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Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition)

Titel: Die Diagnosefalle: Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Gilbert Welch , Lisa M. Schwartz , Steven Woloshin
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(Pankreas), und sie enthüllt, ob ein Krebs sich in andere Körperteile ausgebreitet hat. Wie alle Diagnosetechniken kann jedoch auch die CT zu viel zeigen, zu viele Überraschungsfunde liefern, die den diagnostizierenden Arzt zu erdrücken drohen.
Inzidentalome
    Am häufigsten werden Inzidentalome in den Lungen entdeckt. Kleine Lungenknoten sind bei Nichtrauchern auf rund 15 Prozent und bei Rauchern auf bis zu 50 Prozent aller CT-Bilder zu sehen. 1 Die große Mehrheit dieser Knoten wird nie bösartig. Das Gleiche gilt für die anderen häufig gefundenen Inzidentalome, nämlich jene in der Leber, den Nieren, der Schilddrüse und den Nebennieren. Dennoch sind diese zufälligen Funde ein Problem. William Black, einer meiner engsten Kollegen, ist ein Radiologe, der viel über dieses Thema nachgedacht hat. Er schätzt, dass auf mindestens tausend von zehntausend CT-Aufnahmen Inzidentalome zu sehen sind. 2 Die meisten von ihnen entwickeln sich nie zu einem Karzinom, aber es gibt eine oder zwei Ausnahmen. Was sollen wir tun? Selbst wenn fünf Inzidentalome sich als klinisch bedeutsam herausstellen, bleiben immer noch 995 Patienten mit Überdiagnosen übrig. Wir wissen nicht, welche Patienten in welche Kategorie gehören. Und wir wissen erst recht nicht, ob wir den fünf Krebskranken helfen können. Vielleicht hätten wir ihren tödlichen Krebs rechtzeitig entdeckt, vielleicht nicht.
    Sollen Radiologen jeden Patienten über sein Inzidentalom informieren? Sollen sie mit allen diesen Patienten einen Termin für eine Nachuntersuchung vereinbaren? Genau das empfehlen einige Berufsverbände. 3 Dann machen sich mit Sicherheit viele Patienten grundlos Sorgen, und einige müssen unnötige invasive diagnostische Prozeduren oder Operationen über sich ergehen lassen. Und wir wissen nicht, ob die Entdeckung eines Inzidentaloms wirklich jemandem hilft.
    Ein Kollege und ehemaliger Kommilitone ist jetzt Chirurg und muss entscheiden, ob Inzidentalome biopsiert werden sollen. Neulich schrieb er mir, wie oft er sich mit Inzidentalomen herumplagen muss.
    Ungefähr zweimal im Monat sehe ich einen Patienten, bei dem eine CT vorgenommen wurde, um ein Symptom abzuklären, das vor der Einführung der Tomografie einfach beobachtet worden wäre, ohne dass sich daraus Folgen ergeben hätten. Meist handelt es sich um eine junge Frau. Sie ist gesund, hat aber eine zufällig entdeckte Anomalie in der Leber. Wenn sie in meine Praxis kommt, hat sie oft schon andere Untersuchungen hinter sich. Im Bericht des Radiologen lese ich: »Unklare Anomalie in der Leber; Metastasen oder primärer Tumor nicht auszuschließen. MRT empfohlen.« Natürlich ergibt die MRT nicht das Geringste – abgesehen von 500 bis 1000 Dollar Kosten.
    Dann kommt die Patientin zu mir, und ich muss ihr versichern, dass die Anomalie nicht bösartig ist. Aber könnte es nicht ein Zelladenom sein? Das ist kein Krebs, doch es könnte einer werden. Also führen wir weitere Tests durch. Niemand will sich vorwerfen lassen, er habe eine möglicherweise bösartige Geschwulst bei einer jungen Frau übersehen. Darum machen wir vielleicht eine Leberbiopsie – erneut mit einem meist unklaren Ergebnis: Wahrscheinlich kein Krebs, könnte jedoch einer sein – und riskieren dabei eine Blutung, die sogar zum Tod führen kann. Oder wir machen vier oder fünf weitere CT-Bilder, obwohl die Strahlenbelastung durch die vielen Untersuchungen steigt, was die Frau und die Eizellen in ihren Ovarien gefährdet. Ganz zu schweigen vom psychischen Stress, dem die Patientin ausgesetzt ist.
    Mit diesem Problem haben immer mehr Ärzte zu kämpfen. Wir fühlen uns von Zufallsfunden unter Druck gesetzt. Und wir fühlen uns verpflichtet, sie zu untersuchen, obwohl wir befürchten, nicht im eigentlichen Interesse des Patienten zu handeln. Wir wissen, dass diese Funde viele unnötige Sorgen und hohe Kosten verursachen, und wir wissen zudem, dass blutigere Eingriffe die Folge sind, verbunden mit einem realen Risiko: Sie können dem Patienten schaden oder ihn das Leben kosten. Einerlei, wie selten das vorkommt, es kommt vor. Das Risiko, durch eine Leberbiopsie zu sterben, mit der wir ein Inzidentalom genauer untersuchen wollen, ist etwa gleich hoch (ungefähr ein Todesfall auf eine oder zwei von tausend Biopsien 4 ) wie das geschätzte Risiko, dass das Inzidentalom ein tödliches Karzinom ist.
Woher wissen wir, dass die meisten Inzidentalome nicht bösartig sind?
    Kürzlich fragte mich ein Reporter, woher Ärzte wissen,

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