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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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verglichen (besonders die Sonne heisst in der Edda das schöne lichte Rad) wegen ihrer runden Gestalt bei rasch dahinrollender Bewegung.
    Das kriegerische Alterthum sah in den Hauptgöttern Schützer des Krieges, daher dachte es sich auch den Himmel kriegerisch gebaut und zwar als eine mit goldnen Schilden gedeckte Burg. Ebenso sah es auch in der Sonne einen runden leuchtenden Schild , der golden erglänzte in göttlichem Licht.
    Die älteste und verbreitetste Vorstellung, welche man mit der Sonne und den Gestirnen verband, war aber wohl die des Auges ; die Sonne war das Auge des Wuotan, wie sie den Griechen Auge des Zeus, den Parsen des Ormuzd, den Aegyptern des Demiurgen war. Mit ihm überschaute der alldurchdringende Gott die ganze Welt und so konnte nichts vor ihm verborgen bleiben. Ebenso sind Mond und Sterne des Himmels Augen, mit denen sie auf die Menschen niederblicken. 88
    Nach der jüngern Edda sind Sonne und Mond Geschwister und eines Mannes Kinder, der Mundilföri heisst. Beide waren hold und schön, aber so stolz, dass sie den Zorn der Götter erregten, welche sie an den Himmel setzten. Da muss Sonne die Hengste des Sonnenwagens führen, Mond des Gestirnes der Nacht Gang leiten. Ob dieser Mythus auch in Deutschland bekannt war, ist noch nicht ausgemacht.
    Das Volk pflegte sich bis auf die spätere Zeit von Sonne und Mond redend gern auszudrücken: Frau Sonne, Herr Mond; jene nannte man die Frohe, Liebe und Gnädige, die heilige Herrin und Frau, dieser wird in einem alten Spruche begrüsst:
    Bis Gottwillkommen, neuer Mond, holder Herr!
Mach mir meines Geldes mehr!
    Unablässig rollen beide Gestirne ihre Bahn, sie scheinen gleichsam zu fliehen vor einem sie bedrohenden Verfolger. Diese Vorstellung war fast allen Völkern des Alterthums und ist noch den meisten wilden Völkern gemein. Dem nordischen Mythus zufolge sind es zwei dem Geschlecht der Riesen entstammende Wölfe, welche ihnen nachstellen um sie zu verschlingen. Oft wähnte man dieselben den Gestirnen nah, als hätten sie bereits einen Theil derselben in den Rachen gefasst: das war zur Zeit der Verfinsterung der Sonne oder des Mondes und dann glaubte man die Zerstörung aller Dinge, selbst den Weltuntergang nahe; darum suchte man die Ungeheuer durch Geschrei zu schrecken, damit sie ihren Raub fahren liessen.
    Schon in frühester Zeit war den Deutschen eine bestimmte Zeitabtheilung bekannt und zwar wie es scheint eine doppelte, ein Sonnenjahr mit zwölf und ein Mondjahr mit dreizehn Monaten. Die letztern schlossen jeder vier Siebentagwochen, also achtundzwanzig Tage in sich und tragen ihren Namen nach dem Mond, mânôd von mâno. Daher war es natürlich, nicht nach Tagen zu zählen, denn am Tage bietet sich der Mond der Beobachtung nicht dar, sondern nach Nächten, gerade wie man das Jahr nach dem Winter nannte, der sich zum Sommer verhält, wie die Nacht zum Tag. Alle Fristen wurden nach sieben Nächten, vierzehn Nächten, Monaten und Wintern anberaumt. Hiervon hängt weiter ab, dass die Erscheinungen des Mondes entschiedenen Einfluss auf bedeutende Unternehmungen hatten. Zwar waren alle Arbeiten und Verrichtungen der Krieger, der Knechte, der Gerichte durch Tag und Sonnenzeit bedingt, aber wenn etwas neues und wichtiges gepflogen werden sollte, so richtete man sich nach dem Mond, d. h. es geschah an Tagen, deren Nächte günstiges Mondlicht hatten, entweder beim Neumond oder beim Vollmond; jener regte durch seine Frische, dieser durch seine Fülle an. Der Neumond ist für eigentliche Beginne eine heilbringende Zeit, was dann angefangen wird, das wächst mit und gleich ihm; darum schliesst man im Neumond Ehen, baut Häuser, schneidet was wieder wachsen soll, sammelt heilsame, kräftigende Kräuter, und zu Ariovists Zeit thaten weise Frauen den Ausspruch, dass die Germanen nicht vor dem Neumond kämpfen sollten. Mit dem Augenblick der Fülle tritt dagegen für den Mond auch die Zeit der Abnahme ein, darum nahm man alsdann Geschäfte vor, die Trennung oder Auflösung, Fällen oder Erlegen beabsichtigten. Man warf Gräben auf, mähte das Gras, haute Holz u. a. m. Des Hausvaters Tod im abnehmenden Mond galt für ein Unheil, denn man hielt dafür, dass nun das ganze Geschlecht abnehme.
    Wie die Vorstellungen über die Ursachen der Verfinsterung des Mondes und der Sonne bei allen Völkern einander ähnlich sind, so auch diejenigen über die Flecken und schattigen Vertiefungen im Licht des Vollmonds. Den Indern erscheinen sie als der Gott des Mondes, der

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