Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
die Detektivin in Jeans

die Detektivin in Jeans

Titel: die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
Vom Netzwerk:
nicht.
    Gesine begann sich zu sorgen.
Vielleicht war dies gar nicht der angegebene Ort?
    Was würde Fedor tun, wenn
Gesine den Treffpunkt verfehlte und er annahm, sie habe seinen Befehl
mißachtet?
    Unruhig wanderte Gesine auf der
Straße auf und ab, setzte sich schließlich im Schatten der Brücke in den
grasbewachsenen Abhang der Böschung, und studierte erneut den Stadtplan, um
herauszufinden, ob es noch eine andere Südbrücke gab.
    Plötzlich raschelte es im
Gebüsch der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Gesine sprang erschrocken auf.
Dies war eine sehr einsame Gegend, die ein Mädchen besser nicht allein
aufsuchte, ging es ihr durch den Kopf.
    Doch dann sah sie Hortenses
dunklen Wuschelkopf, und sie bückte sich nach ihrer Badetasche, die sie
mitgenommen hatte, weil sie ihren Großeltern sagte, sie gehe ins Schwimmbad,
und lief Hortense entgegen.
    Hortense schien freundlich
gestimmt zu sein. „Wir haben dich durchs Fernglas beobachtet, um sicherzugehen,
daß du uns die Bullen nicht auf den Hals hetzt. Aber du scheinst in Ordnung zu
sein“, sagte sie und begrüßte Gesine mit einem freundschaftlichen Klaps auf den
Rücken.
    Sie schritten über einen
schmalen, gewundenen Pfad auf die weiter zurück liegenden Schrebergärten zu.
    Brombeerzweige kratzten Gesines
Arme auf, denen Hortense, die vorausging, geschickt auswich. Hortense schien
sich gut hier auszukennen. Sie überschritt sicher jede vom wuchernden Gras
verdeckte Bodenerhöhung, über die Gesine stolperte, und jedes versteckte Loch,
in das Gesine immer wieder unverhofft hineintappte.
    Ihr Ziel war eine morsche
Holzhütte von verwitterter blauer Farbe, die inmitten zertrampelter Beete und
wildwachsender Aprikosen- und Pfirsichbäume stand. Der Fensterladen hing schräg
und lose am oberen Scharnier. Die Tür schleifte beim Öffnen über den Lehmboden.
    Der Innenraum war etwa gerade
so groß wie eine Küche, die nur zum Kochen und Wirtschaften, nicht aber um
gemütlich darin zu essen und zu wohnen eingerichtet ist. Eine alte
zerschlissene Matratze lag unter dem Fenster. Auf der rechten Seite stand eine
Bank.
    Mit Fedor, Roland und Klaudia
befanden sich zwei weitere Jugendliche in der Hütte: Ruth und Berthold,
dreizehn und zwölf Jahre alt. Sie beantworteten Gesines Gruß mit stummem
Kopfnicken.
    Hortense schob Gesine in die
Mitte des Raumes, während sie selbst sich zwischen Fedor und Klaudia auf die
Bank setzte. Die anderen hockten mit angezogenen Beinen auf der Matratze.
Niemand sprach.
    Gesine rieb verlegen ihren
zerkratzten Unterarm.
    Fedor reinigte mit der Spitze
seines Klappmessers seine Fingernägel.
    „Was hast du in der Tasche?“
fragte er plötzlich und ohne den Blick von seiner Tätigkeit zu nehmen.
    „Meine Badesachen. Wegen meiner
Oma. Sie will immer wissen, wohin ich gehe.“
    Fedor blickte beifällig. „Du
hast also dichtgehalten? Zu niemand einen Heuler?“
    „Bestimmt nicht.“
    „Über unseren Versammlungsort
hältst du auch die Klappe?“ Gesine nickte.
    „Mach‚s Maul auf!“ schrie Fedor
sie an.
    „Ich sag nichts, Ehrenwort!“
beeilte Gesine sich zu versichern.
    „Sollten wir sie nicht doch
besser mal in die Mache nehmen, damit sie weiß, wie ernst wir‚s meinen?“ fragte
Hortense.
    Hortense nützte jede
Gelegenheit zur Folter. Es machte ihr Freude, andere zu quälen. Lange Zeit
hatte sie selbst sich unterdrückt und mißachtet gefühlt; von den Lehrern in der
Schule, von ihrem Stiefvater zu Hause, von ihrer Mutter, die den
Stiefgeschwistern die Liebe schenkte, die sie ihr, wie Hortense meinte,
vorenthielt.
    Als das erste Kind geboren
wurde, begann Hortense, obwohl bereits zehn, ins Bett zu nässen. Nach der
Geburt des zweiten Babys fing Hortense an, die Schule zu schwänzen und sich auf
der Straße herumzutreiben.
    Dabei begegnete ihr Fedor. Er
war gerade von seiner Ausbildungsfirma entlassen worden, weil die ihm
anvertraute Portokasse mehrmals einen Fehlbetrag aufwies und auch sonst manches
im Radiogeschäft spurlos verschwand. Da Fedor weit mehr Taschengeld ausgab, als
er von seinen Eltern erhielt, vermutete sein Lehrherr in ihm den Dieb, der er
auch war, obwohl er es bestritt.
    Hortense und Fedor wurden
Freunde.
    Fedor lehrte Hortense in
Kaufhäusern stehlen. Dabei beobachteten sie nicht selten andere Kinder, die der
Versuchung erlagen, Sachen, die ihnen gefielen, in ihre Taschen zu stecken. Sie
folgten diesen Kindern, nahmen ihnen die gestohlenen Waren ab und zwangen sie,
sich Fedors und Hortenses Schweigen zu

Weitere Kostenlose Bücher