fragte mit einem Blick zur Küchentür: „Ob ich noch Zeit habe, meine Haare
zu waschen?“
„Das hast du doch gestern abend
erst getan“, wunderte sich ihre Mutter.
„Aber sie fallen nicht richtig.
Sieh mal, wie sich die Spitzen nach außen drehen!“ Sandra zerrte an einer
Haarsträhne, die über den Ohren abstand. „Die reinsten Schnittlauchlocken.“
Ihre Mutter war nicht dieser
Meinung. „Ach geh! Du siehst aus wie immer.“
„Du meinst: langweilig wie
immer. Ich kriege bestimmt keinen Sonderapplaus. Wir haben zwei echte
Topmannequins dabei. Sie tragen ihre Haare zu Knoten frisiert.“
„Wäre bei deiner Fransenfrisur
etwas schwierig, nicht?“ meinte ihre Mutter trocken. „Weshalb läßt du deine
Haare nicht wachsen?“
„Weil die Kurzhaarfrisur
praktischer ist. Aber darauf kommt es auch nicht an“, hielt Sandra ihr vor.
„Mir fehlt eben das gewisse Etwas. Die Berufsmannequins bringen es von Haus aus
mit. Ich habe zugenommen“, klagte Sandra und stand auf.
Ihre Mutter betrachtete sie und
lächelte. „Aber an den richtigen Stellen, wie mir scheint. — Soll ich dir die
Krautwickel heute abend aufwärmen?“
„Geht nicht. Joschi und ich
wollen uns den Film im Odeon ansehen. Wir kaufen uns Fritten“, erwiderte
Sandra. „Entschuldige“, fügte sie schuldbewußt hinzu, als sie sah, wie ihre
Mutter die restlichen Krautwickel aus dem
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