Die Deutschen
sammeln sich ein paar tausend Bauern, wählen den verwegenen Georg Metzler, Wirt von Ballenburg, zu ihrem Hauptmann und bilden die Grundlage für den Großodenwälder Haufen.
»Es ist«, schreibt Ranke, »als führe eine geheime Leitung die Empörten nach einem bestimmten Ziele. Ihre Absicht war, sich zwar zunächst von den Herrschaften zu befreien, aber dann mit ihnen zu verbünden und eine gemeinschaftliche Richtung gegen die Geistlichkeit, vor allem gegen die geistlichen Fürsten zu nehmen. Zwei Haufen begaben sich ins Feld, um diese Sache mit Gewalt durchzusetzen, der eine, genannt der schwarze, von Rothenburg her unter Hans Kolbenschlag, der andere, der sich vorzugsweise den hellen nannte, vom Odenwald unter Georg Metzler. Die Herrschaften wurden genötigt, die zwölf Artikel anzunehmen, von welchen der Odenwälder Haufe eine besondere Erklärung erließ, in der er vor allem auf Abschaffung des Todfalls, des kleinen Zehnten und der Leibeigenschaft drang … Und diesen Haufen stellte sich nun kein Bundesheer entgegen wie in Schwaben; niemand konnte ihnen widerstehn. Die Grafen von Hohenlohe und Löwenstein, der Komtur des Deutschen Ordens zu Mergentheim, der Junker von Rosenbach wurden nacheinander genötigt, die Bedingungen zu unterschreiben, die ihnen die Bauern machten, und sich der Reform, die sie einführen würden, im voraus zu unterwerfen. Die Grafen Georg und Albrecht von Hohenlohe bequemten sich, auf dem Grünbühl vor dem Heere der Bauern zu erscheinen: ›Bruder Georg und Bruder Albrecht‹, rief ihnen ein Keßler von Öhringen zu, ›kommt her und gelobt den Bauern, bei ihnen als Brüder zu halten; denn auch ihr seid nun nicht mehr Herren, sondern Bauern.‹ Wehe denen, die sich widersetzten, wie Graf Helfenstein in Weinsberg! In den Bauern entzündete sich bei dem ersten Widerstände ihre angeborene Rohheit zu dem wildesten, übermütigsten Blutdurst; sie schwuren, alles zu töten, was Sporen trage; als sie Helfensteins mächtig geworden, war es vergebens, daß sich seine Gemahlin, natürliche Tochter Kaiser Maximilians, ihren Knaben auf dem Arme, vor den Oberhäuptern niederwarf: man bildete eine Gasse, ein pfeifender Bauer schritt dem Schlachtopfer voran; unter Trompeten- und Schalmeienklang ward Helfenstein in die Spieße seiner Bauern gejagt … Ende April, Anfang Mai 1525 war bereits in ganz Oberdeutschland ein ähnlicher Zustand eingetreten. Allenthalben waren Bewegungen ausgebrochen und im Grunde auch überall siegreich geblieben.
Der Bischof von Speyer hatte auf die Bedingungen der Bauern eingehen müssen; der Kurfürst von der Pfalz hatte sich in freiem Felde bei dem Dorfe Horst ihnen gestellt und ihnen Erledigung ihrer Beschwerden auf Grundlage der zwölf Artikel versprochen. Im Elsaß war selbst die Residenz des Bischofs, Zabern, in die Hände der Bauern gefallen … Da Markgraf Ernst von Baden auf die Bedingungen der Bauern nicht eingehen wollte, wurden seine Schlösser eingenommen, und er mußte flüchtig werden. Die Ritterschaft des Hegau ward in der Stadt Zell am Untersee von den Bauern eingeschlossen und belagert. Auch der gewaltige Truchseß, an der Spitze der schwäbischen Bundesvölker, mußte sich endlich zum Vertrage mit den Bauern von Allgäu, See und Ried bequemen und ihnen eine Erledigung ihrer Beschwerden unter Vermittlung der Städte vor der Unterwerfung versprechen …In Württemberg wollten sie von keinem Landtage mehr hören, sondern alles augenblicklich ihrer christlichen Vereinigung unterwerfen, die sich bereits über den größten Teil des Landes verbreitete: jeder Ort stellte eine bestimmte Anzahl ins Feld. Der Bischof von Bamberg, der Abt von Hersfeld, der Koadjutor von Fulda hatten sich zu geistlichen und weltlichen Konzessionen verstanden … Vielleicht den kühnsten Versuch einer Umgestaltung aller Verhältnisse machten die Einwohner des Rheingaus. Noch einmal versammelten sie sich auf dem Grund und Boden ihrer uralten Malstatt, der Lützelaue, zu St. Bartholomä, und vereinigten sich, vor allem ihre alte Verfassung zurückzufordern, das Haingericht nach dem alten Rechte, … überdies aber eine gleichmäßige Herbeiziehung der weltlichen und geistlichen Herren zu den Lasten der Gemeinde, Verwendung der Klostergüter zum Nutzen der Landschaft; gelagert auf dem Wacholder bei Erbach, in offener Empörung, nötigten sie Statthalter, Dechant und Kapitel, ihre Forderungen in der Tat zu bewilligen. Auch in Aschaffenburg mußte der Statthalter des Erzbischofs von Mainz
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