Die Dichterin von Aquitanien
seine Seite und umarmte ihn.
»Es ist nicht schlimm. Ich meine, es liegt nicht an diesem Zimmer. Ich weiß nur nicht, wie weit ich jetzt gehen möchte.«
Wieder strahlten Jeans blaue Augen, und er lächelte erleichtert.
»Wie weit wir gehen, liegt ganz bei Euch«, flüsterte er. Marie fühlte neue Wärme durch ihren Körper fließen. Sie strich über Jeans Rücken und vergrub den Kopf an seiner Schulter. Er drückte ihre Hand an seine Wange.
»Warum tragt ihr bei solcher Hitze Handschuhe?«, fragte
er sanft. Ohne eine Antwort abzuwarten, begann er, den zarten Seidenstoff von Maries Armen zu ziehen. Sie schloss die Augen. Vielleicht würde der Anblick ihrer Narben ihn abstoßen, aber das vermochte sie nicht zu verhindern.
»Was ist mit Euren Händen geschehen?«
Marie wiederholte wie üblich Cadells Geschichte von der umgefallenen Kerze, an der ihr Ärmel Feuer gefangen hatte. Ihr Blick war auf die Steppdecke gerichtet, denn sie wollte Jean nicht ins Gesicht sehen, während sie ihn anlog. Sie spürte, wie seine Finger über die Flecken der vernarbten Haut strichen. Dann küsste er ihre entstellten Handflächen.
»Diese Striemen sehen übel aus. Das muss verflucht geschmerzt haben«, meinte er nur. Marie schmiegte sich an ihn und hörte sein Herz schlagen. Ihre Hände glitten wie von selbst unter seine Gewänder, strichen über Knochen und die harten Muskeln eines Ritters. Wie konnte ein Schwertkämpfer so zart und einfühlsam sein?
Jean löste seinen Gürtel, zog sich Surcot und Chemise über den Kopf. Nackt schien er auf einmal so verletzlich, dass sie völlig vergaß, welch bedrohliche Kraft in seinem Körper stecken musste. Marie bedeckte ihn mit Küssen, fragte sich, warum ein derart schöner Mann sich ausgerechnet mit ihr auf einer schmutzigen Matte wälzen wollte. Langsam öffnete er die Verschnürung ihres Bliauts. Sie ließ ihn gewähren, auch wenn neue Angst in ihr erwachte. Für Cadell war sie immer reizlos gewesen, eine graue Maus, eine Krähe. Jean hatte sicher viele bildhübsche Mädchen in seinen Armen gehalten. Als der Stoff ihrer Chemise von ihren Schultern gefallen war, presste Marie sich in die Steppdecke und schloss die Augen. Bald wäre alles vorbei. Jean würde sich enttäuscht abwenden.
Sie fühlte die Wärme seiner Hände auf ihrer Haut. Er küsste die Spitzen ihrer Brüste, ihren Hals und ihren Mund.
»Ihr seid so zart wie eine Elfe«, hörte sie ihn flüstern und begann vor Glück zu lachen. Als sie die Augen wieder öffnete, staunte sie über das Verlangen in seinem Blick. Hitze stieg in ihr hoch, und der letzte Rest von Furcht schmolz dahin. Plötzlich wollte sie diesem Mann alles geben, das ihm Genuss bereiten konnte. Sie schob ihre Hand unter seine Beinkleider, begann ihn zu streicheln, wie Cadell es sie gelehrt hatte. Nur empfand sie diesmal keinerlei Ekel. Ein Beben fuhr durch Jeans Körper, und er stöhnte auf. Seine Augen hatten sich ungläubig geweitet. Marie fuhr entschlossen fort, wollte ihn bis zum Höhepunkt bringen, doch plötzlich ergriff er ihre Hand und schmiegte sie an seine Wange. Sein Körper sank auf den ihren.
»Ich würde dich jetzt so gern lieben, kleine Elfe«, drängte er.
Marie spreizte die Beine. Es gab nichts, das sie in diesem Augenblick nicht für ihn getan hätte. Nur überraschte es sie, wie leicht er in ihren Körper glitt, ohne den geringsten Schmerz zu verursachen. Sie passte sich der Bewegung seiner Hüften an und beobachtete die Regungen seines Gesichts, das Verlangen und Erfüllung ausdrückte. Schweiß glänzte auf seiner Haut. Als er laut aufschrie, um dann in ihre Arme zu fallen, überkam sie völlige Ruhe, als sei sie plötzlich von allen Ängsten befreit und mit der Welt versöhnt.
Die vertraute, klebrige Flüssigkeit ergoss sich über ihre Schenkel. Sie staunte, dann wurde ihr klar, dass Jean eine Schwangerschaft hatte vermeiden wollen, indem er sich im letzten Moment aus ihrem Körper zurückzog.
»Ich hätte es gern länger dauern lassen, damit du auch auf deine Kosten kommst, aber du hast mich völlig um den Verstand gebracht«, hörte sie ihn murmeln. Die Worte gefielen ihr, obwohl sie ihren Sinn nicht begriff. Jean schmiegte sich an ihren Körper und glich plötzlich wieder einem kleinen
Jungen, der Zuneigung suchte. Marie streichelte sanft seinen Kopf, der zwischen ihren Brüsten lag. Sie lauschte, wie sein Atem sich allmählich beruhigte. Was dieser Mann an ihr fand, schien ihr immer noch unbegreiflich, doch sie genoss den
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