die Detektivin in Jeans
abonnierten und ohne Radio und Fernsehen auskommen mußten.
Auf ihrer Flucht vor der
Fedorbande war Gesine zu ihnen gestoßen.
Sie war seit drei Tagen
unterwegs und hatte hungrig und erschöpft auf dem Bauernhof nach einer
Übernachtungsmöglichkeit gefragt.
Den jungen Leuten war während
der Erntezeit jede Arbeitskraft willkommen. Deshalb interessierte es sie auch
nicht, was Gesine zu ihnen führte, und woher sie kam. Sie luden Gesine ein, bei
ihnen zu bleiben und ihre Arbeit und ihren Lebensstil mit ihnen zu teilen,
nachdem Gesine ihnen erklärt hatte, schulentlassen und arbeitslos zu sein.
Doch eines Tages im Juli fand
Gesine eine alte Zeitung. Jungpflanzen waren darin eingeschlagen, die jemand
aus der Gruppe in einer Gärtnerei abgeholt hatte.
In dieser Zeitung stand ein
Bericht von der Festnahme der Fedorbande.
Da kehrte Gesine zu ihren
Großeltern zurück.
Die Mutter holte sie wenige
Tage später ab. Sie hatte ihren Traum von einem selbständigen Vertreterdasein,
der ihr gar nicht mehr so verlockend erschien, aufgegeben.
Gesines Mutter fand eine Stelle
als Abteilungsleiterin in ihrer früheren Firma, in der sie während der
Krankheit ihres Mannes halbtags als Verkäuferin gearbeitet hatte. Damit gab sie
Gesine das Heim zurück, nach dem diese sich gesehnt hatte, seitdem sie zu ihren
Großeltern in die Stadt gekommen war.
Am Abend vor ihrer Abreise
klingelte Gesine an Fabers Wohnungstür.
Frau Faber öffnete ihr.
„Guten Abend“, grüßte Gesine
und drehte verlegen einen Briefumschlag in ihrer Hand.
Doch Frau Faber gab sich
unbefangen und nahm Gesine damit etwas von ihrer Scheu.
„Gesine! Wie schön, daß wir
dich vor deiner Abreise noch einmal sehen. Komm herein“, sagte sie herzlich und
führte Gesine ins Wohnzimmer, wo Sandra an einem Bikini-Oberteil häkelte.
„Gesine möchte sich
verabschieden“, sagte Frau Faber zu ihrer Tochter. Sie zog die Tür hinter
Gesine zu und ließ die beiden Mädchen allein.
„Gesine“, sagte Sandra
begrüßend.
„Sandra“, erwiderte Gesine
genauso einsilbig.
Es war das erste Mal, daß sie
sich nach ihrer Klassenwanderung sahen, und sie fühlten sich beide unbehaglich.
Sandra häkelte weiter.
Und Gesine trat von einem Fuß
auf den anderen und sah ihr dabei zu.
„Setz dich doch“, sagte Sandra
nach einer Weile.
Gesine setzte sich auf den
äußersten Sesselrand.
Schließlich hielten beide die
angespannte Atmosphäre nicht länger aus und begannen gleichzeitig zu reden.
„Wie geht es deiner
Großmutter?“ fragte Gesine.
„Fährst du morgen?“ fragte
Sandra.
Erneute Stille.
Bis Gesine aufstand, auf Sandra
zuging und ihr den Briefumschlag, der inzwischen in ihren Händen feucht
geworden war, hinhielt. „Hier ist das Geld.“
Sandra brauchte nicht zu
fragen, welches Geld der Umschlag enthielt. Sie wußte, daß es sich um das
Himbeergeld handelte.
Sie nahm es, legte es neben
sich und blickte Gesine an. „War schon ein Ding, das!“
„Es tut mir leid“, sagte
Gesine.
„Mir auch“, erwiderte Sandra.
„Hättest mir doch etwas davon sagen können.“
Gesine schwieg.
„Was haben denn die anderen
gesagt?“ fragte sie dann.
„Kannst du dir ja denken.“
„Und - Joschi?“
„Der ist mit mir zur
Autobahnbrücke gegangen. Ich habe vielleicht geschwitzt. Diese Hortense, das
ist ja ein Biest!“ sagte Sandra, und dann riß die Erinnerung an ihre Erlebnisse
sie mit sich fort, und sie fing an zu erzählen.
Als Frau Faber nach einer Weile
die Tür öffnete, saßen die Mädchen einträchtig beisammen, und es sah aus, als
wären sie stets die besten Freundinnen gewesen.
„Deine Mutter fragte nach dir,
Gesine“, sagte Frau Faber. „Ich habe ihr versprochen, dich gleich
hinüberzuschicken.“ Gesine sprang auf.
„Deine Mutter hat wohl Angst,
du könntest wieder heimlich verschwinden?“ scherzte Sandra kichernd.
„Darüber braucht man gar nicht
zu lachen. Was glaubt ihr, welche furchtbare Belastung es für eine Mutter ist,
nicht zu wissen, wo ihr Kind sich aufhält, und was mit ihm geschehen ist“, wies
Frau Faber sie zurecht.
Beide, Sandra und Gesine,
blickten schuldbewußt drein.
„Na ja, es ist ja glücklich
überstanden“, lenkte Frau Faber ein. „Besuchst du uns mal wieder, Gesine?“
„Vielleicht im nächsten Jahr“,
versprach Gesine.
„Prima!“ sagte Sandra. Und sie
meinte es ehrlich.
Unverhofft
kommt oft...
Sommerferien — und kein Gedanke
daran, daß man verreisen könnte.
Sandra stand am
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