die Detektivin in Jeans
unserer Klasse
waren die Bullen zuerst. Und habe ich Ruth verraten?“ hielt Sandra ihm
entgegen.
„Das wissen wir eben nicht.
Aber es ist nicht üblich, daß die Bullen in allen Klassen herumschnüffeln, nur
weil ein Mädchen abgehauen ist. Im vergangenen Jahr sind Tausende von zu Hause verschwunden.
Die Bullen hätten viel zu tun, wenn sie jedesmal eine ganze Schule überprüften.
Die meisten Ausreißer kommen von selbst irgendwann zurück.“
„Das ist von Fall zu Fall
verschieden, nehme ich an“, sagte Sandra. „Gesine ist neu in unserer Stadt. Ihre
Großeltern kennen ihre Freunde noch nicht. Vielleicht hoffte die Polizei von
ihnen zu erfahren, ob Gesine gesprächsweise erwähnte, daß sie abhauen wollte,
und wohin sie gehen würde.“
„Hatte sie denn Freunde?“
fragte Hortense lauernd.
„Ihre Großeltern sind mit
meiner Mutter befreundet. Gesine begleitete sie manchmal, wenn ihre Großmutter
uns besuchte. Deshalb haben die Bullen mich ja auch besonders gründlich
befragt“, log Sandra.
„Ich finde es trotzdem
verdächtig, daß die Bullen sich so auffallend intensiv für Gesines Umgang
interessieren. Als kürzlich ein Junge aus unserer Straße verschwand, hat sich
nur mal jemand vom Jugendamt blicken lassen.“ Fedor schüttelte besorgt den
Kopf. „Es muß ihnen jemand einen heißen Tip gegeben haben, daß Gesine aus einem
bestimmten Grund abgehauen ist. Das ist sie doch, oder?“
„Sie hatte das Geld für euch
nicht beisammen. Deshalb hat sie die Fliege gemacht“, bestätigte ihm Sandra,
obwohl sie dies nur vermutete. „Aber das wissen die Bullen nicht. Es steht nur
in Gesines Brief an mich.“
Fedor grinste.
„Du siehst also, was in eurer
Straße passiert, gilt nicht für jeden Stadtbezirk. Wo wohnst du eigentlich?“
fragte Sandra. Sie hoffte, die Frage so beiläufig gestellt zu haben, daß Fedor
sich verriet.
Doch Fedor war auf der Hut.
„Möchtest du wohl gern wissen,
was?“ höhnte Hortense.
„Was ist schon dabei? Eure
Namen kenne ich ja auch.“
„Denkste!“ entfuhr es Hortense.
Sandra fragte sich, ob die
Namen Fedor und Hortense vielleicht Aliasnamen waren, Decknamen, mit denen die
beiden sich tarnten.
Doch sie ließ sich ihren
Verdacht nicht anmerken.
Sie wandte sich an die beiden
auf der Matratze. „Na schön, eure Namen kenne ich noch nicht. Aber ich meine,
wenn wir zusammenarbeiten möchten, sollten wir das ändern. Ich heiße Sandra
Faber.“
Sie blickte Roland und Klaudia
aufmunternd an.
Die beiden blickten stumm über
sie hinweg.
Sandra drehte sich um und sah
Hortenses warnendes Kopfschütteln.
„Ihr traut mir wohl immer noch
nicht?“ sagte sie und gab sich gekränkt. „Schade, habe ich wohl meine Zeit
vergeudet.“
Sie zuckte die Schultern und
warf ihren letzten Köder aus: „Ich muß jetzt los. Selbst wenn ihr mich nicht
mit reinnehmen wollt, braucht meine Mutter den Brief nicht unbedingt zu finden.
Ich habe nicht gern mit der Polizei zu tun. Die fragen zuviel. Und ich bin
leider kein ganz unbeschriebenes Blatt.“ Sie wandte sich zur Tür. „Falls ihr es
euch doch anders überlegt — Ruth weiß, wo sie mich findet.“
„Bleib hier“, sagte Fedor. Er
hatte den Köder geschnappt und zappelte an der Angel.
„Was ist denn noch?“ erwiderte
Sandra unwillig.
Sie gab sich ungeduldig, um
Überlegenheit zu demonstrieren, obwohl vor Aufregung ihre Handflächen feucht
wurden. Sie spürte, daß sie endlich ihrem Ziel näher kam.
Fedor blickte auf seine
Armbanduhr. „Du hast noch Zeit. Setz dich.“
Sandra blieb stehen, um ihm zu
zeigen, daß sie keine Befehle von ihm entgegennahm.
„Mach‚s kurz. Ich habe noch was
vor“, sagte sie hochmütig.
„Wenn du mit uns
zusammenarbeiten willst, tust du gefälligst das, was ich dir sage. Setz dich!“
schnauzte Fedor. Sandra setzte sich.
„Bevor wir dich bei uns
aufnehmen können, muß du eine Bewährungsprobe bestehen. Wo hast du bisher
gearbeitet?“ fragte Fedor.
Sandra blickte ihn
verständnislos an.
„Na, du sagtest doch, du seist
der Polizei nicht unbekannt“, erinnerte er Sandra. „Oder bist du etwa so ‚ne
Rockerbraut, die Krawall macht und Diskos auseinandernimmt?“
„Dann wird Anton aber nicht mit
ihr einverstanden sein“, warnte Roland.
„Nein, nein, so ist das nicht!“
rief Sandra rasch, als sie begriffen hatte, worauf Fedor hinaus wollte. „Ich
hatte mich nur ein paarmal mit Kaufhausdetektiven angelegt. Einer hat die
Bullen geholt. Aber sie konnten mir nichts beweisen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher