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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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noch Nora. Vielleicht kann sie bei Margaret etwas ausrichten. Der Klub der Wall-Street-Frauen. Auch wenn ihre Mitgliedschaft eigentlich erloschen ist.«
    Er sah mich an, unsicher, ob er zu weit gegangen war, doch wir schnaubten beide vor Lachen − wie Kinder, die sich außerhalb der Hörweite der Erwachsenen einen Witz erzählen. Ich stand auf, und wir gingen ins Wohnzimmer, wo er sich die Schuhe auszog und es sich in einem Sessel gemütlich machte. In einem Socken hatte er ein Loch, durch das ein Zeh rausschaute.
    »Was glauben Sie, warum hat Harry das getan?«, fragte ich. »Er hat mir nicht viel erzählt in Riverhead, nur dass die Bank ihm die Gulfstream wegnehmen wollte. Vermutlich kam ihm das vor wie eine Bestrafung. Aber trotzdem war es doch eine extreme Reaktion, den Boten zu erschießen.«
    Felix schaute in sein Weinglas, als könnte er darin lesen wie ein Wahrsager. »Eines sage ich Ihnen über Harry, Ben. Sie kennen ihn erst, seit er krank ist, aber er ist eine zarte Seele. Er hat sich an der Wall Street immer als Außenseiter gefühlt, als gehörte er nicht dem Klub an. Als er rausgeworfen wurde, hatte er das Gefühl, alle lachten über ihn.«
    Wie es schien, besaß Felix ein gewisses Talent zum Psychiater. Das könnte der Auslöser sein, warum Harry ausgeflippt ist, dachte ich, das Gefühl, von dem Mann, der seine Bank übernommen hatte, auch noch beraubt zu werden . Es klang so logisch wie alles andere in dieser Affäre.
    »Marcus konnte ganz schön hart sein, wenn er wollte«, fuhr er fort. »Vielleicht hat er etwas gesagt, was Harry unter die Haut gegangen ist, immerhin war er labil.«
    Ich wusste, dass er es nicht böse meinte, als er das sagte, doch ich warf verzweifelt die Hände in die Luft. »Himmel, wenn das noch jemand zu mir sagt, fange ich an zu schreien. Ich weiß , dass er labil war. Ich hätte ihn nicht entlassen sollen.«
    Felix zuckte zusammen. »Es tut mir leid … ich hätte nicht so unsensibel sein sollen.«
    Ich atmete tief durch. »Vergessen Sie es, ich bin einfach nervös.«
    »Ich weiß, ich sollte das nicht sagen, aber ich vermisse ihn nicht. Sie können ihn in Aktion sehen, wenn Sie wollen. Harry und Marcus mussten letztes Jahr vor dem Senat als Zeugen aussagen. Auf C-SPAN ist sicher noch irgendwo ein Video davon. Dann bekommen Sie eine Vorstellung.«
    Felix verabschiedete sich nach Mitternacht, nachdem wir die beiden Flaschen Wein und eine halbe Flasche Whiskey ausgetrunken hatten, die ich noch im Schrank gefunden hatte. Ich schlief nicht gut, wälzte mich von einer Seite auf die andere, schlief ein und wurde schnell wieder wach. Ich stand auf, um eine Ambien zu nehmen in der Hoffnung, dann schlafen zu können, doch ich sank nur in einen unruhigen Dämmerzustand.
    Ich träumte, ich würde mitten in der Nacht der schmalen Straße zum Haus der Shapiros folgen und in die Zufahrt biegen. Die Haustür stand offen, und ich betrat das Haus von einer Seite, die ich noch nicht kannte. Nach dem groben Kies in der Einfahrt war der Teppich angenehm weich unter meinen nackten Füßen. Das Wohnzimmer lag im Dunkeln, nur vom Meer kam ein blasser Schimmer. Harry saß mit gesenktem Kopf in einem blauen Kittel auf dem Sofa im Wohnzimmer. Als ich eintrat, blickte er auf. Blut lief ihm aus einer offenen Kopfwunde über das Gesicht, und er starrte mich wütend an, seine Augen loderten wie an dem Abend in der Notaufnahme. Er öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus. Er will mir etwas sagen. Ich muss näher herangehen , dachte ich, doch meine Füße fanden keinen Halt auf dem Holzfußboden.
    Schweißgebadet von dem Traum und dem Alkohol wurde ich wach. Es war drei Uhr, und ich setzte mich im Bett auf und schlang die Arme um die Knie. Ich muss mich schützen … Ich kann nicht zulassen, dass sie mich opfern , dachte ich, nahm das Telefon und wählte.
    »Dad, ich bin’s«, sagte ich, als er abhob.
    »Du bist aber spät auf. Ist alles in Ordnung?«, fragte er in seinem weichen Bariton. Im Hintergrund hörte ich Janes Stimme. »Es ist Ben«, erklärte er ihr. »Bleib dran, ich nehme das Gespräch im anderen Zimmer an.«
    Nach dreißig Sekunden hob er den Hörer in seinem Arbeitszimmer ab. »Hey, Benny, wir frühstücken gerade. Du bist neulich ganz schön schnell wieder abgerauscht. Was gibt’s?«
    »Ich stecke in Schwierigkeiten, Dad«, sagte ich, und meine Stimme fing an zu zittern. »Ein Patient hat jemanden umgebracht, und man gibt mir die Schuld. Ich hätte es nicht verhindern können. Es

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