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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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mit einem Klumpfuß
Keiner bekannt

Sicher
    (Baby hatte keinen Klumpfuß)
Schwer: Große Angst und seelische Belastung während einer Schwangerschaftshälfte
Ms. Smith
    Hypothetische 20-Jährige, die sich einem Genom-Scan unterzieht (Kapitel 9)
Verschiedene »Risiken« für künftige Krankheiten
Keiner bekannt

Hoch
Unbekannt: Angst vor der Zukunft, Folgetests, vielleicht Therapien
Michael
    Reporter bei einem Männermagazin (Kapitel 11)
Blutgerinnsel in einer Lunge
Reduziertes Risiko für weitere Gerinnsel

Hoch
Mittel: Folgetests und Therapien
    Schwer: Angst vor Krebs
    Und wie steht es mit den Schäden? Sie sind unvermeidlich. Manchmal sind sie banal, manchmal schwer; aber sie hängen mit dem Grad der Anomalie stets viel loser zusammen als der Nutzen. Die Angst nach der Diagnose wird wahrscheinlich weitaus stärker durch die Etikettierung (zum Beispiel: »Sie haben Krebs«) und die individuelle Reaktion darauf beeinflusst als vom tatsächlichen Grad der Anomalie. Auch die Unannehmlichkeiten durch nachfolgende Untersuchungen und Behandlungen sind ziemlich unabhängig vom Grad der Anomalie und hängen eher mit der empfohlenen Therapie und deren Durchführung zusammen. Die Beziehung zwischen dem Grad der Anomalie und der dritten Schadenskategorie – schädliche Nebenwirkungen medizinischer Maßnahmen – ist variabler. Schäden sind wahrscheinlicher, wenn Anomalien schwer sind. Wenn ein Patient eine schwere Anomalie aufweist, ist beispielsweise die Gefahr negativer Operationsfolgen meist größer, weil der Eingriff komplizierter ist und weil mehr schiefgehen kann. Bei Krankheiten, die anhand von Zahlen definiert werden, etwa bei Bluthochdruck und Diabetes, kann das Risiko, durch die Nebenwirkungen der Medikamente einen Schaden zu erleiden, bei Patienten mit geringeren Anomalien durchaus größer sein. Bei Menschen wie Mr. Bailey ist die Gefahr, dass ein Medikament den Blutdruck zu stark senkt und sie ohnmächtig werden, größer als bei Patienten wie Mr. Lemay. Der Grund dafür ist einfach: Mr. Baileys Blutdruck war von vornherein relativ niedrig, während Mr. Lemay einen so hohen Blutdruck hatte, dass das Medikament ihn kaum zu stark senken konnte.
    Unser Fazit lautet also: Während der potenzielle Nutzen einer Diagnose und Behandlung eng mit dem Grad der Anomalie zusammenhängt, gilt dies für die Schäden durch Diagnosen und Therapien viel weniger. Abbildung 12.1 illustriert diese Beziehungen: Die Linie für den potenziellen Nutzen steigt steil an, wenn die Anomalien schwerer werden, während die Linie für die Schäden flach bleibt (weil sie auch leicht ansteigen, leicht fallen oder irgendwo dazwischen liegen könnte). 1

    Abbildung 12.1 Zusammenhang zwischen dem Grad der Anomalie und dem potenziellen Nutzen oder Schaden einer Diagnose und Behandlung
    Theoretisch könnten wir den Nettoeffekt einer Diagnose einfach ausrechnen: Nettoeffekt = Nutzen – Schaden. Die Praxis ist allerdings viel komplexer. Wenn nämlich die Therapie nicht wirkt, kann der tatsächliche Nutzen viel geringer sein als der potenzielle. Zudem sind oft keine verlässlichen Zahlen über den Nutzen und den Schaden verfügbar. Und schließlich ist es schwierig, Nutzen und Schaden abzuwägen, wenn sie sehr unterschiedlich sind (Beispiel: Wie viele zusätzliche Arzttermine und Ohnmachtsanfälle würden Sie in Kauf nehmen, um Ihr Herzinfarktrisiko ein wenig zu senken?). Aber diese Komplexität sollte uns nicht von einem ziemlich klaren Leitprinzip ablenken. Patienten mit den größten Anomalien erzielen mit größter Wahrscheinlichkeit einen Nettonutzen, und Patienten mit den kleinsten Anomalien erzielen mit größter Wahrscheinlichkeit einen Nettoschaden. In Abbildung 12.2 wird dieser Grundsatz durch die schattierten Flächen zwischen den Linien dargestellt.
    Das ist ein einfaches Prinzip. Bei schweren Anomalien müssen wir handeln, weil ein Nettonutzen wahrscheinlich ist. Bei leichten Anomalien kann die beste Strategie jedoch darin bestehen, nichts zu unternehmen, weil sonst ein Nettoschaden droht – vielleicht ist es sogar besser, gar nicht erst nach leichten Anomalien zu suchen.

    Abbildung 12.2 Zusammenhang zwischen dem Grad der Anomalie und dem Nettoeffekt einer Diagnose und Behandlung
Wie die Suche nach leichten Anomalien beginnt – das Problem der exzessiven Extrapolation
    Man sollte meinen, alle Ärzte würden diesen Zusammenhang verstehen. Aber das ist nicht der Fall. Trotz der Feinheiten und der Balanceakte rund um die

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