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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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irgendeinem Grund dachten sie, ich würde mir Sorgen machen.«
    »Wie kommen sie denn darauf?«
    Sie hielt inne, wie um sich zu sammeln, atmete durch die Nase aus und blickte auf mich herunter. Ihr Blick wurde milder, erinnerte mehr an die alte Rebecca. Dann setzte sie ihre OP-Haube ab, und ich sah, dass sie sich ihre kastanienbraunen Haare hatte schneiden lassen, wodurch ihre Augen größer wirkten und verletzlicher. Sie hatte auch abgenommen: aus Trauer um unsere Trennung, schmeichelte ich mir.
    »Kaum lasse ich dich fünf Minuten allein, schon passiert so was. Kannst du nicht auf dich aufpassen?« Ihre Worte klangen liebevoll aufgebracht.
    »Deine Haare gefallen mir«, bemerkte ich.
    »Danke«, erwiderte sie, lächelte verhalten und schaute zum Fuß der Fahrtrage. »Kannst du die Zehen bewegen?«
    »Meiner Wirbelsäule geht’s gut. Es funktioniert alles.«
    »Dann setz dich auf, und ich kümmere mich um die Platzwunde da. Du hast das Bewusstsein verloren, hat man mir gesagt. Kannst du dich an was erinnern?«
    »An ziemlich viel. Ich glaube nicht, dass ich eine schlimme Gehirnerschütterung habe.«
    »Wir machen vorsichtshalber trotzdem besser ein CT.«
    Sie ließ das Seitenteil der Fahrtrage herunter, und ich setzte mich auf und schwang die Beine über die Kante, damit sie den provisorischen Verband entfernen und die Wunde an meiner Stirn säubern konnte. Dann drückte sie die Ränder des Schnitts zusammen und klebte Wundverschlussstreifen darüber. Ihre Finger arbeiteten fachkundig und leidenschaftslos, und ich dankte Gott für ihre Erfahrung und ihre Professionalität. Egal, was sie für mich empfand, ich konnte mich darauf verlassen, dass sie ihre Arbeit gut machte.
    »So«, sagte sie, trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten, und streifte die Latexhandschuhe ab. »Nicht besonders hübsch, aber in zwei Wochen bist du so gut wie neu. Wer war das?«
    »Ich dachte, du hättest ihn geschickt.«
    »Sehr witzig. Mir hast du immer gesagt, ich solle nachts nicht in den Central Park gehen, er sei voll von deinen Patienten. Was hast du da gemacht? Wolltest du ausgehen?«
    Mein Kopf fing heftig an zu pochen, und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. Eine Frau hat mich gebeten, mit ihr im Park spazieren zu gehen, und dann hat sie mich geküsst − und danach bin ich überfallen worden. Eher nicht. Ich begegnete ihrem skeptischen Blick − dem Blick einer ehemaligen Liebe mit einem Rest an Interesse.
    »Ich hatte Lust auf einen Spaziergang.«
    Rebecca wirkte nicht überzeugt, doch sie wollte wohl nicht weiter in mich dringen, um nichts erfahren zu müssen, was ihr womöglich wehtat. Also senkte sie den Blick und kritzelte etwas auf mein Krankenblatt, wie um unsere Begegnung zu einem Ende zu bringen. Während sie das tat, überkam mich Angst. Nicht nur, dass ich ihr nicht sagen konnte, was ich im Park gemacht hatte. Ich wusste auch nicht, warum der Angreifer sich auf mich gestürzt hatte. Meine Brieftasche war noch in meinem Jackett, also war er entweder ein miserabler Dieb gewesen oder gar keiner. Vielleicht ein paranoider Schizophrener, aber es war mir vorgekommen, als hätte der Typ genau gewusst, was er tut.
    »Hör mal, Ben. Geht es dir gut? Ich habe von der Sache mit dem Wall-Street-Typ gehört. Ich wollte dich anrufen, aber …« Ihre Stimme verlor sich, und sie zuckte bedauernd die Achseln.
    »Das kommt schon wieder in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.« Es fühlte sich besser an, diesen Rat zu geben, als ihn selbst zu bekommen, wenn auch nicht unbedingt überzeugender.
    »Ich hoffe es«, sagte sie und hängte die Krankenakte zurück an die Fahrtrage. »Die sollen dich zum CT bringen, und dann nehme ich dich für die Nacht auf. Wir sollten dich beobachten, wegen Verdacht auf Gehirnerschütterung. Du benimmst dich seltsam.«
    Die Laken waren einladend sauber und frisch. Harry hatte nicht viel davon gehalten, aber ich fand sie okay. Nach dem CT, das ergab, dass in meinem Gehirn nichts Besorgniserregendes vonstattenging, rollten sie mich rauf in ein Privatzimmer im achten Stock, das in dieser Nacht nicht gebraucht wurde. Ich erbot mich zu gehen, doch das erlaubten sie nicht. Mit einem Morphinderivat im Blut und dem vertrauten Summen der Geräte neben dem Bett schlief ich rasch ein.
    Das Frühstück − ein labberiger Pfannkuchen mit Ahornsirupersatz und Apfelsaft in einem verschlossenen Plastikbecher, heruntergespült mit aromafreiem Kaffee − fand nicht meine Zustimmung. Das Zeug war

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