Die Deutschen
französische Parlament am 20. April 1792 dem König von Böhmen und Mähren – er war noch nicht zum deutschen Kaiser gewählt – den Krieg. Preußen stellt sich an die Seite Österreichs. Die ersten Gefechte enden mit Niederlagen der französischen Truppen, obwohl die Regimenter der Koalition »nur durch den eisernen Szepter der Notwendigkeit und Gewalt in Bewegung und Ordnung gesetzt« sind. Am 11. Juli verkündet die Gesetzgebende Versammlung in Paris: »Das Vaterland ist in Gefahr.« Am 23. August fällt Longwy, am 2 . September Verdun. Am 20. September – als der Konvent Frankreich zur Republik erklärte – stehen die preußischen Truppen bei Valmy zwei französischen Armeen gegenüber. In dem mittags beginnenden Artillerieduell erweisen sich die Franzosen als überlegen. Der Wendepunkt des Krieges ist gekommen. Am Abend dieses Tages sagt der Augenzeuge Goethe zu Offizieren: »Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen.« Am 29. September befiehlt der Oberbefehlshaber der Koalitionsarmee den Rückzug. An mehreren Fronten gehen die Revolutionsarmeen zum Gegenangriff über. General Custine – ehemals Aristokrat und Offizier der französischen Krone – befiehlt seiner im Raume Landau liegenden Armee von 150000 Mann den Vormarsch. Als die Stoßrichtung der Franzosen eindeutig auf Kurmainz und die Stadt Mainz weist, verläßt einer der gehässigsten Feinde der Revolution, der Kurfürst-Erzbischof, in größter Angst Stadt und Land, unter Mitnahme der Witwen- und Waisenkasse. Adel und Geistlichkeit folgen ihm auf dem Fuße. Am 21. Oktober 1792 kapituliert die Festung, am 23. Oktober wird nach dem Beispiel des Jakobinerklubs die »Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit« konstituiert, der 450 Mitglieder angehören, darunter hundert Handwerker und zahlreiche Kaufleute und Intellektuelle. Ihre bedeutendsten Mitglieder sind der Professor der Philosophie und Geschichte Andreas Joseph Hofmann und der bekannte Naturforscher und Schriftsteller Georg Forster, der um diese Zeit als Bibliothekar in Mainz tätig ist.
Am 15. November hält er in der Gesellschaft eine Rede, in der er unter anderem ausführt: »Die Ränke und heimlichen Intrigen der Übelgesinnten scheinen es mit jedem Tage dem guten Bürger dringender ans Herz zu legen, daß er ihnen gesunde Vernunft und offenherzigen, lauten Widerspruch entgegensetze …
Mit Recht erinnere ich noch einmal, was nie zu oft in dieser Gesellschaft gesagt werden kann, daß die Feinde des Bürgers geschäftig sind, ihr Gift überall einzumischen, damit nur Mainz still sitze, damit es fürchte und warte, mit einem Wort: damit es nimmermehr frei werde! … Hütet Euch, Mitbürger, vor denen, die euch raten, die Hände in den Schoß zu legen und der Freiheit nicht entgegenzukommen; traut den Ohrenbläsern nicht, die euch gern beschwatzen möchten, die alte Tyrannei unter einem neuen Namen wieder anzunehmen … Dies ist ein Zeitpunkt, wo kein guter Bürger unentschieden bleiben darf; jeder muß jetzt zum allgemeinen Besten seinen kleinen Beitrag liefern, und vor allem ist jeder schuldig, jetzt seine wahren Gesinnungen an den Tag zu legen … Ich finde mich in meinem Gewissen gedrungen, öffentlich zu bekennen:
1. Daß mir die freieste Verfassung die beste scheint.
2. Daß wir es vor Gott und der Welt nicht verantworten könnten, wenn wir die Gelegenheit, wo wir eine Verfassung bekommen können, von uns stießen.
3. Daß man jedesmal, sooft es auf das dauerhafte Glück einer ganzen Stadt und eines ganzen Landes ankommt, auf einzelne Personen keine Rücksicht nehmen, viel weniger der Befriedigung einiger weniger … die Freiheit und die damit verbundene moralische Veredlung aller aufopfern darf.
Endlich 4. daß dies der glückliche, erwünschte Zeitpunkt wirklich ist, wo wir alle Kräfte anspannen müssen, um die Freiheit und Gleichheit … anzunehmen und mit Mut bis in den Tod für ihre Beibehaltung zu streiten …
Vielleicht hat man euch gesagt, daß es schwerhalten werde, die Länder diesseits des Rheins vom deutschen Reiche loszureißen … alles hängt gewöhnlich vom Glücke der Waffen, jetzt aber auch vieles von eurem freien Willen ab …
Ich behaupte nicht zuviel; ihr werdet alles verlieren, wenn ihr jetzt nicht alles nehmt, wenn ihr nicht jetzt von ganzem Herzen ganz frei werden wollt …
Tretet männlich und fest zum Handeln hervor, mit dem stolzen Bewußtsein, daß die Herrschaft dem
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