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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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zu beachten.
    »Ich wusste, dass Louis anbeißen würde«, murmelte sie schließlich. »Aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.

    Dann forderte sie den Boten auf, Raoul de Faye in ihr Gemach holen zu lassen.
    »Ich bedaure, meine Damen, aber jetzt muss ich eine wichtige Unterhaltung führen. Vielleicht wollt ihr einen Spaziergang im Garten machen, trotz der Hitze. Oder geht in Eure Gemächer. Ihr könnt die Troubadoure und Geschichtenerzähler zur Unterhaltung rufen lassen.«
    Marie stand gehorsam auf, doch konnte sie nicht umhin, einen Blick auf das geöffnete Siegel des Briefs zu werden. Sie erkannte die Lilie des französischen Königs.
    Aliénors Stirn war in Falten gelegt, und sie klopfte mit ihren Fingern ungeduldig auf die Tischfläche. Marie fiel ein, dass sie die Königin schon lange nicht mehr hatte sticken sehen. Stattdessen reiste sie mit Richard herum, besprach sich mit Raoul und diktierte immer wieder neue Briefe. Sie schien so beschäftigt, wie Henri es immer gewesen war. Es tat ihr sichtlich gut. Sie strahlte vor Lebenskraft, wirkte weitaus jünger und frischer als am englischen Hof.
     
    Zu Maries Erleichterung wollte niemand außer ihr selbst zur Mittagszeit in den Garten gehen. Die Hitze drückte auf alle Gemüter, ließ die Hofdamen gleich in ihre kühlen Gemächer verschwinden, als Dienstboten das Geschirr abtrugen. Emma hatte sich schon nach dem Morgenmahl zurückgezogen. Da Isabelle sich auch am Mittagstisch nicht eingefunden hatte, schlug Marguerite vor, nach ihr zu sehen. Raoul de Fayes Töchter und ein paar andere Mädchen schlossen sich an. Seit Aliénor begonnen hatte, die Beziehungen zu ihren Vasallen zu verbessern, waren die Töchter der Grafen und Barone Aquitaniens zu einem Schwarm zwitschernder Vögel geworden, der sich im Palast von Poitiers eingenistet hatte. Marie vermisste manchmal den Frieden der ersten Monate, doch nun kam es ihr entgegen, Teil einer großen
Menge zu sein, denn sie konnte unauffällig verschwinden.
    Der Garten roch süß wie Duftwasser aus Outremer, dem Heiligen Land. Rosen und Lilien standen in voller Blüte, betörten das Auge mit ihrer Farbenpracht. Bienengesumm war zu hören. Marie ging an ein paar Statuen vorbei zum großen Kirschbaum, der wohltuenden Schatten spendete. Auf einer steinernen Bank ließ sie sich nieder. Es gelang ihr, völlig ruhig zu atmen. Sie würde mit Jean reden, um herauszufinden, was von Régnier de Rancon zu halten war. Ihre Tante war nie besonders freundlich zu ihr gewesen, aber sie hatte mit der Zeit gelernt, deren bissige Bemerkungen einfach zu überhören. Sobald Emmas hochmütige Maske von ihrem Gesicht rutschte, kam ein todunglücklicher, bitterer Mensch zum Vorschein. Marie wollte sich nicht vorstellen, wie sie eine weitere Enttäuschung verkraften würde.
    Als sie Schritte vernahm, fuhr sie zusammen. Jeans hohe Gestalt erschien zwischen den blühenden Sträuchern. Er ging langsam, völlig gelassen. Maries Kehle wurde eng.
    »Wie schön, Euch zu sehen.«
    Schwungvoll nahm er an ihrer Seite auf der Bank Platz. Marie senkte den Blick, um der Wirkung seiner blauen Augen zu entkommen.
    »Das war eine ziemliche Aufregung gestern Nacht«, begann er nach einer Weile des Schweigens. »Ich hoffe, die Damen sind wohlauf.«
    Marie holte Luft.
    »Isabelle de Vermandois liegt mit Kopfschmerzen in ihrem Gemach.«
    Er lachte nur.
    »Kopfschmerzen hätte ich nach so vielen Bechern Wein auch. Macht Euch keine Sorgen. Sie muss ihren Rausch ausschlafen, dann ist sie wieder munter wie ein junger Vogel.«

    Er schien aus Erfahrung zu sprechen. Marie zwang sich, ihn anzusehen. Es schmerzte fast, so sehr gefiel er ihr.
    »Hat Régnier de Rancon eine eigene Burg?«, fragte sie geradeheraus. Jean zuckte mit den Schultern.
    »Nicht dass ich wüsste. Aber er erzählt ständig neue Geschichten. Einmal war sein Vater ein gefürchteter Raubritter, dann wieder ein edler Kämpfer in Outremer. Was kümmert es Euch?«
    Sie staunte, einen Hauch von Unsicherheit in seiner Stimme zu vernehmen. Fürchtete Jean etwa, sie hätte Gefallen an Régnier gefunden? Der Gedanke war lächerlich. Aber Jeans Befürchtungen schmeichelten ihr, auch wenn sie es nicht wollte.
    »Es geht mir um meine Tante Emma d’Anjou«, erklärte sie. »Sie hat … Ich meine … Régnier de Rancon gefällt ihr.«
    Die ganze Wahrheit brauchte Jean nicht zu wissen.
    »Régnier gefällt sie auch. Die hochmütige Dame gefällt vielen Rittern. Er prahlte damit, dass sie eine

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