die Detektivin in Jeans
Aktentasche,
die er trug, eine Liste von der Art, wie sie für Haussammlungen benutzt werden.
Außerdem befanden sich leere
Briefumschläge, die er Sandra zeigte, in der Aktentasche. „Die sind für die
Schlüssel, damit sie nicht verwechselt werden“, sagte er. „Du mußt dir also die
Namen merken. Ich schreibe sie dann auf die Umschläge mit den Schlüsseln.“
Sandra verstand kein Wort. „Was
für Schlüssel?“
„Die du mitbringst“, sagte
Klaudia.
„Von wo soll ich Schlüssel
mitbringen?“
„Aus den Wohnungen“, erwiderte
Roland ungeduldig. „Du gehst jetzt in die Häuser und sammelst für die Aktion
,Ferien für bedürftige Kinder“, die eure Schule angeblich durchführt. Aber
nenne nur ja nicht den Namen deiner Schule!“ warnte er.
„Unsere Schule sammelt ja auch
nicht für bedürftige Kinder“, sagte Sandra, noch immer begriffsstutzig.
„Keine Schule sammelt für
bedürftige Kinder“, sagte Roland. „Wir sagen das nur. Also, fang jetzt an! Aber
sammele nur in den Wohnungen direkt über den Büros. Die anderen in den oberen
Etagen sind zu gefährlich auszuräumen, sagt Anton.“ Sandra begann endlich zu
begreifen, daß ihre Mutprobe begann.
Sie schluckte.
„Wer ist das — Anton?“ fragte
sie, um Zeit zu gewinnen.
„Geht dich nichts an. Also, du
klingelst, bittest um eine Spende und läßt die Leute sich in die Liste
einschreiben. Wenn sie reingehen, um Geld zu holen oder einen Kugelschreiber,
um sich einzutragen, huschst du in den Flur und klaust den Wohnungsschlüssel.
Sie hängen meistens an einem Brett neben der Wohnungstür. Versuche auch
herauszubringen, ob die Leute in den großen Ferien verreisen und wann sie
abfahren. Hast du das kapiert?“
Sandra nickte. Doch ihr Herz
klopfte vor Angst wie ein Schmiedehammer.
Sie blickte die Straße entlang,
hinauf und hinunter.
Ein paar ältere Leute kamen
ihnen entgegen, Frauen mit Kindern und erneut das Pärchen aus dem Café Holler,
das sie jetzt gerade überholte.
Sollten das Kripobeamte sein?
Sandra blickte den Jungen und
das Mädchen forschend an.
Doch die beiden nahmen keine
Notiz von ihr, sondern gingen, angeregt miteinander schwatzend, vorbei.
„Worauf wartest du?“ fragte
Roland.
„Ich weiß nicht, ob ich das
bringe“, erwiderte Sandra kläglich.
„Ich denke, du bist so ein As?“
wunderte sich Roland. „Also, fang jetzt an! Aber laß dich nicht beim
Schlüsselklauen erwischen. Wenn‚s zu gefährlich ist, wenn jemand an die Tür
kommt, der sich mißtrauisch gibt, oder zuviel fragt, kassiere dein Geld und
verdufte.“
Sandra nickte.
Sie nahm die Liste in Empfang
und betrat das Haus, vor dem sie standen.
Rechts vom Flur befanden sich
die Praxisräume eines Steuerberaters. An der linken Flurtür war das
Firmenschild eines Wirtschaftsprüfers angebracht.
Sandra ging die Treppe hinauf
und klingelte an der Wohnung des Steuerberaters.
Niemand öffnete.
Sie wandte sich nach rechts und
versuchte es dort.
Ein Mädchen, etwa in Sandras
Alter, kam zur Tür.
Sandra zeigte ihr die Liste,
auf der bereits ein paar Spendernamen mit angeblich gespendeten Geldbeträgen
eingetragen waren, um Glaubwürdigkeit vorzutäuschen.
„Unsere Schule sammelt Geld für
bedürftige Schüler, die in die Ferien geschickt werden sollen“, sagte sie.
„Meine Mutter ist nicht da“,
erwiderte das Mädchen.
„Kannst du nicht trotzdem? Ist
ja für einen guten Zweck.“
„Was gibt man denn so?“
„Was du willst.“ Sandra warf
einen Blick auf die Liste. „Die meisten geben zwei Mark. Es darf auch weniger
sein, oder etwas mehr.“
„Moment“, sagte das Mädchen.
Sie ging hinein und ließ die
Tür einen Spaltbreit offenstehen.
Sandra drückte die Tür auf und
spähte in den Flur.
Tatsächlich! Eine Menge
Schlüssel hingen an einem Brett nicht weit von der Tür entfernt.
Sandra hielt sich nicht damit
auf, den Wohnungsschlüssel herauszufmden. Sie griff wahllos einen Schlüssel
heraus und steckte ihn ein. Hauptsache, sie zeigte der Bande, daß sie ihre
Aufgabe gelöst hatte.
Das Mädchen brachte eine Mark.
„Schreib‚s selbst ein“, meinte
sie, als Sandra sie aufforderte, ihre Spende einzutragen.
Sandra bedankte sich und ging.
Roland und Klaudia warteten ein
paar Häuser weiter.
„Name?“ fragte Roland und zog
einen Briefumschlag heraus, um den Schlüssel zu kennzeichnen.
Im selben Augenblick
umklammerte eine Hand seinen Arm.
„Kriminalpolizei! Ihr drei
kommt mal mit!“
Das Jeans-Pärchen!
Also doch!
Sandra
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