die Detektivin in Jeans
den Flur, als sie Sandra eintreten hörte.
„Es ist etwas Furchtbares
passiert!“ sagte sie. „Gesine ist fort. Hast du eine Ahnung, was da los ist?
Sie hat einen Brief für dich hinterlassen. Wir haben ihn geöffnet. Aber wir
werden nicht klug daraus.“
Sandra faßte sich unter dem
Stakkato von Worten, die ihre Mutter wie eine Gewehrsalve auf sie abfeuerte,
verwirrt an den Kopf. „Was ist los...? Mama, ich verstehe kein Wort! Was ist
mit Gesine?“
Ihre Mutter zog sie in die
Küche. „Sie soll erpreßt worden sein. Aber das ist doch Unsinn. Und was hast du
damit zu tun?“
Auf dem Küchentisch lag eine
aus einem Schulheft herausgerissene Seite. Sie war halb mit Gesines Handschrift
bedeckt. Daneben lag ein Briefumschlag mit Sandras Adresse.
Sandra beugte sich über die
Nachricht und las:
Sandra blickte ihre Mutter an.
„Was bedeutet das, Mama?“
„Weißt du es auch nicht? Frau
Bollerhey war heute morgen hier. Gesine muß vergangene Nacht die Wohnung
verlassen haben. Heute früh, als ihre Oma sie für die Schule wecken wollte, war
ihr Bett leer. Mitgenommen hat sie nichts. Alle ihre Sachen sind noch da...“
„Vielleicht hatte sie gestern
abend Krach mit ihrer Oma und ist zu ihrer Mutter gefahren?“
Frau Faber schüttelte den Kopf.
„Dann wäre Frau Bollerhey nicht so fassungslos. Das hätte sie mir auch erzählt.
Gesines Mutter befindet sich auf einem Vertreterlehrgang. Frau Bollerhey hat
schon bei ihr angerufen. Dann sind da auch die Briefe. Dieser hier und ein
anderer, der an ihre Großeltern gerichtet ist. Sie schreibt ihren Großeltern: Ich
kann nicht mehr weiter. Ich werde erpreßt. Verzeiht mir. Ich habe Euch lieb. —
Eure Gesine. “
Sandra hörte es benommen. Ihr
fiel ein, wie barsch sie auch gestern wieder Gesine behandelt hatte.
Bestand vielleicht ein
Zusammenhang zwischen Gesines gestriger Verzweiflung und ihrem überstürzten
Verschwinden?
Doch wie paßte da die Brosche
hinein? Das war doch eine uralte Geschichte, die nie wieder erwähnt worden war.
Oder sollte es ein Hinweis sein
auf die Schwierigkeiten, in denen Gesine sich offensichtlich befand? Wollte
Gesine damit gar andeuten, daß Sandras Weigerung, die gefundene Brosche
anzunehmen, schuld an ihrer Kurzschlußhandlung trug? Doch wie konnte das
möglich sein? Wo bestand da eine Verbindung?
„Weißt du etwas von einer
Erpressung?“ fragte Frau Faber. Sandra schüttelte den Kopf.
„Aber du mußt mehr wissen! Denk
einmal nach! Was hat es mit dieser Brosche auf sich, die Gesine erwähnt?“
„Ach, das! Gesine hat mal eine
Brosche gefunden und wollte sie mir schenken. Ich habe gesagt, sie müßte sie
zum Fundbüro bringen. Hat sie auch getan. Das ist schon endlos lange her.“
„War die Brosche echt?“
„Das weiß ich nicht. Joschi,
der sie auch gesehen hat, meinte nein.“
„Vielleicht hat sie die Brosche
doch nicht auf dem Fundbüro abgegeben und jemand hat davon erfahren, daß sie
den Fund unterschlagen hat“, überlegte ihre Mutter.
Sandra runzelte die Stirn. „Du
meinst, daß er sie jetzt damit erpreßt...?“ Sandra schüttelte den Kopf.
Plötzlich schlug sie sich an
die Stirn. „Du, vielleicht hat sie die Brosche gestohlen. Jemand beobachtete
sie dabei und hat sie damit erpreßt.“
„Gesine stiehlt doch nicht!“
wehrte ihre Mutter entrüstet ab. „Wegen nichts wird man ja nicht erpreßt“,
sagte Sandra hitzig. „Denk nur an das Geld von Oma.“
Frau Faber blickte ihre Tochter
verweisend an. „Du hast Gesine noch immer in Verdacht, nicht wahr?“
„Sie hat‚s genommen. Ich bin
sicher, daß sie es genommen hat. Und ich weiß jetzt auch, wozu! Um die
Erpresser zu bezahlen! Gesine hat gestern ihre Geldbörse verloren...“ Sandra
starrte ihre Mutter entsetzt an. „Deshalb ist sie abgehauen! Das Geld für den
Erpresser war auch in der Börse, und jetzt hat sie Angst! — Na klar doch! Sagte
sie ja auch.“
„Was sagte sie?“
Doch Sandra antwortete nicht.
Sie sprang auf. „Ich muß zu Doris. Sie war dabei.“
Ihre Mutter trat ihr in den
Weg. „Bleib hier, Sandra, bitte! Frau Bollerhey möchte nicht, daß Gesines
Verschwinden bekannt wird. Jetzt noch nicht. Gesines Mutter kommt her. Frau
Bollerhey möchte abwarten, was sie zu unternehmen entscheidet.“
„Ob Gesine sich etwas angetan
hat?“
„Um Himmels willen, denke nicht
an so etwas!“
Sie hat gestern damit gedroht,
fiel Sandra ein. Doch sie schwieg darüber, um ihre Mutter, der Frau Bollerhey
leid tat, und die sich mit ihr
Weitere Kostenlose Bücher