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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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sagte ich höflich.
    »Ich weiß nicht, was Harry denkt. Er war schockiert, was ich dafür bezahlt habe.«
    »Sie sind die Sammlerin?«
    »Meine Mutter war Bildhauerin, und ich habe die Angewohnheit von ihr übernommen, obwohl ich mir, bevor ich Harry kennenlernte, nicht viel leisten konnte«, sagte sie. Sie setzte sich auf ein Sofa mit dem Prince im Rücken, und ein Schatten fiel über ihr Gesicht. Zum ersten Mal lächelte sie. Es schien, als wollte sie reden.
    »Wie lange sind Sie beide verheiratet?«
    »Im Juni sind es zehn Jahre. Am neunten. So haben wir uns unseren Hochzeitstag nicht vorgestellt.«
    »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    Nora lächelte. »Harrys erste Ehe war in die Brüche gegangen. Er hatte lange gezögert, sie zu beenden. Sie hatten sich seit dem College gekannt, doch wirklich glücklich war er nie gewesen. Das hat er mir erzählt.« Sie lachte leise.
    »Vielleicht stimmte es ja.«
    »Vielleicht. Mein Leben war damals ein einziger Murks − nichts klappte. Ich war Anfang dreißig, keine Kinder, keine Beziehung und ein Job, der mir verhasst war. Ein Freund lud mich zu einer Party in den Hamptons ein, und am Ende plauderte ich in einem Hinterzimmer mit einem zwölfjährigen Jungen. Es war Harrys Sohn Charlie. Er ist jetzt in Harvard. Harry hatte große Schuldgefühle als Vater, er war dankbar, dass ich mich mit seinem Sohn beschäftigte. Er hängte sich an mich. Er war so lange verheiratet gewesen, er hatte keine Ahnung, wie man sich mit Frauen unterhielt.«
    »Aber Sie mochten ihn?«
    »Ja. Ich traf mich ab und zu mit einem Typ Mitte zwanzig, und im Vergleich dazu war Harry einfach erwachsen . Bei unserer zweiten Verabredung hat er mir einen Antrag gemacht. Ich lebte in einer winzigen Wohnung an der Upper West Side. Er war ein einziges Mal bei mir, danach weigerte er sich, meine Wohnung noch einmal zu betreten. Stattdessen buchte er mir eine Suite im Pierre.« Sie lachte über die Extravaganz. »Mein Freund war jung und meinte: ›Ich will Künstler werden, aber ich bin mir nicht sicher. Ich liebe dich, aber ich bin mir nicht sicher.‹ Harry wusste immer genau, was er wollte. Er hat sich neulich übrigens gefreut, Sie zu sehen.«
    Jede Wette , dachte ich, bemühte mich jedoch, meine Verärgerung nicht zu zeigen. »Er hält sich gut.«
    Ihr Gesicht bekam wieder etwas Zerbrechliches, und sie wandte sich ab und ließ den Blick auf einer Stahlskulptur auf einem Beistelltisch ruhen. Mit dem Finger wischte sie eine Träne fort.
    »Er ist glücklicher, wenn er etwas hat, woran er arbeiten kann, also, ich meine seine Verteidigung. Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Wir haben mit den Anwälten gesprochen, und sie glauben, er hat gute Argumente für seine Verteidigung. Er konnte nicht klar denken, das ist für jeden offensichtlich. Es ging ihm nicht gut, und Marcus zu sehen war einfach zu viel. Der arme Marcus.«
    Arme Nora, armer Harry, armer Marcus. Und was ist mit dem armen Ben?, dachte ich. Ich mochte Nora und hatte Mitgefühl mit ihr, doch ich befürchtete, dass sie mir, wenn es hart auf hart kam, auch nicht mehr helfen würde als Harry oder Duncan. Ihre Loyalität galt in erster Linie ihrem Mann, und ich war Harrys Alibi dafür, dass er Greene erschossen hatte, seine größte Hoffnung darauf, nicht für den Rest seines Lebens im Gefängnis zu landen. Ich hatte ihn aus dem Krankenhaus entlassen, und das war, wie Pagonis richtig bemerkt hatte, sehr praktisch gewesen. Wenn Nora zwischen Harry und mir wählen müsste, dann würde sie nicht zögern, dann wäre Liebe stärker als Mitgefühl.
    »Ich habe mit den Detectives gesprochen. Sie haben mir erzählt, Mr Shapiro habe die Wohnung ohne Ihr Wissen verlassen. Wie ist ihm das gelungen?«
    Es war eine unverblümte Frage, aber so war sie auch gemeint. Ich wollte Nora wachrütteln, damit sie zugab, dass sie einen Fehler gemacht hatte, indem sie meine Warnungen in den Wind geschlagen hatte. Meine Frage hatte die beabsichtigte Wirkung, Nora wurde blass.
    »Es tut mir leid, Dr. Cowper. Sie haben gesagt, ich müsste ihn im Auge behalten. Ich weiß das. Ich war in der Küche, und Harry machte ein Nickerchen. Das Telefon klingelte, und er ging ran. Dann nichts. Als ich zwanzig Minuten später nach ihm schaute, war er fort.«
    »Also, Ms …« Ich zögerte, denn ich wollte nicht allzu vertraulich klingen, doch als ich den Satz begann, merkte ich, dass ich ihren Nachnamen nicht kannte. »Anna. Sie hat auch nicht mitbekommen, wie er die Wohnung verlassen

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