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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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gut verstand. Der Blick der Hausherrin war aufmerksam auf das Gesicht ihres Sohnes gerichtet. Er schwang sich vom Pferd, um sie in die Arme zu schließen, und ihre Züge entspannten sich ein wenig, als sie über sein Haar strich.
    »Das ist meine Braut Marie, die in drei Monaten unser Kind zur Welt bringen sollte«, erklärte er völlig selbstverständlich. Wieder zwang seine Mutter sich zu einem Lächeln.
    »Kommt herein und ruht euch aus, bis das Abendessen fertig ist.«
    Marie wurde in einer Kammer untergebracht, in der eine Truhe und ein schmales Bett standen. Jean stellte sein Schwert dort in der Ecke ab. Das Gesicht seiner Mutter nahm einen missmutigen Ausdruck an, aber sie forderte ihn nicht auf, sich in einem anderen Raum niederzulassen.
    Bei Tisch lernte Marie auch Jeans Vater kennen. Seine Zeit als Ritter musste sehr lange zurückliegen, denn ihm war ein runder Bauch gewachsen, der ihn sehr gemütlich und behäbig wirken ließ. Es war seine Frau, die alle Befehle an die Dienstmägde erteilte und mit einem rotwangigen Knecht besprach, wie mit der eingebrachten Ernte zu verfahren sei. Ihre Stimme klang energisch und fröhlich. Hatte sie sich ganz bewusst einen Gemahl gesucht, der ihr gefiel und ein entspanntes Leben schätzte, ohne sich in die Führung eines großen Hofes einzumischen?
    Zwei von Jeans Brüdern trafen ebenfalls zum Abendessen
ein. Sie waren von gedrungener Gestalt wie ihr Vater, doch um einiges schlanker und kräftiger, da sie vermutlich am Hof mit zupackten. Der Ältere hatte bereits eine Frau und drei Kinder, die beim Essen fröhlich herumalberten. Marie musste unwillkürlich an Pierres Vater in Huguet denken, der solch kindlichen Übermut niemals geduldet hätte, doch hier schien sich niemand daran zu stören. Sie entspannte sich ein wenig.
    Der Wein schmeckte ebenso köstlich wie an Aliénors Tafel. Marie leerte mehrere Becher und lauschte den Stimmen um sie herum. Bisher war sie nur neugierig betrachtet, aber kaum angesprochen worden, was ihr durchaus entgegenkam.
    »Ihr kommt also vom Hof in Poitiers?«, hörte sie plötzlich Pierres Vater fragen und fuhr zusammen. Dann nickte sie.
    »Und was ist dort Eure Stellung?«
    »Ich diene der Königin.« Es war keine Lüge, aber auch keine sehr klare Antwort. Jeans Vater knurrte leise und erhielt einen mahnenden Blick von seiner Frau.
    »Wir wissen hier wenig vom Leben an einem Fürstenhof«, wandte sich die Bäuerin nun an Marie. »Abgesehen davon, dass wir unseren Wein dorthin liefern.«
    »Es ist sehr guter Wein. Ein jeder Fürst muss ihn hoch schätzen«, sagte Marie, und als ein stolzes Leuchten in den blauen Augen der Weinbäuerin aufblitzte, wurde ihr klar, dass sie sich richtig verhalten hatte.
    »Und auf welche Weise dient Ihr der Königin?«, hakte Jeans Vater dennoch nach. Marie wurde unwohl. Sie hatte bereits bemerkt, dass Jeans Schwägerin sie misstrauisch musterte.
    »Ich unterhalte sie«, erklärte sie wahrheitsgemäß.
    »Seid Ihr eine Gauklerin?«
    Falten erschienen auf der Stirn des einstigen Ritters.
    Marie nahm einen weiteren Schluck Wein.

    »Ich bin etwas in der Art, das ist richtig.«
    »Marie ist sehr müde von der Reise«, kam Jean ihr zu Hilfe. »Sie möchte sich jetzt sicher schlafen legen und nicht weiter ausgefragt werden.«
    Zwar war Marie keineswegs müde, doch stand sie auf, um sich in ihre Kammer führen zu lassen. Jean wollte zunächst allein mit seinen Eltern reden, das hatte sie begriffen. Sie zog den Kittel aus und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Es beschämte sie, dass sie nicht anders konnte, als die Tür einen Spalt breit offen zu lassen, um etwas von dem Gespräch bei Tisch mitzubekommen, bevor sie sich auf die Matratze legte.
    »Als Thibault dich damals zum Ritter ausbilden wollte, da vermachte ich dir mein Schwert und mein Kettenhemd«, hörte sie den Vater reden. »Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass du eine schwangere Braut geheimnisvoller Herkunft nach Hause bringst. Sie ist vornehm, das sieht man ihr an. Aber wieso hat sie keine eigene Familie, die sich um sie kümmert? Gibt es einen Grafen oder einen Baron, der nur darauf wartet, dir sein Schwert in die Brust zu bohren, weil du diesem Mädchen ein Kind gemacht hast?«
    Marie musste schlucken.
    »Niemand hatte bisher vor, mich ihretwegen umzubringen«, erwiderte Jean mit feinem Spott. »Sie ist vornehmer Abkunft, aber ein uneheliches Kind. Ihrer Familie ist sie nicht besonders wichtig. Die Herzogin von Aquitanien mag Marie, weil sie

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