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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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einen Haken auf der Schulter trägt; dem Norden waren sie zwei Kinder, welche der Mond von der Erde weggenommen hat und die an einer Stange einen Eimer auf ihren Achseln tragen. Die deutsche verchristlichte Ueberlieferung sagt es sei ein Mann, der den Sonntag dadurch entweihte, dass er Holz oder anderes stahl und zur Strafe dafür in den Mond versetzt wurde; 89 eine schöne geistliche Deutung, welche wir dem Bruder Berthold verdanken sagt, der Mond sei Maria Magdalena, die Flecken seien ihre reuig vergossenen Zähren.
    Auch die Sonne hat wohl Einfluss auf abergläubische Vorstellungen, doch ist derselbe unbedeutend. Die Götter walten, die Geister schaffen gern in dem stillen geheimen Dunkel der Nacht, ungesehen von Menschenaugen; dem Zwerg, den die Sonne noch auf Erden überrascht, bringt sie augenblicklichen Tod. Darum sind die Kräuter, sobald der Sonne Strahl sie trifft, aller Heilkraft beraubt und das von ihm berührte Wasser ist untüchtig zu heiligem Gebrauch.
    Zweimal im Jahr wendet die Sonne ihren Lauf, im Sommer um zu sinken, im Winter um zu steigen. Beide Zeiten beging das Heidenthum feierlich, es sind die Sonnewenden , bei denen wohl Feuer angezündet wurden; das Johannisfeuer ist eins derselben.
    Auch die andern Sterne waren dem Alterthum nicht leblos, sie galten ihm in Beziehung auf den Menschen für hold oder feindlich; welche Constellation ihm bei seiner Geburt leuchtete, die nimmt ihn sein ganzes Leben hindurch unter ihren Schutz; er ist dann unter einem guten, glücklichen Stern geboren. Ein Ueberrest der Verehrung der Sterne liegt noch darin, dass man sie Abends beim Schlafengehen grüsst, gleichsam wie Engel, die während wir ruhen, über unserem Haupte wachen. Auch verbietet man den Kindern, mit den Fingern nach den Sternen zu deuten, weil das heisse, den Englein in die Augen stechen. 90
    Wenn die Sterne sich reinigen, so fallen die Sternschnuppen nieder; daher sagt man noch, die Sterne putzen, schneutzen sich. Sie sind vorbedeutsam: was man in dem Augenblick wünscht, geht in Erfüllung; es soll auch wer eine Sternschnuppe erblickt, ein Gebet sprechen. Jeder Mensch hat seinen eignen Stern, wenn er stirbt, erbleicht derselbe, das drückt ein litthauischer Mythus sehr schön also aus: Die Spinnerin des Schicksals, die Werpeja, beginnt den Faden der Neugebornen am Himmel zu spinnen und jeder Faden endet in einen Stern. Naht nun des Menschen Tod, so reisst sein Faden und der Stern fällt erbleichend nieder.
    Leider scheinen die Ueberlieferungen unserer Vorzeit von einzelnen Gestirnen fast ganz verschollen, ihre Namen durch gelehrte Benennungen verdrängt, doch wird sich der eine oder andere gewiss noch erhalten haben. Bisher haben sich nur die Namen der drei Sternbilder wiedergefunden, welche in der Anschauung des Volkes am meisten hervortreten und die wir undeutsch mit den Namen des grossen Bären, Orion und der Plejaden bezeichnen.
    Der grosse Bär hiess unsern Vorfahren so wie den mit ihnen urverwandten Völkern der Wagen , weil man an dem Gestirn deutlich vier Räder und eine abstehende Deichsel unterschied; von der letzten wurde es bei den Angelsachsen auch bloss die Deichsel genannt. Dieser Wagen gehörte den obersten Göttern, dem Wuotan bei uns und in den Niederlanden, dem Donar im Norden, und noch erzählt sich das Volk, er drehe sich um Mitternacht mit grossem Geräusch um, wie auch die Sonne rauschend verschwindet. In der Schweiz gilt sein Stand für ein Zeichen theurer oder wohlfeiler Zeit: fährt er hoch daher, dann ist der Gott den Menschen gram und hält seinen Segen zurück, es erfolgt Theurung, steht er aber nieder, dann neigt sich der Gott gerne zu den Menschen herab und spendet seines Segens Fülle, dann gibt es Ueberfluss an Allem.
    Ueber dem mittelsten Stern in der Deichsel des Wagens steht ein ganz kleiner Stern, an den sich noch besondere Sagen knüpfen. Das Volk nennt ihn Däumchen , Hans Däumchen und erzählt eine zweifelsohne aus heidnischer Zeit stammende und verchristlichte Ueberlieferung von ihm: Ein Fuhrmann fuhr einst unsern Heiland, der versprach ihm zum Lohn das Himmelreich. Der Fuhrmann aber sagte, er wolle lieber in Ewigkeit fahren von Aufgang bis zu Niedergang. Sein Begehren wurde erfüllt, der Wagen steht am Himmel und der oberste von den Deichselsternen ist jener Fuhrmann, das Reiterlein.
    Der Gürtel des Orion hiess dem Norden Frikkas Rocken , den Dänen noch heute Mariärock . In Oberdeutschland nennt man die drei Sterne, welche den Gürtel, bilden die drei

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