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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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war nicht meine Schuld.«
    Durch meine Erschöpfung und den ganzen Stress brach jetzt alles aus mir heraus. Der Klang seiner Stimme und meine nächtliche Einsamkeit trugen noch zusätzlich dazu bei.
    »Wow, langsam, langsam. Ich bin mir sicher, dass es nicht deine Schuld war, aber fang noch mal ganz vorn an.«
    Ich erzählte ihm die ganze Geschichte. Es dauerte zwanzig Minuten, und er unterbrach mich hier und da, um eine Frage zu stellen, aber hauptsächlich hörte er zu. Mit jemandem reden zu können, den ich auf meiner Seite wusste, erfüllte mich mit einem überwältigenden Gefühl der Dankbarkeit.
    »Hm«, meinte er am Ende. »Also, ich habe einen Freund da drüben, der dir sicher gern hilft, aber du musst mir etwas versprechen. Es ist wichtig.«
    »Ja, Dad«, sagte ich, wieder Kind.
    »Sprich weder mit dem Krankenhaus noch mit der Versicherung noch mit der Polizei, bis du mit ihm geredet hast. Und keine Besuche im Gefängnis mehr. Du brauchst einen Anwalt.«

11
    Die New Yorker Wohnung der Shapiros lag in einem Turm am Central Park West in der Nähe des Columbus Circle, im retro-klassischen Manhattan-Stil erbaut − ganz aus Kalkstein und Marmor − und berühmt geworden dafür, dass dort vor dem Crash etliche Banker und Hedgefondsmanager Wohnungen gekauft hatten. Die Adresse war ein Symbol für den neuen Wohlstand der Stadt, und Zeitschriften berichteten in Ehrfurcht gebietenden Einzelheiten, wann immer eine Wohnung für 30 Millionen Dollar den Besitzer wechselte.
    Ich hatte Nora angerufen, um mich mit ihr zu verabreden, und sie hatte geklungen, als wäre sie dankbar, von mir zu hören. Mein Vater hatte mir zwar eingeschärft, mit niemandem zu reden, aber sie war immerhin die Frau meines Patienten − oder ehemaligen Patienten −, und ich hatte das Gefühl, es ihr schuldig zu sein. Außerdem wollte ich herausfinden, was schiefgelaufen war. Sie hatte eine Waffe vor Harry versteckt, wie ich sie gebeten hatte, doch er war ihr entwischt und hatte sich eine andere besorgt, um Greene zu töten. Ich empfand immer noch Mitleid mit ihr, doch es stimmte, was sie zu Felix gesagt hatte: Sie hätte auf mich hören sollen und nicht auf ihren Mann.
    Die Dämmerung brach herein, als ich ankam, und brachte die Mercedes Sedans und BMWs im Hof zum Funkeln. Alles war glänzend poliert, bis hin zu den Knöpfen an den Livreen der Pförtner im Gebäude, die alle Besucher genau unter die Lupe nahmen. Nachdem einer oben angerufen hatte, um Bescheid zu sagen, dass ich da war, zeigte ein anderer auf den Aufzug in den siebenunddreißigsten Stock. Der Aufzug beförderte mich in einen privaten Empfangsbereich mit einer großen Eichentür, die mir von Anna geöffnet wurde. Sie war barfuß und trug ein blau geblümtes Kleid. Sie bedachte mich mit einem kleinen, schmerzlichen Lächeln.
    »Dr. Cowper?«, fragte eine Stimme von irgendwo in der Wohnung, und Nora kam aus einem Zimmer und trat zu uns. Anna überließ ihr ihren Platz, doch bevor sie sich abwandte, blieb sie kurz stehen und formulierte stumm mit den Lippen: Rufen Sie mich an .
    Ich hatte kaum Zeit, es mitzukriegen, bevor Nora mich mit einem Kuss auf die Wange begrüßte − ihre Haut war kühler als in East Hampton − und einen Schritt zurücktrat, um mich anzusehen. Sie trug eine graue Hose und eine cremefarbene Bluse und wirkte blass und zerbrechlich, wie eine trauernde Witwe.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Doktor«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Mich ebenfalls, Mrs Shapiro. Was passiert ist, tut mir sehr leid. Es ist gewiss nicht leicht für Sie.«
    »Ja«, sagte sie nur. Ich fragte mich, ob sie anfangen würde zu weinen, doch sie fing sich und bat mich mit einer Geste, ihr zu folgen.
    Die Wohnung war eindrucksvoll mit ihren hohen Decken und endlos vielen Räumen wie in einem Herrenhaus. Durch deckenhohe Fenster sah ich, wie die Sonne ein letztes Glühen auf Central Park South warf, dessen Hotels und Wohnblocks das grüne Rechteck des Central Park säumten. Nora führte mich in ein walnussgetäfeltes Arbeitszimmer, an dessen Wänden eine Auswahl moderner Gemälde hing. Mein Blick fiel auf einen Jasper Jones und eine Lithografie, die an Warhol erinnerte, die ich aber nicht zuordnen konnte. Ein großes Foto über dem Kaminsims aus schwarzem Marmor dominierte den Raum: ein Marlboro-Cowboy, der vor einem endlosen, wolkenverhangenen Himmel galoppierte.
    »Ein Richard Prince. Ich habe ihn Harry gekauft«, sagte Nora, als sie bemerkte, dass ich es betrachtete.
    »Es ist toll«,

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