Die Deutschen
auf die Bedingungen der Bauern eingehen.
Dergestalt war der ganze schwäbische und fränkische Stamm der deutschen Nation in einer Bewegung begriffen, die sich zu einer vollständigen Umkehr aller Verhältnisse anließ; schon nahm neben den Bauernschaften auch eine ganze Anzahl von Städten daran teil.
Zuerst gesellten sich die kleineren Städte zu ihnen, wie Leipheim und Günzburg an der Donau … Dann wurden auch einige Reichsstädte zweiten und dritten Ranges in Güte oder mit Gewalt herbeigezogen, Heilbronn, Memmingen, Dinkelsbühl, Wimpfen; Rothenburg trat endlich in feierlicher Versammlung in der Pfarrkirche auf hundertundein Jahr in den Bund der Bauern … Aber selbst in den größeren Städten regten sich ähnliche Bestrebungen.«
Mitte April beginnt der Aufstand der Bauern im Elsaß unter der Führung des Handwerkers Erasmus Gerber. Um die gleiche Zeit vereinigt sich der Odenwälderhaufen mit den aufständischen Bauern vom Neckar, die der ehemalige Leibeigene Jäcklein Rohrbach führt, einer der revolutionärsten und entschiedensten unter den Aufständischen. Die Odenwälder bringen als einen ihrer Führer Wendel Hipler, einen Adeligen und ehemaligen Kanzler des Grafen von Hohenlohe, mit. Hipler wird zu einem der führenden Köpfe, versteht aber sehr wenig von militärischen Dingen und stellt sich vor allem gegen Florian Geyer, einen fränkischen Ritter, der sich den aufständischen Bauern angeschlossen und ein Elitekorps gebildet hat: Die Schwarze Schar. Der vereinigte Neckartal-Odenwälderhaufen nimmt die Stadt Weinsberg ein und hält ein blutiges Gericht über den Adel. Der Bauernaufstand in Württemberg, der am 16. April beginnt, gerät unter die Führung des gemäßigten Gastwirtes Matern Feuerbacher. Jörg Truchseß von Waldburg, der Führer der konterrevolutionären Truppen, der nicht in der Lage ist, die Aufständischen zu besiegen, schließt mit den oberschwäbischen Bauern den Weingartener Vertrag, nach dem ein Schiedsgericht später über die Beschwerden der Bauern entscheiden soll.
In Südwestthüringen an der Werra bildet sich das erste Zentrum des Thüringer Bauernaufstandes.
Eine neue Wende bringen die Ereignisse in Würzburg. Der Bischof muß fliehen, Florian Geyer zieht mit seiner »Schwarzen Schar« in die Bischofsstadt ein. Ihm folgen die Haufen unter dem Ritter Götz von Berlichingen, der allerdings nur gezwungen den Bauern als militärischer Führer dient.
Im Limburgischen bildet sich ein weiteres Zentrum des Aufstandes, Klöster und Schlösser gehen in Flammen auf.
Weitere Bauernhaufen und Aktionszentren bilden sich zu beiden Seiten des Rheins in der Pfalz.
In Württemberg verbinden sich Bürger und Bauern gegen die Regierung, die schließlich zu Verhandlungen bereit ist. Die Bauern bestehen auf der Anerkennung der zwölf Artikel, was das Ende der Regierung bedeutet hätte und darum nicht erfolgt. Die Aufständischen bedrohen bereits Stuttgart.
Truchseß versammelt seine zahlenmäßig schwachen Truppen bei Ulm. Er meidet eine große Schlacht, greift überraschend kleinere Haufen an und versucht es mit Verhandlungen, wenn die Lage für ihn bedrohlich wird. Und mit solchen Listen sprengt er auch die Einkreisung seiner Truppen, die sich einer bäuerlichen Streitmacht von 30000 Mann gegenübersehen, und verhindert damit ihre Vernichtung. Bald aber gerät der Truchseß in neue Schwierigkeiten, schließt einen neuen Waffenstillstand, um ihn am 12. Mai wieder zu brechen und zum Angriff überzugehen.
Die Vorgänge schildert Alexander Weill: »Rasch stellten sich die Bauern in Schlachtordnung. Sie waren beinahe 15000 an der Zahl. Das Terrain war sehr günstig für sie. Es war eine Ebene zwischen zwei Städten, wovon die eine, Böblingen, mit ihrem Schloß die Spitze der Schlacht bildete. Von hier aus konnte der Feind ihnen nicht bei. Die rechte Flanke war durch Teiche und Binsensümpfe vor der Reiterei geschützt, so daß die Wucht der Schlacht sich auf eine Seite konzentrierte, wo der Feind gleich beim Angriff mit bedeutenden Verlusten zurückgeschlagen wurde. Die Schlacht begann um zehn Uhr morgens, um ein Uhr schien sie für die Bauern gewonnen. Mehr als 4000 Tote und Verwundete bedeckten bereits das Walfeld. Man gab keinen Pardon. Nicht umsonst war Jäcklein dabei.
Plötzlich spie des Truchseß Geschütz feurige Kugeln vom Stadtschloß herab auf die Bauern. Der Amtmann der Stadt, Leonhard von Breitschward, der die Bauern verraten hatte und sich dem Truchseß verkauft, hatte diesem
Weitere Kostenlose Bücher