Die Deutschen
»arrangieren« müsse. Er, Papen, werde ein »Kabinett der nationalen Konzentration« bilden.
28. Januar 1933 nachmittags Reichskanzlerpalais. Franz von Papen, der sich des Vertrauens Hindenburgs sicher weiß, hört sich mit einiger Überraschung die neuen Forderungen Hitlers an: Hitler verlangt das Amt des Reichskanzlers für sich selbst, dazu das Reichsinnenministerium und das Amt des preußischen Innenministers für Männer seiner Partei. Papen weiß, daß das Amt des preußischen Innenministers eine Schlüsselposition darstellt. Denn der preußische Innenminister, dem der Schutz der Reichshauptstadt und des Regierungsviertels untersteht, befiehlt der preußischen Polizei, die zwei Drittel der gesamten Polizeikräfte des Reiches umfaßt und neben der Reichswehr das schlagkräftigste Machtinstrument des Staates ist. Außerdem erklärt Hitler, daß sich die Minister, die der Reichspräsident noch ernenne, »über ihre Parteien stellen« müßten. Herrn von Papen bleibt nichts anderes übrig, als Hitler damit zu vertrösten, daß er dem Reichspräsidenten über die neuen Forderungen Bericht erstatten werde.
Vorher empfängt Papen allerdings noch Dr. Alfred Hugenberg, der zwei Ministerposten beansprucht, obwohl seine Deutschnationale Volkspartei nur über 52 Reichstagssitze verfügt. Und Hugenberg betont neuerlich, daß er sich Neuwahlen zum Reichstag widersetze und daß er eine Regierungsbeteiligung von der Annahme dieser Bedingung abhängig mache.
Der Vertreter der Bayerischen Volkspartei, Fritz Schäffer, bringt zum Ausdruck, daß seine Partei eine Regierung von Papen nicht unterstützen werde.
Gegen 22 Uhr empfängt der Reichspräsident Herrn von Papen, hört sich das Ergebnis seiner Besprechungen an und weiß nicht mehr zu sagen, als daß Papen feststellen möge, wen Hitler für die Ministerposten nominieren wolle.
Als Papen zu später Stunde das Zimmer verlassen hat, warten bereits zwei neue Besucher: der Chef der Heeresleitung, Freiherr von Hammerstein, und der General von Stülpnagel. Hammerstein erklärt, daß das Ausscheiden des Reichskanzlers und Reichswehrministers von Schleicher für die Armee untragbar sei. Der Reichspräsident antwortet höchst ungnädig, daß er selber wisse, was für die Wehrmacht tragbar sei, und daß er sich in dieser Hinsicht jede Belehrung durch die Herren Offiziere verbitte: »Es wäre besser, die Herren kümmern sich weniger um die Politik als um die Ausbildung ihrer Truppen.« Die Audienz ist beendet.
Sonntag, 29. Januar 1933. Reichspräsident von Hindenburg beauftragt seinen Staatssekretär Otto Meißner, General von Blomberg den Befehl zu erteilen, sofort nach Berlin zu kommen. Strengstes Stillschweigen sei zu bewahren. Nichtsdestoweniger erfährt General von Schleicher den Befehl sofort und erwägt, was für Maßnahmen zu ergreifen seien. Währenddessen befindet sich Herr von Papen bereits wieder in eifrigen Gesprächen mit Hitler. Hitler nennt als Minister für das Kabinett seinen Parteigenossen, den Berufsbeamten Wilhelm Frick und seinen Mitarbeiter Hermann Göring, Hauptmann a. D. Das Reichskommissariat für Preußen, das Hitler ebenfalls für seine Partei reklamiert, will Papen auf keinen Fall preisgeben. Um so entschiedener besteht Hitler darauf, das Amt des preußischen Innenministers mit einem Nationalsozialisten zu besetzen. Papen antwortet wiederum, daß er diese Frage ohne Hindenburgs Stellungnahme nicht entscheiden könne.
Weitere Gespräche des Herrn von Papen finden mit Hugenberg statt, der bereit ist, das Reichswirtschaftsministerium und das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Personalunion zu übernehmen. Daß der »Stahlhelm«, die Kampftruppe der Deutschnationalen, das kommende Kabinett Hitler-Papen unterstützt, wird damit belohnt, daß Franz Seldte, der Bundesvorsitzende des Stahlhelms, zum Reichsarbeitsminister ernannt wird.
Sonntag, 29. Januar 1933, nachmittags. Während die Parteiführer auf ihren Forderungen beharren und die Generale eine Regierung unter Hitler unterstützen wollen, wenn General von Schleicher Reichswehrminister bleibt, hat Hindenburg seine eigenen Gedanken: er hält an der Person Papens als Kanzler fest, besteht auf dem Ausscheiden Schleichers und will unter keinen Umständen das preußische Innenministerium Hitler überlassen. Papen fällt es nicht leicht, dem alten Hindenburg beizubringen, was er mit Hitler in Köln längst abgemacht hat. Papen erklärt, daß Hitler nur nominell Reichskanzler werde,
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