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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Mader , weil sie drei auf der Wiese neben einander stehenden Mädern gleichen: eine einfache Benennung, wie die des Wagens, in der kindlichen Phantasie eines Hirtenvolkes entsprungen. Altdeutsch heisst der Orion oft der Pflug , am Rhein nennt man ihn den Rechen , beides Geräthe der Ackerer und Mäder. Die Angelsachsen sahen in der Constellation einen Trupp wilder Eber . Das spätere Mittelalter verwandelte einen andern altheidnischen Namen, den wir nicht mehr kennen, in den christlichen des Petersstabs , oder Jacobsstabs ; wahrscheinlich sah man ursprünglich in dem Gestirn einen Gott, der mit seinem Stab die himmlische Bahn einherschritt.
    In dem Siebengestirn sieht man noch heutzutage eine Glucke mit sieben Küchlein. Auch von ihm geht eine Sage, deren Ursprung offenbar in die heidnische Zeit hinaufreicht. Christus ging an einem Beckerladen vorüber, wo frisches Brod duftete und sandte seine Jünger hin, ein Brod zu erbitten. Der Becker schlug es ab, doch von ferne stand die Beckersfrau mit ihren sechs Töchtern und gab das Brod heimlich. Dafür sind sie als Siebengestirn an den Himmel versetzt, der Becker aber ist zum Kukuk 91 geworden, und so lange er Frühjahrs ruft, von Tiburtii bis Johannis, ist das Siebengestirn am Himmel sichtbar.
    In dem Regenbogen sah unser Alterthum eine himmlische Brücke , über welche die Götter wandeln, welche einer der Götter bewacht, damit die Reif- und Bergriesen nicht über dieselbe in den Himmel dringen. Wie das Wandeln der Götter fast stets segenströmend ist, so auch hier: von dem Regenbogen fallen, noch bestehendem Volksglauben zufolge goldne Münzen nieder und wo er aufsteht, liegt eine goldne Schüssel, oder findet man verborgene Schätze. In Baiern nennt man den Regenbogen Himmelring oder Sonnenring, jene Münzen Himmelringschüsseln; und in Oesterreich weiss man noch, dass die Engel die Seelen der Verstorbenen über den Regenbogen in den Himmel führen.

Sommer und Winter. 95
    Langsamer und darum ungleich feierlicher als der Wechsel von Tag und Nacht erfolgte der von Sommer und Winter. Das Alterthum kannte ursprünglich nur diese beiden Jahreshälften und rechnete nach ihnen, die südlicher wohnenden Völker nach Sommern, die nördlichern nach Wintern; daher die alten Adverbia sommerlang und winterlang. Diese Eintheilung macht sich um so mehr geltend, je weiter man nach Norden kommt, weiter nach Süden unterscheiden wir drei, vier, ja selbst fünf Jahreszeiten. Mythische Bezüge haben nur jene zwei.
    Dem Norden stammten Sommer und Winter aus dem Geschlecht der Riesen: jenes Vater war freundlich und schön und alles Frohe und Liebliche wird nach ihm genannt; dieses Vater hiess der feuchte, nasse und war gleich dem Sohn grimmig und kaltbrustig. Auch unsern Alten galten beide als persönliche Wesen, noch sind ihre Namen Eigennamen, und in zahlreichen Redensarten des Volkes und dichterischen Wendungen hat sich ihr Andenken erhalten. Wir sagen z. B.: der Sommer, der Winter ist vor der Thür, tritt ein, kehrt ein; früher liess man beide abziehend Urlaub nehmen. Weil aber der Sommer mit dem Mai beginnt, so steht statt jenes auch der Mai in lebendiger Persönlichkeit da: wie der Winter, so wird der Mai Herr angeredet, er hält seinen Einzug ins Land, gleich den Göttern, und wird mit Dank und Neigen begrüsst und verehrt.
    Wie Tag und Nacht, so stehen Sommer und Winter im Kampf und beiden wird Gefolge und Dienerschaft zugeschrieben. Im Gefolge des Winters ziehen die alten Riesen Reif und Schnee , diese künden dem Sommer Krieg an, und er siegt oder unterliegt, je nach der Jahreszeit, er zieht mit seinem Gefolge triumphirend daher oder muss mit demselben den Angriffen seines Feindes weichen. Wie das Freundliche, Schöne und Milde stets länger in der Erinnerung haftet, da man seiner gerne wieder gedenkt, als das Finstere, Rauhe und Wilde, so erhielten sich von dem Wesen und Treiben des Sommers deutlichere Spuren, als von dem des Winters. Seine Ankunft war nicht an eine feste Zeit gebunden; wenn er kam, dann sandte er seine Boten und Zeichen voraus, welche man mit Jubel und Freude begrüsste. Solche Zeichen waren das erste Veilchen, welches man auf eine Stange steckte und unter Gesang umtanzte, der erste Maikäfer, den die Spinnerinnen feierlich einholten, wobei die Häuser mit grünen Zweigen geschmückt wurden. Unter des Sommers Boten sind die erste Schwalbe, der erste Storch und der Kukuk seine Herolde genannt; ihre Ankunft wurde von den Thürmern mit Hornstössen begrüsst

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