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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Kinder, habt viele Jahre an seiner Seite geherrscht. Er wird nicht zu hart mit Euch verfahren.«
    Sie zwang sich, an ihre eigenen Worte zu glauben. Den Tod des Erzbischofs, der Henris jahrelanger Freund gewesen war, aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen. Das gelang ihr nicht ganz, doch sie hoffte, dass Henri aus diesem Fehler vielleicht gelernt hätte. Auch die Herzogin von Aquitanien war niemand, den er einfach aus dem Weg räumen konnte, ohne Empörung auszulösen.
    Aliénors Kinn zuckte in die Höhe.
    »Henri um Gnade anflehen, das werde ich niemals tun!«, rief sie empört. »Und es ist noch nicht alles verloren.«
    Sie nahm einen weiteren Schluck Wein, der etwas Farbe auf ihre Wangen zauberte. Dann straffte sie die Schultern.
    »Jetzt weißt du Bescheid, Marie. Gibt es sonst noch etwas?«
    Den knappen Worten entnahm Marie, dass keine weitere Einmischung ihrerseits erwünscht war. Sie sammelte sich, brachte endlich ihr eigenes Anliegen zur Sprache.
    »Jean muss seinem Onkel Thibault vom Tod des jungen Robert erzählen«, sagte sie. »Würdet Ihr ihm erlauben, Poitiers wieder zu verlassen?«
    Die Antwort war ein schlichtes Nicken. Marie atmete erleichtert auf.
    »Und ich möchte so gern meine Tochter sehen«, fügte sie mit neuem Mut hinzu. Aliénors Stirn legte sich in Falten.
    »Es wäre nicht klug, in der gegenwärtigen Lage ein kleines Kind hierherzubringen. Das siehst du hoffentlich ein.«
    Marie senkte den Kopf. Dem konnte sie nicht widersprechen.
    »Du kannst mit deinem Jean losziehen«, fügte Aliénor hinzu. »Bei Bordeaux bist du sicherer als hier. Im Augenblick habe ich keine Zeit für neue Lais, aber sobald dieser Krieg vorbei ist, würde ich dich gern wieder an meinem Hof sehen.«
    Maries Herz tat einen Sprung.
    »Ich komme natürlich zurück. Mit meiner Tochter, wenn Ihr es gestattet«, sprudelten die Worte aus ihrem Mund. Der Hof von Poitiers würde fortbestehen, ganz gleich, wie dieser Krieg ausging. Vielleicht würde Henri sich von Aliénor trennen, die Ehe auflösen lassen und Rosamond heiraten. Vielleicht war dies sogar die beste Lösung, auch wenn die Königin es im Augenblick sicher nicht hören wollte.
    Aliénor lächelte nachsichtig.
    »Ich habe meine Versprechen nicht vergessen. Lass mich diesen Krieg zu Ende bringen, dann wirst du bald schon Marie de Veizis sein und zahllose Bälger aufziehen, wobei du hoffentlich das Schreiben nicht vergisst.«
    Marie fühlte sich auf einmal so leicht und beschwingt, dass sie Lust verspürte, tanzend herumzuspringen. Ganz gleich, was geschah, sie fühlte sich sicher, solange Aliénor eine schützende Hand über sie hielt.
    »Es wird alles so sein, wie meine Königin es wünscht«, versprach sie und wurde mit einem zufriedenen Lächeln entlassen.
     
    Marie hastete durch die Palastgänge, um Jean zu suchen. Sie würden noch am abendlichen Mahl teilnehmen, morgen den Gottesdienst besuchen, doch dann war es Zeit für
die nächste Abreise. Sie verspürte keinerlei Müdigkeit, hätte sich schon jetzt wieder auf einen Karren schwingen können, um Amélie näher zu kommen.
    Im Hof sah sie sich kurz um, eilte dann zu dem rechten Nebengebäude, wo die Ritter untergebracht waren. Ein leichtes Ziehen an ihrem Ärmel schien zunächst nur lästig.
    »Ma Dame Marie!«
    Die Stimme war ihr bekannt. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie sich umdrehte. Sie hatte nicht mehr an Denis Piramus gedacht, seitdem sie und Jean endlich vereint waren. Es war ihr überflüssig erschienen, sich bei der Königin über den frömmelnden, intriganten jungen Kleriker zu beschweren. Doch nun stand er vor ihr, etwas größer als bei der letzten Begegnung. Die roten Pusteln auf seinem Gesicht waren ein wenig geschrumpft, doch machte ihn das nicht anziehender.
    »Was willst du?«, fragte sie unwirsch.
    »Sie hat Euch also vergeben«, stellte er fest. Marie nickte ungeduldig und wollte weiterlaufen.
    »Jeden anderen Höfling hätte sie für ein unerlaubtes Verschwinden bestraft. Aber die dichtende Marie ist natürlich etwas Besonderes«, rief er ihr bissig hinterher. Marie fuhr herum.
    »Ja, so ist es wohl«, erwiderte sie. »Und jetzt lass mich in Frieden.«
    »Aber all das wird Euch nichts nützen, denn die Königin wird diesen Krieg verlieren. Das weiß selbst Raoul de Faye, der deshalb nach Paris geflohen ist. Selbst wenn Ihr mit Eurem Liebhaber verschwindet, ich werde dem König von Eurem Treiben erzählen, sobald er hier einmarschiert.«
    Marie fröstelte, dann schüttelte sie die

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